Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (06. September 2020)
 
Ab unter die Vernunftdusche!
 

Dinge der Woche: In Deutschland werden rohe Hackfleischbällchen und olle Reichsflaggen immer beliebter. Doch keine Sorge, wir haben ja noch Hegels grösste Werke und Merkels besten Spruch.

   Zwei Meldungen der vergangenen Tage liefern nachhaltigen Gesprächsstoff. In Würzburg hat ein Ladendieb in einem Supermarkt rohes Fleisch gegessen. Der 41-jährige nahm nach Polizeiangaben Cevapcici und Kalbsmedaillons aus dem Kühlregal, riss die Verpackung auf und ass das rohe Fleisch noch im Laden. Nach eigenen Angaben hatte der Mann gerade Heisshunger.

   Kurze Zeit später fand in Berlin eine nach längerem Hin und Her doch noch genehmigte Demonstration statt, an der Zigtausende teilnahmen und ihrem Unmut über die Politik der Bundesregierung angesichts der Corona-Phobie äusserten. Die Kundgebung verlief trotz verschiedenen Behinderungen durch lokale Polizeikräfte weitgehens friedlich.



   Doch andere Corona-Demonstranten durchbrachen die Absperrung am Reichstag und schwenkten auf der grossen Freitreppe unteranderen Landesfahnen auch schwarz-weiss-rote Reichsflaggen und machten dabei Selfies, was der Bundespräsident als "Angriff auf das Herz seiner Demokratie" bezeichnet hat.

   Das sind erschütternde Ereignisse, die gewisse Fragen nach sich ziehen. Ist Discounter-Hackfleisch immer noch viel zu teuer in diesem Land? Ist das Vertilgen roher Cevapcici aus der Plastikschale neben dem eingeschleppten Corona-Virus vielleicht der nächste heisse Megaparty-Trend vom Balkan? Führt monotones Reichsflaggenschwenken möglicherweise zu vorzeitigem Hirnerguss beim Bundespräsidenten? Was hilft, wenn seine Demokratie nach solch einer verruchten Attacke auf den Reichstag Herzrhythmusstörungen bekommt? Blutverdünner? Noch mehr Masken, Tests und Prügelstrafen? Und wie hält man diese ganze Covidiotie dieser Zeugen Coronas aus, ohne völlig plemplem zu werden?

   Eine mögliche Antwort lautet in diesen schwierigen Zeiten: Rohes Fleisch wie auch verrohte Mitmenschen meiden - und Georg Wilhelm Friedrich Hegel lesen. Der Philosoph, geboren vor genau 250 Jahren und deswegen jetzt wieder gefeiert, glaubte an ein Ding namens Weltgeist: Mag die Geschichte der Menschheit auch noch so schlimm sein, befand der sympatische Stuttgarter Querdenker, irgendwann erreicht sie doch ihr Ziel - die Verwirklichung von Vernunft und Freiheit.



   Und tatsächlich: Wer an einem restsommerwarmen Septembertag im alles infrage stellenden Corona-Jahr 2020 seinen vergilbten Hegel aus dem Regal nimmt, beginnt bald nach ein paar Seiten in der "Phänomenologie des Geistes" wieder an Wunder zu glauben. Dass irgendwann einmal in diesem Land eine Packung Cevapcici-Hack wieder mehr kostet darf als zwei Dosen Hundefutter. Dass Freiheit nicht bloss ein anderes Wort für Party und Müll ist. Und dass bei künftigen Demos gegen die Corona-Regeln die Abstände zu vorgeblichen Neonazis wieder eingehalten werden. Hegel lesen, dass ist so, als würde man eine eiskalte Vernunftdusche zur Stärkung des körperlichen Abwehrkräfte nehmen. Seine Schriften? Ein guter Impfstoff gegen diesen ganzen hochinfektiösen Corona-Wahnsinn.

   Was man von Angela Merkels "Wir schaffen das" leider nicht behaupten kann. Das war vor fünf Jahren ein kurzer, stimmungsaufhellender rhetorischer Pikser, dessen immunologische Wirkung in Langzeitstudien nicht bewiesen werden konnte. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Gesundheitsminister oder Apotheker. Wohlan!
 

 

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