Dinge der Woche: In Deutschland denkt man
intensiv über Denkmäler nach. Da macht ein 3er-BMW-Fahrer etwas,
was unserem Autor wiederum zu denken gibt.
In
absehbarer Zeit wird es in Deutschland kein Hitler-Denkmal geben.
Der Mann war zwar Vegetarier, aber die Sache mit den Autobahnen
hängt ihm doch immer noch nach. Der misslungene Autobahnmaut
wiederum wird verhindern, dass Bundesverkehrsminister Andreas
Scheuer jemals ein Denkmal gesetzt wird. Also wenigstens nicht
in dieser Legislaturperiode. Ausserdem ist Scheuer noch unter
den Lebenden.

Während
man im deutschen Hochsommer 2020 in die heisse Phase der Denkmal-Debatte
eintritt, radle ich, ohne mir dabei gross was zu denken, schwitzend
zum Bäcker, um mir einen Bienenstich zu holen. Als ich mein
Rad abstellen will, sticht mich eine Wespe in den Nacken. Ich
weiss nicht, warum das Tier das tat. Ich hatte ihm nichts getan.
Vielleicht konnte es Gedanken lesen und wollte mich daran erinnern,
dass es ausser Bienen- auch Wespenstiche gibt. Wespen haben
mich schon an delikateren Stellen erwischt. Was mich deprimierte
war, dass ich ahnte, was nun kommt.
Im
Grunde bin ich ein robuster Hund, reagiere aber mit Zeitverzögerung
allergisch auf Wespenstiche. Am nächsten Tag hatte ich eine
kindskopfgrosse Schwellung im Genick, die mich bucklig wie Quasimodo
daherkommen liess. Genau so fühlte sich das an. Das lasse ich
mir auch von Leuten nicht kleinreden, die behaupten, da sei
nur eine leichte Erhöhung zu sehen gewesen.
Warum
nur da hinten im Genick? Warum ist der Feind nicht manns genug
und greift mich von vorne an! Als schwacher Trost klammere ich
mich an den Satz eines Metzgers am Morgen auf dem Wochenmarkt,
der, kein Scherz, über seinen Kollegen neben ihm am Stand sagte:
"Der fährt so schnell Motorrad, bei dem kleben die Mucken
hinten am Helm."
Der Besuch beim
Bäcker verläuft weitgehend unfallfrei. Beim Rausgehen sehe ich,
wie ein Kunde wild winkend auf einen 3er-BMW älterer Bauart
zuläuft, der gerade vom Hof rollen will. Der Kunde zeigt auf
die Stelle, an der eben der BMW noch stand. Dort liegen mehrere
Papiertüten auf dem Asphalt. Er möge den Müll bitte aufheben,
sagt der Kunde. Der BMW-Fahrer gibt aber Gas und fährt davon.
Leute,
die die Szene beobachten hatten, schüttelten die Köpfe, jemand
sagt was von "Nummer aufschreiben" und "anzeigen".
Eine Wut steigt in mir hoch, die mich für kurze Zeit den Wespenstich
vergessen lässt. Vielleicht liegt es am Alter, dass ich immer
reaktionärer werde. Ich wäre für einen Monat Fahrverbot und
Müllauflesen am Strassenrand.
Was denkt
so ein Vollpfosten? Schliesslich fährt er mit so einem Auftritt
auch eine Karre in den Dreck, die jahrelang mit dem Image als
Proletenschüssel zu kämpfen hatte.

Was
haben wir uns gekringelt, als irgendwann nach dem 11. September
eine Polizeimeldung über den Ticker lief. Eine Person, auf die
Beschreibung von Osama bin Laden passte, sei auf der A 8 bei
Pforzheim gesehen worden. Auf dem Beifahrersitz eines 3er-BMW!
Die Lachfalten trage ich noch heute.
Wenn
wir uns schon mit Menschen so schwertun - wenigstens die eine
oder andere aussterbende Karre sollte man aufs Podest heben
dürfen.
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