Dinge der Woche: Endlich gibt es mal gute
Nachrichten. Der Mensch isst und trinkt wieder, dass es kracht
- und eine Insel im Mittelmeer eröffnet spirituelle Einsichten.
Meldungen
dieser Woche zufolge war das Leistungsniveau der Abiturienten
noch nie so gut, was sich an den Durchschnittsnoten ablesen
lasse. Offenbar entfalteten viele Lehrer ihre pädagogische Kernkompetenz
erst in der Abgeschiedenheit des heimischen Studierzimmers,
wo sie für niemanden erreichbar waren und bewusst jede Einflussnahme
auf den Unterricht vermieden.

Auch
weltweit mehrten sich gute Nachrichten. Ein 36-jähriger Kalifornier
ass 75 Hotdogs in zehn Minuten und stellte einen neuen Weltrekord
auf. In britischen Pubs durfte wieder getrunken werden - Gerüchten
zufolge sogar mit freiem Oberkörper - und im deutschen Fernsehen
lief zu jeder Uhrzeit ein "Tatort" aus Münster.
Über
den südlichen Gestaden des Kontinents aber lag Stille wie ein
feiner weisser Nebel. Vor allem eine Insel im Mittelmeer namens
Mallorca, von den Einheimischen auch Malle oder Mallotze genannt,
elektrisierte die deutschen Magazine. Sie entsandten ihre mutigsten
Reporter dorthin - trotz des hohen Risikos. Bisher galt der
Landeanflug als extrem riskant, weil die Wolken aus Bierdunst,
dem Dampf von Tausenden Grills, Küchen, Badehosen und menschlichen
Leibern auch dem modernsten Autopilot die Sicht vernebelten.
Jetzt
aber ist die Insel klar sichtbar und erzählt eine Geschichte
des Menschseins abseits von Sprache, Schrift und Geist. Wissenschaftler
durchsuchten die leeren Strände und fanden mehrere Tausend Tonnen
ausgedrückter Zigaretten und Kondome, versteinerte Überreste
eines sogenannten englischen Frühstücks und gut erhaltene Plastikeimer,
in denen eine Melange aus Körperflüssigkeiten und Alkohol schwappte,
die allerlei Mikroorganismen reiche Nahrung bot. Die Mittelgebirge
aus Gummikrokodilen und sogenannten Schwimmnudeln - eine Spezialität
der mallorquinischen Küche - sollen noch auf Spuren intelligenten
Lebens untersucht werden.
Erstmals
seit dem Mittelalter war auch die Wallfahrt zum sogenannten
Bierkönig ohne Voranmeldung möglich. Dort drängen sich normalerweise
Tausende von Menschen um die Sangria-Quelle, die Heilung aller
Gebrechen und seliges Vergessen verspricht. Gerüchten zufolge
kehrten Besucher sogar von einem Besuch der Bierkönig-Toilette
wohlbehalten zurück, was die Einheimischen von einem Wunder
sprechen liess.

Europa
erstrahlt also in neuem Glanz - um eine der bewährtesten Formulierungen
des Journalismus zu benutzen. Auch Venedig ist wieder sichtbar
und zwingt die Historiker dazu, die Kulturgeschichte des Kontinents
neu zu schreiben. Offenbar waren die bisher in der Lagune weithin
sichtbaren bunten Röhren nicht Teile des Dogenpalastes, sondern
die Wasserrutschen der vor Anker liegenden Kreuzfahrtschiffe.
Mehr
noch. Zum ersten Mal sah man auch, dass die Stadt offenbar über
ein ausgefeiltes Netz von Kanälen verfügt, in die man seit Jahrhunderten
gefälschte Handtaschen, Speisereste und zahlungsunwillige Besucher
warf, um sie dann ins Mittelmeer treiben zu lassen. Eine chinesische
Touristin schaffte es diese Woche bis ins Hafenbecken von Mallotze.
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