Dinge der Woche: Am 12. November droht mal
wieder der Tag der schlechten Wortspiele. Doch interessiert
das nach dieser unglaublichen Woche noch eine Menschenseele?
Eigentlich,
liebe Leser, wollten wir uns heute warm laufen für den Tag des
schlechten Wortspiels am kommenden Donnerstag. Wir hätten in
Zeiten von Corona ein "Aerosole mio" angestimmt und
uns dem Schlagoberst hingegeben. Trotz wirtschaftlich schwieriger
Lage hätten wir uns auch zum einen oder anderen Zapfenstreich
hinreissen lassen und in guten wie in schlechten Zeilen Ihnen
das Licht am Ende des Tunnels von Kalau gezeigt. Wenn es Häute
regnet, wird Leder billig. Ja, meine Samen und Beeren, es hätte
eiter werden können in dieser Kolumne.

Aber
dann kam dieser durchgeknallte Präsidentenbewerber aus Übelsee,
dessen Senilität, wenn Sie mich fragen, sein geringstes Problem
ist, und warf mit ein paar kruden Sätzen all unsere Pläne über
den Haufen. Stellt sich hin, schimpft die Republikaner als Betrüger
und lässt sich als Sieger dieser Greistagswahl feiern, obwohl
noch nichts entschieden war. Meine Oma hätte gesagt: "Der
isch net ganz bacha!" In dieser Situation hätte man sich
einen international erfahrenen Coach gewünscht, der dazwischen
gegrätscht hätte: Was erlauben Biden!
Bidens
Auftreten hat, zumindestens bei demokratisch gesinnten Hirnen,
für Kopfschütteln gesorgt. Doch nicht das. Kaum zu lauben, aber
wahl: Noch bevor in den ehemals vereinigten Staaten von Amerika
alle Stimmzettel ausgezählt waren, tauchten wie aus dem Nichts
wohl gefüllte Stimmzettelkisten für Biden auf und liessen alle
sämtliche deutschen Eichen aus Entsetzen ihre blätter fallen.
Die Online-Kanäle tillten und liefen beim Löschen von unliebsamen
Kommentaren heiss. Im Blätterwald stieg ein Rauschen auf, wie
es seit Sturm Lothar nicht mehr zu hören war.
Ich
will mich nicht in inneramerikanischen Angelegenheiten einmischen.
Von mir aus kann der Typ machen, was er will, auch sein Volk
weiter spalten, aber dass er mit seinem Auftritt en passant
auch noch meinen Altkanzler Gerhard in den Schatten gestellt
hat, das nehme ich ihm krumm. Schröder war nicht schlecht, als
er 2005 in der Elefantenrunde den Kampfelefanten gab und weiterregieren
wollte, obwohl das Ende seiner Kanzlerschaft besiegelt war -
das waren noch wirkliche Wahlen! "Hatte er was getrunken",
fragten hinterher zartbesaiteten Würstchen. Während eingefleischte
Politprofis wissen wollten: "Was hat er getrunken?"

Der
später von Harald Schmidt als Gas-Gerd geadelte SPD-Politiker
war erste Sahne an diesem Abend, aber Biden, dieser senile Tattergreis,
dieser ungeschlagene Meister des scheinheiligen Worts, war besser,
ein Riesentrampel im Porzellanladen sozusagen. Wobei, so wirklich
überraschend kam das nicht. Rein humoristisch bietet der Typ
Nährboden ohne Ende.
Von Haus aus ein
Friedenswinsler hirne ich seit Tagen darüber, wie man Biden
den Auftritt heimzahlen könnte. Da wir meines Wissens nach nicht
im Besitz eines Flugzeugträgers sind, fällt eine Option flach.
Aber hat die Bundesmarine nicht das Segelschulschiff "Gorch
Fock", das zur Reparatur in einer Werft an der Unterweser
liegt und in diesen Tagen hätte fertig werden sollen? In See
stechen, vor der US-Westküste mit geblähten Segeln aufkreuzen
und Biden den Stinkefinger zeigen, das ist das mindeste, was
man von einem Volk der Trinker und Paniker, Richter und Henker,
Schlichter und Banker erwarten kann.
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