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Ist einer knapp, dann folgt in Bälde die
böse Gier nach neuem Gelde; man pumpt bei Freunden und Bekannten und
gut betuchten Anverwandten.
Auch Willibald ist ein bekannter und
fast schon chronisch Abgebrannter - die Oma ist im Fall der Fälle die
lukrativste Anlaufstelle.
Kommt Willi an, rennt Oma rasche zu
ihrer alten Einkaufstasche und zückt aus dieser von alleine für
ihren Enkel 2, 3 Scheine.
Trotz schmaler Rente übt seit Jahren die
gute Oma sich im Sparen, denn für den Fall, sie sollte sterben, soll´n
alle Kinder kräftig erben.
So sind die Omas, doch zum Danke gibt´s
mit den Kindern nur Gezanke, wie Geier zieh´n die Erben leise doch
immer enger ihre Kreise.
So wollte sie sich für den Rücken, der
schmerzt vom Alter und vom Bücken, erst unlängst selbst `nen
Sessel schenken, doch riet man ihr, dies zu bedenken.
Obwohl
bis auf das Holz verschlissen riet ohne Scham und auch Gewissen die
Erbgemeinschaft der Betrüger: „Den alten flicken sei viel klüger“.
Und
das durch Nichtkauf nun Ersparte, das nahmen sie sogleich – na
warte – „zum Aufbewahren“ gern entgegen, „damit sie´s nicht
verliert“ - von wegen !
Auch Enkel Willibald, der lose, steckt
gern mal Scheinchen in die Hose, sein Lebensstil ist geldverschlingend und
er braucht neues - ziemlich dringend.
Drum klingelt unser
blanker Bube auch heute Sturm an Omas Stube, nach 10 x Klingeln
macht er Pause, denn Oma, scheint´s, ist nicht zuhause.
Doch
drängt die Leere in den Taschen nach einer Lösung, einer raschen und
wie er so vor´s Türblatt hämmert ihm ganz spontan ein Einfall
dämmert.
Denn draussen, in der Blumenschüssel, hat Oma
`nen Reserveschlüssel, doch hakt der Schlüssel, der versteckte, weil
innen noch ein zweiter steckte.
Die Tür schwingt auf, er
denkt „Von wegen !“, wie´s scheint, ist Oma doch zugegen, doch
trotz des Lärms ( des nicht grad´ kleinen ) glänzt Oma nur durch
Nichterscheinen.
Das Radio läuft, kein Mensch zu sehen, die
Jacke hängt, die Schuhe stehen; „Sie wird doch nicht ...“ der
Willi zaudert, weil´s ihm vor Leichen wahrhaft schaudert.
Doch
plötzlich denkt er frohen Mutes, ein Sterbefall hätt´ auch was
Gutes, denn mit dem Geld, das hier zu erben, könnt´ allerlei
man neu erwerben.
So tritt voll Gier der Enkelbube trotz
Gänsehaut in Omas Stube, dort sieht er sie im Sessel liegen umschwirrt
von vielen Stubenfliegen.
Im Kittel-Kleid scheint sie zu
dösen, doch fängt sie an, sich aufzulösen, denn ihr Gesicht
– ihn packt das Grauen – ist weiß und matschig – bloß nicht schauen.
Dem
Willi scheint in solcher Lage viel dringlicher – ganz ohne Frage
– das „Sichern der Vermögenswerte“, die familiär man heiß
begehrte.
Weil alte Leut´ gern Geld verstecken wühlt Willibald
in allen Ecken; Erspartes, Kleingeld, Münzen, Scheine gehör´n
dem Finder - ihm alleine.
Ob Strümpfe, Bücher und auch Kissen, es
wird gefilzt und weggeschmissen, für grad´ 2 Euro nur im Magen wird
Omas Sparschwein auch erschlagen.
Doch eins hat Willi nicht
gefunden, - die Einkaufs-Börse scheint verschwunden -, als
letzter Ort bleibt Omas Kittel, - er wünscht´, es gäb´ ein and´res
Mittel.
„Doch wenn es sein muss, dann doch rasche“ denkt
er und greift zur Kitteltasche, - ein Griff, ein Schrei und ohne
Sinne sinkt Willibald zu Boden hinne.
Bedeckt mit Schönheits-Quark
und Watte die sie im Ohr zum Schutze hatte, springt Oma hoch,
verscheucht die Fliegen und spricht, als sie ihn dort sieht liegen: „Ach
Willibald, du bist ein Schlimmer“ - die Oma lebt, der Willi nimmer.
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