Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (08. November 2020)
 
Was erlauben Biden!
 

Dinge der Woche: Am 12. November droht mal wieder der Tag der schlechten Wortspiele. Doch interessiert das nach dieser unglaublichen Woche noch eine Menschenseele?

   Eigentlich, liebe Leser, wollten wir uns heute warm laufen für den Tag des schlechten Wortspiels am kommenden Donnerstag. Wir hätten in Zeiten von Corona ein "Aerosole mio" angestimmt und uns dem Schlagoberst hingegeben. Trotz wirtschaftlich schwieriger Lage hätten wir uns auch zum einen oder anderen Zapfenstreich hinreissen lassen und in guten wie in schlechten Zeilen Ihnen das Licht am Ende des Tunnels von Kalau gezeigt. Wenn es Häute regnet, wird Leder billig. Ja, meine Samen und Beeren, es hätte eiter werden können in dieser Kolumne.



   Aber dann kam dieser durchgeknallte Präsidentenbewerber aus Übelsee, dessen Senilität, wenn Sie mich fragen, sein geringstes Problem ist, und warf mit ein paar kruden Sätzen all unsere Pläne über den Haufen. Stellt sich hin, schimpft die Republikaner als Betrüger und lässt sich als Sieger dieser Greistagswahl feiern, obwohl noch nichts entschieden war. Meine Oma hätte gesagt: "Der isch net ganz bacha!" In dieser Situation hätte man sich einen international erfahrenen Coach gewünscht, der dazwischen gegrätscht hätte: Was erlauben Biden!

   Bidens Auftreten hat, zumindestens bei demokratisch gesinnten Hirnen, für Kopfschütteln gesorgt. Doch nicht das. Kaum zu lauben, aber wahl: Noch bevor in den ehemals vereinigten Staaten von Amerika alle Stimmzettel ausgezählt waren, tauchten wie aus dem Nichts wohl gefüllte Stimmzettelkisten für Biden auf und liessen alle sämtliche deutschen Eichen aus Entsetzen ihre blätter fallen. Die Online-Kanäle tillten und liefen beim Löschen von unliebsamen Kommentaren heiss. Im Blätterwald stieg ein Rauschen auf, wie es seit Sturm Lothar nicht mehr zu hören war.

   Ich will mich nicht in inneramerikanischen Angelegenheiten einmischen. Von mir aus kann der Typ machen, was er will, auch sein Volk weiter spalten, aber dass er mit seinem Auftritt en passant auch noch meinen Altkanzler Gerhard in den Schatten gestellt hat, das nehme ich ihm krumm. Schröder war nicht schlecht, als er 2005 in der Elefantenrunde den Kampfelefanten gab und weiterregieren wollte, obwohl das Ende seiner Kanzlerschaft besiegelt war - das waren noch wirkliche Wahlen! "Hatte er was getrunken", fragten hinterher zartbesaiteten Würstchen. Während eingefleischte Politprofis wissen wollten: "Was hat er getrunken?"



   Der später von Harald Schmidt als Gas-Gerd geadelte SPD-Politiker war erste Sahne an diesem Abend, aber Biden, dieser senile Tattergreis, dieser ungeschlagene Meister des scheinheiligen Worts, war besser, ein Riesentrampel im Porzellanladen sozusagen. Wobei, so wirklich überraschend kam das nicht. Rein humoristisch bietet der Typ Nährboden ohne Ende.

   Von Haus aus ein Friedenswinsler hirne ich seit Tagen darüber, wie man Biden den Auftritt heimzahlen könnte. Da wir meines Wissens nach nicht im Besitz eines Flugzeugträgers sind, fällt eine Option flach. Aber hat die Bundesmarine nicht das Segelschulschiff "Gorch Fock", das zur Reparatur in einer Werft an der Unterweser liegt und in diesen Tagen hätte fertig werden sollen? In See stechen, vor der US-Westküste mit geblähten Segeln aufkreuzen und Biden den Stinkefinger zeigen, das ist das mindeste, was man von einem Volk der Trinker und Paniker, Richter und Henker, Schlichter und Banker erwarten kann.
 

 

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