Dinge der Woche: Die Supermacht jenseits des
Atlantiks hat einen neuen Chef. Da geht es künftig etwas ruhiger
zu - aber vorher ist noch mal richtig Party.
Die
"Magic Walls", die magischen Wände der US-Sender,
sind erkaltet. Tagelang hatten Männer im Anzug und mit Frisuren,
für die das Wort makellos nicht hinreicht, vor dieser digitalen
Kulisse ein klassisches Nachrichtenballett aufgeführt. Sie hatten
mit energischen Handbewegungen Sieg und Niederlage verteilt
und am Ende den Kessel von Pennsylvania abgeriegelt. Irgendwann
schwankten die Moderatoren wie Pappeln im Wind, zeigten schief
sitzende Krawattenknoten und Augenringe, die sich nicht mehr
überschminken liessen. Sie wurden durch frisch gereinigte Reservisten
ersetzt, von denen die News-Sender offenbar Zehntausende bereithielten.
Wie viele es wirklich sind, wird man erst nach einer Neuauszählung
wissen.

Die
Grossmacht jenseits des Atlantiks soll nun einen neuen Führer
haben - einen freundlich lächelnden alten weissen Mann, den
man in einem Restaurant ohne Scheu nach dem Weg zur Toilette
fragen würde. Doch die Wunden sind noch offen. Gegen die Schlacht
um das Weisse Haus war das Finale des Super Bowl nicht mehr
als der Weihnachtsbastelabend einer Grundschulklasse.
Auch
hierzulande sassen Familien in den frühen Morgenstunden frösteln
vor dem TV-Gerät und fühlten den Puls der roten und blauen Wahlbezirke.
Jugendliche stolperten nach der Schule durch die Tür, stierten
auf ihre Smartphones und murmelten Sätze vor sich hin wie "Georgia
kippt" oder "Game over in Pennsylvania". Ballots
und Small Margins, offenbar Wesen aus einer Fantasy-Welt, kämpften
gegen das dunkle Xenophobia und seinen Dämonischen Herrscher
Fraud. Die Schlachten von Maricopa, Fulton und Allegheny dürften
in die Geschichte eingehen.
Doch die
finale Entscheidungsschlacht steht noch aus. Der Amtsinhaber
hat sich an seinem Schreibtisch festgekettet und wartet auf
die Entsatzarmee unter dem Kommando von Robert E. Lee. Der Versuch
eines Getreuen, den Atomkoffer in einem unbeobachteten Augenblick
mit einem Fusstritt aus der Reichweite des Präsidenten zu bringen,
scheiterte. Der Verräter wurde solange Haarfärbemittel eingeflösst,
bis er seine demokratischen Überzeugungen erbrach. Ob der Supreme
Court einen begrenzten Atomschlag gegen Georgia oder Arizona
billigt, ist derzeit noch offen.

Der
von den Medien als Wahlsieger Ausgerufene lächelt all dies debil
weg und betont, er könne das Land auch von seiner Doppelgarage
ausführen. Dort herrsche ein Klima der Toleranz und Fürsorge.
Aus Rücksicht auf die Physis des künftigen Präsidenten ist spätestens
um 18 Uhr Feierabend. Während dessen bereits im Hintergrund
hochrangige demokratische Politiker im Sinne der Versöhnung
bundesweit Umerziehungslager für die störrischen republikanischen
Wahlhelfer einrichten lassen. Die ersten Namenslisten auf verschiedenen
Servern der USA wurden für die unzähligen demokratischen Denunzianten
freigeschaltet.
Für die nächsten Klimakonferenzen
gilt dann ein obligatorischer Mittagsschlaf. An Auslandsreisen
sei wegen der Gebrechlichkeit des Presidentenanwärter zunächst
nicht gedacht, hiess es. Dafür seien aus dem Etat des Verteidigungsministeriums
drei Millionen Burger mit doppelt Käse, Speck und BBQ-Sosse,
20 Millionen Liter Dünnbier und viele Tausend demokratische
Tabledance-Aktivistinnen beschafft worden. Ob der neue Präsident
diese Party durchhalte, sei aber offen. Falls nicht, könnte
aus dem Fundus der Nachrichtenketten ein anderer älterer weisser
Mann seinen Platz einnehmen. Amerika ist gross.
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