Maria

Zurück

 

 

Sterben, erben, Spaß verderben

 

 

 

Ist einer knapp, dann folgt in Bälde
die böse Gier nach neuem Gelde;
man pumpt bei Freunden und Bekannten
und gut betuchten Anverwandten.

Auch Willibald ist ein bekannter
und fast schon chronisch Abgebrannter
- die Oma ist im Fall der Fälle
die lukrativste Anlaufstelle.

Kommt Willi an, rennt Oma rasche
zu ihrer alten Einkaufstasche
und zückt aus dieser von alleine
für ihren Enkel 2, 3 Scheine.

Trotz schmaler Rente übt seit Jahren
die gute Oma sich im Sparen,
denn für den Fall, sie sollte sterben,
soll´n alle Kinder kräftig erben.

So sind die Omas, doch zum Danke
gibt´s mit den Kindern nur Gezanke,
wie Geier zieh´n die Erben leise
doch immer enger ihre Kreise.

So wollte sie sich für den Rücken,
der schmerzt vom Alter und vom Bücken,
erst unlängst selbst `nen Sessel schenken,
doch riet man ihr, dies zu bedenken.

Obwohl bis auf das Holz verschlissen
riet ohne Scham und auch Gewissen
die Erbgemeinschaft der Betrüger:
„Den alten flicken sei viel klüger“.

Und das durch Nichtkauf nun Ersparte,
das nahmen sie sogleich – na warte –
„zum Aufbewahren“ gern entgegen,
„damit sie´s nicht verliert“ - von wegen !

Auch Enkel Willibald, der lose,
steckt gern mal Scheinchen in die Hose,
sein Lebensstil ist geldverschlingend
und er braucht neues - ziemlich dringend.

Drum klingelt unser blanker Bube
auch heute Sturm an Omas Stube,
nach 10 x Klingeln macht er Pause,
denn Oma, scheint´s, ist nicht zuhause.

Doch drängt die Leere in den Taschen
nach einer Lösung, einer raschen
und wie er so vor´s Türblatt hämmert
ihm ganz spontan ein Einfall dämmert.

Denn draussen, in der Blumenschüssel,
hat Oma `nen Reserveschlüssel,
doch hakt der Schlüssel, der versteckte,
weil innen noch ein zweiter steckte.

Die Tür schwingt auf, er denkt „Von wegen !“,
wie´s scheint, ist Oma doch zugegen,
doch trotz des Lärms ( des nicht grad´ kleinen )
glänzt Oma nur durch Nichterscheinen.

Das Radio läuft, kein Mensch zu sehen,
die Jacke hängt, die Schuhe stehen;
„Sie wird doch nicht ...“ der Willi zaudert,
weil´s ihm vor Leichen wahrhaft schaudert.

Doch plötzlich denkt er frohen Mutes,
ein Sterbefall hätt´ auch was Gutes,
denn mit dem Geld, das hier zu erben,
könnt´ allerlei man neu erwerben.

So tritt voll Gier der Enkelbube
trotz Gänsehaut in Omas Stube,
dort sieht er sie im Sessel liegen
umschwirrt von vielen Stubenfliegen.

Im Kittel-Kleid scheint sie zu dösen,
doch fängt sie an, sich aufzulösen,
denn ihr Gesicht – ihn packt das Grauen –
ist weiß und matschig – bloß nicht schauen.

Dem Willi scheint in solcher Lage
viel dringlicher – ganz ohne Frage –
das „Sichern der Vermögenswerte“,
die familiär man heiß begehrte.

Weil alte Leut´ gern Geld verstecken
wühlt Willibald in allen Ecken;
Erspartes, Kleingeld, Münzen, Scheine
gehör´n dem Finder - ihm alleine.

Ob Strümpfe, Bücher und auch Kissen,
es wird gefilzt und weggeschmissen,
für grad´ 2 Euro nur im Magen
wird Omas Sparschwein auch erschlagen.

Doch eins hat Willi nicht gefunden,
- die Einkaufs-Börse scheint verschwunden -,
als letzter Ort bleibt Omas Kittel,
- er wünscht´, es gäb´ ein and´res Mittel.

„Doch wenn es sein muss, dann doch rasche“
denkt er und greift zur Kitteltasche,
- ein Griff, ein Schrei und ohne Sinne
sinkt Willibald zu Boden hinne.

Bedeckt mit Schönheits-Quark und Watte
die sie im Ohr zum Schutze hatte,
springt Oma hoch, verscheucht die Fliegen
und spricht, als sie ihn dort sieht liegen:
„Ach Willibald, du bist ein Schlimmer“
- die Oma lebt, der Willi nimmer.
 

 

 

 

(C) Der Spasspoet

 

24.07.2010

Zurück