Dinge der Woche: Depressionen machen sich
breit, Corona sei Dank. Manche leiden am Kalbitz-Syndrom, andere
am Boris Palmer. Und nirgendwo gibt es Medizin oder Mentholzigaretten.
Worüber
man nicht schweigen kann, darüber soll man endlich reden: Depressionen.
Ein unangenehmes Thema, fast so peinlich wie Achselnässe im
Homeoffice oder die Frage, ob die streng observante Glaubengemeinschaft
der Grünen ihren Oberhäretiker Boris Palmer exkommunizieren
oder gleich auf den Scheiterhaufen bitten soll.

Doch
die Deutschen hat es die vergangenen Wochen hart getroffen,
das Coronavirus befällt längst nicht nur Lungen und Nieren,
es macht sich vor allem auch in den Seelen der Menschen breit.
Bis vor Kurzem dachte man, schwere Depressionen bekämen hauptsächlich
übergewichtige Teenager mit Handyverbot, SPD-Mitglieder und
die eigentlich furchtlosen Fans des VfB Stuttgart.
Mit
solch einem Pandemie-Burn-out und Abstieg in die zweite Gemütsliga
kämpfen nun aber auch echte Macher und Leistungsträger. Eltern
aus der gehobenen Mittelschicht zum Beispiel. Sie haben schmerzlich
erfahren müssen, dass in ihren Lofts und Häusern fremdartige
Untermieter wohnen, nämlich die eigenen Kinder, für die diese
High Performer mit internationalen Karriereplanungen und Fremdsprachenkenntnissen
auch Verantwortung tragen. Homeoffice, Homeschooling, Homecooking
in der heimischen Showküche - ja, wo sind denn der Sozialstaat,
die Überzeugungshilfen, Hausmädchen, Lehrer und Grosseltern,
wenn man sie mal braucht?
Die Nerven
liegen blank. Während überlastete Supermütter in den sozialen
Medien den Kommunen Geld für die Betreuung ihres erziehungsfrei
gedeihenden Sprösslings und die auf den letzten Drücker gebuchte
Sylter Ferienwohnung in Rechnung stellen, geben die nichtsnutzigen
Kindsväter vor, den Müll rauszubringen und füttern Tauben im
Park. Oder sie betteln darum, wieder ins Büro oder Ehebett zurückkehren
zu dürfen, und führen bei zahllosen Fahrten im geleasten SUV
rätselhafte Selbstgespräche auf Business-Englisch. Tragisch.
Warum kann niemand helfen?

Auf
der anderen Seite: Die völlig überdrehten Politiker. Manche
leiden unter akuter AfD, auch bipolares Kalbitz-Syndrom genannt.
Bei diesen Patienten handelt es sich um gespaltene Persönlichkeiten
mit selbstkauenden Fingernägeln, die kaum noch zu stabilen Beziehungen
fähig sind. Vorsicht, ansteckend! An einem Tag verhöhnen die
infizierten die Demokratie, am Abend heulen sie sich in den
Schlaf der Selbstgerechten. Da hilft auch kein desinfizierendes
Stahlbad in der aufgebrachten Menge nach dem umstrittenen Selbstheilungsrezept
von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU).
Nicht
untypisch für Depressionen sind manische Phasen, in denen die
Leidenden ihr Geld unters Volk bringen und Spielschulden anhäufen
(Olaf Scholz) oder trotz Distanzierungsgebot wildfremde Passanten
umarmen und abbusseln (Christian Lindner). Bei Kritik werden
sie aggressiv, fallen über Unschuldige her und klauen ihnen
die billige Wurst vom Brot (Robert Habeck). Früher, in der Bonner
Politik, halfen Mentholzigaretten gegen depressive Verstimmungen
im Kalten Krieg, doch die sind ab sofort verboten. Es bleibt
hoffnungslos.
|