Zu den Mysterien des Universums
gehören neben der Frage nach der künftigen Stilausrichtung im
Stuttgarter Rathaus (klassische Krawatte, weisse Sneakers oder
doch ganztägig Fahrradhelm?) die Existenz Schwarzer Löcher.
Der öffentliche Raum sei voll damit, behaupten die Kritiker
vom scheidenen Fritz Kuhn. Überall Schlaglöcher, Baulücken,
finstere Ecken und düstere Aussichten bei Handel, Gastronomie
und Konsum. Doch die Faktenlage scheint dürftig. Niemand weiss
wie all das zusammenhängt - und der scheidene Oberbürgermeister
weist jegliche Verantwortung von sich.

Deswegen
versuchen Astronomen einen Blick auf das Schwarze Loch im Zentrum
der Stadt zu werfen: Den Schlossgarten samt Eckensee. Ein Superlichtkonzept
soll eben den Park sicher machen. Neue, bei Bedarf dimmbare
Leuchten sollen der oft aggressiven Stimmung unter der Partyszene
im Park entgegenwirken.
Die ersten
Prognosen und Aussichten sind allerdings irritierend. Die Schwarzen
Löcher und ihre Gravitationswellen rund um die Oper werden wohl
nicht weniger. Auf einem Teleskopen-Foto wollen Experten riesige
Damenhandtaschen erkannt haben, in deren Tiefen das alles aufsaugende
Nichts lauert. Männer wissen schon seit geraumer Zeit um die
unendlichen Weiten und Gefahren von sogenannten It-Bags, in
deren Schlünden alles auf Nimmerwiedersehen verschwindet. Smartphones,
Laptops, Schlüssel, die Nummer des Schlüsselnotdienstes, Kreditkarten,
Lockenbürsten für jedes einzelne Haar, Deoroller, moderne Männerherzen
und etwas, was nach Superfood-Quinoa mit Granatapfel-Topping
ausschaut - oder nach einem aus rottenden Lippenstiften geborenen
Mikroorganismus.
Einer Studie zufolge
verbringen Frauen 76 Tage ihres Lebens mit einer Suche in ihrer
Handtasche, was exakt jener gestohlenen Lebenszeit entspricht,
die ein Mann sinnlos vor einer Haustür im Regen wartet. Viele
Ehemänner kenn ihre Frauen lediglich von der Hüfte abwärts,
der Rest steckt meist in einer unpraktischen Bügeltasche. Auch
Angela Merkel kramt mit Vorliebe in einer ihrer Handtaschen,
wenn sie mal nicht weiter weiss. Dort sucht sie etwa nach einer
Antwort auf die zweite Corona-Welle. Doch das einzigste, was
sie in der Dunkelheit ertastet, ist etwas Grosses, Glattes,
was eventuell der Schädel von ihrem Wirtschaftsminister und
Adlatus Peter Altmaier sein könnte.

Tatsächlich
hat man den Eindruck, dass die Taschen der Stuttgarterinnen
immer voluminöser werden. Das mag auch mit dem geänderten Konsumverhalten
infolge der Ausgangsbeschränkungen zusammenhängen. Man verlässt
ja seltener das Haus. Und wenn man schon mal in der City zu
Fuss shoppen geht, so muss es auch gleich etwas mehr sein. Der
Pragmatismus siegt: Statt teurer Modebeutel sieht man immer
öfter zeltartige Ikea-Taschen mit Monatsvorräten an Überlebensmitteln
für die ganze Sippschaft über die Schulter gezurrt - und nicht
selten steckt darin die Last der ganzen Familie samt Hundefutter.
Oder
diese vollgepackten Rucksäcke, die als Fitnessgeräte getarnt
umfunktioniert werden. Neulich konnte man im Schlosspark ein
jungdynamisches Paar beim Sport beobachten, wobei der Herr -
ein Verbalsporter - den Personaltrainer gab. Im Herbstlaub war
seine Freundin oder Frau zu erkennen, die auf Zuruf hin Liegestützen
vollführte, und zwar mit Rucksack auf dem Rücken, um wohl den
Traininseffekt zu verstärken. Bei den letzten Wiederholungen
drückte der Folterknecht mit der Hand auf den Rucksack, um den
Widerstand zu erhöhen. Mal ehrlich, wo soll dass alles noch
enden?
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