Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (22. November 2020)
 
Die Wahrheit liegt auf dem Golfplatz
 

Dinge der Woche: Corona nervt. Trump locht immer noch im Weissen Haus ein. Und bei der SPD ist es plötzlich ganz okay, wenn in einer prominenten Doktorarbeit betrogen wird.

   Ist heute der 21. November oder der 37. Februar? Keine Ahnung! Was womöglich daran liegen könnte, dass sich die Tage ähneln wie eine Corona-Kurve der nächsten. Grossheiraten? Abhotten im Park? Fetischparty auf dem Balkon? Gruftie-Treffen im Kohlenbunker? Isch over. Das pralle Leben wird auf irgendwann verschoben. Gut möglich, dass nächstes Jahr Weihnachten und Ostern auf den Geburtstag von Prinz Charles fallen.



   Selbst von Vitalität durchpulste Aktivposten und Corona-Leugner wie Michael Wendler müssen jetzt lernen, wie man einsam vom Sofa aus die Welt vor sich selbst rettet. Man bleibt am besten sitzen. Monatelang. Jahrelang. Hält den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand zum eigenen Spiegelbild. Oder bewegt sich als frisch vom Kanzleramt entmündigter Bürger energiesparend wie eine von Flatulenzen umwehte Staubmaus durch das Quarantäne-Lager. Glotzt in Begleitung einer Palette Dosenbier bis zur Hirnerweichung "Bares für Rares", wo Karl-Heinz Rummenigge eine Jérôme-Boateng-Büste aus der FC-Bayern-Vitrine feilbietet. Atmet flach und klimaschonend, schaut gelegentlich im Homeoffice vorbei, winkt debil lächelnd in Unterhosen den schwammig werdenden Gesichtern der gleichfalls eingekerkerten Kollegen auf dem Bildschirm zu. Harrt aus, bis die Corona-Kanzlerin diesen Spuk mit einer Spritze aus einem Mainzer Tiefkühlfach für beendet erklärt.

   Und falls Ihnen bis dahin wider aller Sterbeprognosen die Decke auf den Kopf fallen sollte, hier einige Tipps, mit denen Sie den Corona-Alltag kreativ überleben.

   Denunzieren: Heimlich im Kohlenkeller abfeiernde Studenten verpetzen. Oder das eigene Kind melden, das mit mehr als einem anderen Kind aus einem unbekannten Hausstand auf der Strasse spielt. Oder den verhassten Nachbarn anzeigen, wie dieser erneut mit heruntergelassener Maske herumläuft. Das vertreibt den Corona-Frust. Und wenn dann noch die Homeoffice-Steuer kommt, die so ein cleverer Stratege der Deutschen Bank vorgeschlagen hat, wird das Denunzieren prickelnd. Fünf Prozent des Bruttoeinkommens Abzug für jenen Nachbarn, der ins Büro fahren könnte, aber freiwillig zu Haus arbeitet. Wenn das durchgeht, spendiert demnächst die Steuerbehörde Kopfgelder.



   Promovieren: Schon mal darüber nachgedacht, in die Berliner SPD einzutreten und schnell und schmutzig eine Doktorarbeit verfassen - ganz ohne Forschungszweck und Karriereabsicht? Schliesslich kann man nur am Wissenschaftsstandort Berlin bei Zitieren schummeln, auffliegen und hernach seinen Titel wie eine alte Socke von sich werfen, ohne Ärger zu bekommen. Im Gegenteil, es gibt sogar Lob. In der Hauptstadt geht das alles, wo man gern mal beide linke Augen zudrückt. Berlin bleibt Berlin. Sollten Sie noch eine fachkundige Doktormutter suchen, schicken sie Ihre aussagekräftige Bewerbung (ohne Fussnoten, in einfachen Satzaufbau und Wörtern!)  ins Bundesfamilienministerium, Frau Dr. rer.pol. Giffey zu Händen. Ein eventuell straffällig gewordener Ehepartner stellt kein Problem dar.

   Golfen: Falls Sie als Multimillionär oder President Ihres Landes gerade eine persöhnliche Kränkung erlitten haben oder mit einer beruflichen Niederlage hadern oder Ihre Berufskollegen sie mit illegalen Mitteln wegmobben wollen, lassen Sie sich in Ihrer drei Tonnen schweren Panzerlimousine einfach zu Ihrem Golfclub fahren und blenden Sie beim Lochen und Putten die Realität aus. Golfen und sich sonst im Outdoor-Sport zu betätigen, das darf man auch im Lockdown.
 

 

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