Dinge der Woche: Die Bordelle sind wieder
geöffnet, Armin Laschets Gedankengänge sind ein Fall für die
Astronomie und sogar im All gibt es jeden Abend nur Pasta.
Gott
sei Dank gibt es auch noch gute Nachrichten zu vermelden. Die
meisten Bordelle haben endlich wieder geöffnet, natürlich nur
unter strengen, aber absolut logischen Auflagen. Sex gegen bargeldlose
Bezahlung (EC, Visa) ist unter Einhaltung der Abstandsregeln
vor der Sperrstunde nur bei offenem Fenster und Kerzenschein,
mit Gummirüssel und Neoprenanzug erlaubt, ausser bei Vollmond
oder wenn der zuständige Landkreis innerhalb von sieben Tagen
mehr als 50 gemeldete Grosshochzeiten pro 100 000 Einwohner
verzeichnet. Da gilt dann das Beherbergungsverbot. Ganz einfach.

Ebenfalls
erfreulich: Die Deutschen lesen wieder mehr. Umfragen zufolge
greift jeder fünfte seit Beginn der Corona-Phobie öfters zu
einem Buch oder etwas ähnlichem, wobei nicht ganz deutlich wurde,
was diese Leute mit den Büchern in Wirklichkeit anstellen. Werfen
sie damit im coronösen Frust nach dem Ehepartner? Verwenden
sie die Gewinner des Deutschen Buchpreises als Unterlegkeile
für ihre E-Autos? Oder horten sie die Schwarten von Ken Follett
als heimliche Klopapierreserve im Falle eines neuerlichen Lockdowns?
Und was machen schliesslich all die anderen jungen Menschen,
die nur selten oder nie zu einem Buch greifen? Wieder mal ordentlich
abfeiern, bis der Nachbar klingelt?
Niemand
weiss es. Nur eines ist gewiss: Der Impfstoff kommt. Bestimmt.
Irgendwann jedenfalls. Nur noch den einen oder anderen Winter
abwarten, regelmässig stosslüften und im Hotspot kuscheln. Das
wird schon. Oder auch nicht, was auch egal wäre. Das ganze Leben
ist doch kaum mehr als ein Abstecher in ein Risikogebiet. Die
Skiferien sparen wir erst einmal, beantragen Hartz IV und gehen
in die innere Emigration.
Und bis wir
den verheissungsvollen Pikser erhalten, der uns die Freiheit
zurückgibt, schreiben wir Kontakttagebücher oder gucken aus
dem Fenster (Stosslüften!) in die Sterne. So wie diese Wissenschaftler
von der europäischen Südsternwarte. Die konnten mit ihren Teleskopen
kürzlich die letzten Momente eines Sterns festhalten, der von
einem supermassereichen Schwarzen Loch zerrissen wurde. Was
ja echt traurig ist. Kommt nämlich ein Stern zu nahe an ein
supermassereiches Schwarzes Loch heran, wird er von der extremen
Anziehungskraft angesaugt und kann dabei in lange Fäden gezogen
werden - ein Vorgang, der als "Spaghettifizierung"
bekannt ist.

Erst
mal denkt man bei rotierenden Galaxienhaufen, Schwarzen Löchern
und einer mysteriösen kosmischen Leere an seltsame Phänomene,
die in Armin Laschets vibrierender Hirnschale stattfinden oder
das unterirdische Defensivverhalten der deutschen Nationalmannschaft
bei ihrem Auftritt in der Nationsleague erklären. Aber dann
erkennt man die Parallelen unseres alltäglichen Verglühens zur
Spaghettifizierung im All, wenn wir uns abends wieder ein mal
ein billiges Aldi-Pesto auf die Pasta schütten, statt beim richtigen
Italiener mit einer Flasche Chianti das Leben zu feiern. Was
uns bleibt, abwarten und Erkältungstee trinken. Und falls jemand
klingelt, nicht aufmachen! Es könnte sich um ein irres Schwarzes
Loch handeln.
|