Dinge der Woche: Die Corona-Pandemie darf
keinesfalls dazu führen, dass wir die wahren Gefahren des Lebens
ausser Acht lassen. Hat eigentlich wer die Lastenfahrrad-Lenker
im Blick?
Berühmte Kolumnisten bekommen
von befreundeten Autoren gern deren Neuerscheinung mit dem dezenten
Hinweis überreicht: "Vielleicht kannst du damit was anfangen."
Gemeint ist natürlich "Also ich hätte nichts dagegen, wenn
du mein neues Buch, in das ich wahnsinnig viel Arbeit gesteckt
habe, in einer deiner nächsten Kolumnen erwähnen würdest, gern
auch lobend."
Da es die Welt im
Grossen und Ganzen gut mit der schreibenden Zunft meint, fällt
auch für nicht so ganz so berühmte Kolumnisten hin und wieder
etwas ab. Ich habe neulich eine Schubkarre geschenkt bekommen,
die bei einer Haushaltsauflösung übrig geblieben war. Bei der
Schubkarrenübergabe sagte eine gute Freundin: "Ich bin
gespannt, wann ich darüber lese." Das Grinsen hat mich
zwar irritiert, aber ich gehe davon aus, dass der Satz sehr
ernst gemeint war.

Auf
die Gefahr hin, dass das pathetisch klingt: Die Schubkarre hat
meinen Blick auf die Welt verändert. Seit ich sie habe, schleiche
ich mehrmals am Tag ums Haus in der Hoffnung, ein paar heruntergefallene
Blätter aufzufinden. Ein Unterfangen, das gerade im Herbst nicht
selten belohnt wird. Bei mehr als drei Blättern pro Hektar hole
ich die Schubkarre aus dem Schuppen.
Ich
will Sie nicht mit technischen Details langweilen, aber so viel:
Die Schubkarre hat zwar schon ein paar Jahre auf dem Buckel,
aber seit ich den Gummireifen aufgepumpt und die Achse geschmiert
habe, läuft das Ding wie eine Eins. Ich könnte mich seitenlang
über das Fahrgefühl mit meiner Schubkarre auslassen. Mittlerweise
habe ich eine Technik entwickelt, die man als elegant bezeichnen
könnte. Schon komisch: Über alle möglichen Fahrzeuge gibt es
mittlerweise massenhaft Bücher - das Genre Schubkarrenliteratur
ist über ein Nischendasein wie Baumarktprospekten oder ähnlichem
nie wirklich hinausgekommen.
Aber auch
ich werde meiner Schubkarre nicht gerecht, denn eigentlich ist
sie für mich nur ein Vehikel, um auf ein Gefährt zu kommen,
das mir immer mehr Angst bereitet: Das Lastenfahrrad.
Für
grün denkende Menschen ist das Lastenfahrrad der Weltenretter
schlechthin. Gelänge es, so die Vorstellung, das innerstädtische
Transportwesen auf elektrisch unterstützte Lastenräder umzustellen,
die Luft in unseren Ballungsräumen wäre von der im tiefsten
Schwarzwald nicht mehr zu unterscheiden. So weit die Theorie.
Die Praxis schaut allerdings leider ganz anders aus. Immer öfter
wird man als unschuldiger Pedaleur von Lastenfahrrad-Fahrern
in engen Kurven überholt und dabei meist übel geschnitten. Wurde
schon mal dabei die dicke Luft gemessen, die dabei entsteht?

Für
mich ist ein Lastenrad ein SUV auf zwei Rädern. Hinterm Steuer
thronen meist rücksichtslose Chauffeure oder Chauffeusen, die
selten einen Helm, aber meist dafür einen Heiligenschein tragen.
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Das Lastenfahrrad an
sich ist keine schlechte Erfindung. Vermutlich ist das wie mit
dem Maschinengewehr. Es kommt daran an, wie man damit umgeht
und auf wen man es richtet.
Liebe Lastenfahrrad-Radikalinskis,
sollte euch demnächst einer mit einer Schubkarre entgegenkommen,
ich an eurer Stelle würde dann etwas Tempo rausnehmen.
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