Dinge der Woche: Glücklich darf sich schätzen,
wer seinen Urlaub schon hinter sich hat. Die Suche nach einem
Ferienparadies wird nicht nur wegen Corona zusehends schwieriger.
In
meinem doch inzwischen recht langen journalistischem Leben habe
ich noch nie was über Lüdenscheid geschrieben. Das liegt weder
an Lüdenscheid selbst, noch an mir. Man könnte sagen, es hat
sich einfach nicht ergeben. Ich war noch nie in Lüdenscheid
- und daran wird sich in absehbarer Zeit leider auch nichts
ändern. Als ich diese Woche las, dass in Lüdenscheid Schüler
einer Gesamtschule von Wespen attakiert worden seien, hat sich
der Wespenallergiker in mir entschieden, Lüdenscheid von meiner
Liste potenzieller Urlaubsorte zu streichen. Liebe Lüdenscheider,
in diesem Jahr wird das nichts mit uns.

Auch
das Bundesland Niedersachsen werde ich aufgrund der aktuellen
Nachrichtenlage weiträumig umfahren. Dort ist ein Pfau über
die A 1 bei Lohne geflogen und gegen eine Autoscheibe gedonnert.
Scheibe zerdeppert, Vogel hinüber. Auch wenn ich allen Anschein
keine Pfauenallergie habe - das Gefühl, die schönste Zeit des
Jahres in einem Landstrich zu verbringen, in dem solche Riesenvögel
durch die Gegend flattern, ist mir unangenehm. Dann kann ich
gleich mein Zelt in die Einflugschneise des Frankfurter Flughafen
aufstellen.
Übrigens, auch das Schlaraffenland,
in dem einem angeblich gebratene Tauben in den Mund fliegen,
käme für mich nicht infrage. Schon bei dem Gedanken daran muss
ich würgen. Ich möchte mir die Dinge, die ich essen will, erst
vorher in aller Ruhe anschauen.
Selbst
Urlaubsziele in meiner näheren Umgebung habe ich inzwischen
von der Liste gestrichen. In der Gemeinde Tamm im Landkreis
Ludwigsburg ist eine Frau, die ihren Hund Gassi führen wollte,
von einer Hauskatze angefallen worden. So was komme so gut wie
niemals vor, hiess es. Wirklich beruhigend klingt das für mich
aber nicht.
Wenn ich nun also in meiner
Hollwoodschaukel im Garten sitzend die Liste meiner potenziellen
Ferienziele Revue passieren lasse, beneide ich jene, die ihren
Urlaub schon hinter sich und ihn schadlos überstanden haben.
Eigentlich wollte ich zum Fahrradfahren nach Südfrankreich,
aber dieses Reiseziel rückt aufgrund der Corona-Lage in immer
weitere Ferne, sodass ich mich um die Wespensituation in der
Provence gar nicht mehr informiert habe.

Daheimbleiben
ist aber auch keine Option. Ich habe versucht, mit den Wespen
im Garten eine stillschweigende Vereinbarung zu treffen. Wenn
ich etwas Fleischiges zu mir nehme, platziere ich immer ein
winziges Stück am Tellerrand, das die Tiere dann zerlegen dürfen.
Die grosszügige Geste wird von diesen Dreckviechern allerdings
ignoriert. Sie umschwirren lieber mich - ich weiss, liebe Vegetarier
und Veganer unter meinen Lesern, das ist ein gefundenes Fressen
für euch. Ausserdem hat ein Marder an der Dachantenne meines
Auto Gefallen gefunden. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis
das Ding abfällt. Was bleibt einem da anderes übrig, als das
Weite zu suchen?
Vielleicht mache ich
einen Kurztrip nach Hornberg. Dort hat der Sanitärhersteller
Duravit eine gigantische Kloschüssel bauen lassen, von deren
Rand man angeblich einen erstklassischen Blick auf den Schwarzwald
haben soll. Schon klar, Event-Ferien gehen anders, aber ein
Schüsselerlebnis ist das allemal.
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