Dinge der Woche: Der im Homeoffice arbeitende
Mensch bekommt einen anderen Blick auf die Welt. Vor allem,
wenn er wie der Autor mit Stubenfliegen zu kämpfen hat.
Als
friedliebender Mensch würde ich jederzeit behaupten, dass ich
keiner Fliege etwas zuleide tun könnte. Aber das ist jetzt natürlich
bildhaft gesprochen. Als Fliege würde ich das nicht wörtlich
nehmen. Denn natürlich schlage ich nach einer Fliege, wenn sie
mich nervt. Bei Schnaken verspüre ich im Fall einers Treffers
sogar eine gewisse Befriedigung.
Meist
schlage ich mit der flachen Hand, was meiner Auffassung nach
einem fairen Kampf Mann gegen Fliege entspricht, mit leichten
Vorteilen aufseiten des Insektes, weshalb ich dabei oft den
Kürzeren ziehe. Aus Gründen der Ausgewogenheit greife ich hin
und wieder zu unlauteren Mitteln, zur Fliegenklatsche. Einem
Mordinstrument, für das der Schwabe den leicht schönfärberischen
Begriff "Muggabatschr" erfunden hat. Es gibt sogar
eine Rockband, die sich so nennt und deren Mitglieder umgängliche
Musiker sein sollen.

Allen
Anschein nach ist die Gemeine Stubenfliege klüger geworden.
Ich schliesse das aus dem Umstand, dass sie sich vorzugsweise
dort niederlässt, wo ich mit meiner Klatsche nur ungern zuschlage.
Auf den Rand meiner Lieblingstasse und auf frisch geputzten
Fensterscheiben. auch wenn meine Expertise keiner wissenschaftlichen
Prüfung standhält, rate ich davon ab, sie vom Tisch zu wischen.
Als Arbeitshypothese taugt sie allemal. Nach zwei Monaten gezwungenem
Homeoffice bilde ich mir ein, Fundiertes zum Thema beitragen
zu können.
Ich weiss, Tierfreunde sind
sensible Gemüter - und aus diesem Grund will ich betonen, dass
ich alles Mögliche unternehme, um Fliegen aus der Wohnung fernzuhalten.
Es stehen keine Lebensmittel herum, am offenen Verandafenster
sitzend achte ich darauf, dass ich frisch geduscht bin und die
Gardinen zugezogen sind. Aber immer wieder gelingt es den Drecksviechern,
in mein Wohnzimmer zu gelangen.
Neulich
habe ich es mit einem Fliegenfänger versucht, womit, liebe Fussballfreunde,
jetzt ausnahmsweise mal kein Torhüter gemeint ist, der die Flugbahn
eines Balls falsch eingeschätzt hat. Die Rede ist von mit Leim
überzogenen Papierstreifen, die man mit einer Reisszwecke an
der Decke befestigt - eine Erfindung aus dem Jahr 1909.
Das
Ergebnis war desatrös. Hinterher hatte ich klebrige Finger,
aber keine einzige Fliege ging mir auf den Leim. Ich hatte sogar
den Eindruck , dass die Viecher sich einen Spass daraus machten,
den kebrigen Papierstreifen wie Kunstflieger zu umschwirren.

Meine
Grosseltern hatten ein Wirtshaus. Die Leute hatten alle Hände
voll zu tun und keine Zeit, nach Fliegen zu klatschen. Also
hängten sie Fliegenfänger auf, die ihren Job vorzüglich verrichteten.
Diese waren, anders als die aktuellen Modelle, mit schwarzen
Punkten übersät, welche eine Schwarm andeuten sollten. Es würde
mich nicht wundern, wenn die Punkte aus Gründen des Tierschutzes
verboten worden wären.
Sollte ich mit
meiner Fliegenfängertheorie danebenliegen, dürften Sie mich
gern einen Verschwörungstheoretiker schimpfen, der einen an
der Klatsche hat. Um weiteres Unheil von Ihnen abzuwenden, mache
ich jetzt die Fliege.
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