Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (17. Mai 2020)
 
Mein Leben als Muggabatschr
 

Dinge der Woche: Der im Homeoffice arbeitende Mensch bekommt einen anderen Blick auf die Welt. Vor allem, wenn er wie der Autor mit Stubenfliegen zu kämpfen hat.

   Als friedliebender Mensch würde ich jederzeit behaupten, dass ich keiner Fliege etwas zuleide tun könnte. Aber das ist jetzt natürlich bildhaft gesprochen. Als Fliege würde ich das nicht wörtlich nehmen. Denn natürlich schlage ich nach einer Fliege, wenn sie mich nervt. Bei Schnaken verspüre ich im Fall einers Treffers sogar eine gewisse Befriedigung.

   Meist schlage ich mit der flachen Hand, was meiner Auffassung nach einem fairen Kampf Mann gegen Fliege entspricht, mit leichten Vorteilen aufseiten des Insektes, weshalb ich dabei oft den Kürzeren ziehe. Aus Gründen der Ausgewogenheit greife ich hin und wieder zu unlauteren Mitteln, zur Fliegenklatsche. Einem Mordinstrument, für das der Schwabe den leicht schönfärberischen Begriff "Muggabatschr" erfunden hat. Es gibt sogar eine Rockband, die sich so nennt und deren Mitglieder umgängliche Musiker sein sollen.



   Allen Anschein nach ist die Gemeine Stubenfliege klüger geworden. Ich schliesse das aus dem Umstand, dass sie sich vorzugsweise dort niederlässt, wo ich mit meiner Klatsche nur ungern zuschlage. Auf den Rand meiner Lieblingstasse und auf frisch geputzten Fensterscheiben. auch wenn meine Expertise keiner wissenschaftlichen Prüfung standhält, rate ich davon ab, sie vom Tisch zu wischen. Als Arbeitshypothese taugt sie allemal. Nach zwei Monaten gezwungenem Homeoffice bilde ich mir ein, Fundiertes zum Thema beitragen zu können.

   Ich weiss, Tierfreunde sind sensible Gemüter - und aus diesem Grund will ich betonen, dass ich alles Mögliche unternehme, um Fliegen aus der Wohnung fernzuhalten. Es stehen keine Lebensmittel herum, am offenen Verandafenster sitzend achte ich darauf, dass ich frisch geduscht bin und die Gardinen zugezogen sind. Aber immer wieder gelingt es den Drecksviechern, in mein Wohnzimmer zu gelangen.

   Neulich habe ich es mit einem Fliegenfänger versucht, womit, liebe Fussballfreunde, jetzt ausnahmsweise mal kein Torhüter gemeint ist, der die Flugbahn eines Balls falsch eingeschätzt hat. Die Rede ist von mit Leim überzogenen Papierstreifen, die man mit einer Reisszwecke an der Decke befestigt - eine Erfindung aus dem Jahr 1909.

   Das Ergebnis war desatrös. Hinterher hatte ich klebrige Finger, aber keine einzige Fliege ging mir auf den Leim. Ich hatte sogar den Eindruck , dass die Viecher sich einen Spass daraus machten, den kebrigen Papierstreifen wie Kunstflieger zu umschwirren.



   Meine Grosseltern hatten ein Wirtshaus. Die Leute hatten alle Hände voll zu tun und keine Zeit, nach Fliegen zu klatschen. Also hängten sie Fliegenfänger auf, die ihren Job vorzüglich verrichteten. Diese waren, anders als die aktuellen Modelle, mit schwarzen Punkten übersät, welche eine Schwarm andeuten sollten. Es würde mich nicht wundern, wenn die Punkte aus Gründen des Tierschutzes verboten worden wären.

   Sollte ich mit meiner Fliegenfängertheorie danebenliegen, dürften Sie mich gern einen Verschwörungstheoretiker schimpfen, der einen an der Klatsche hat. Um weiteres Unheil von Ihnen abzuwenden, mache ich jetzt die Fliege.
 

 

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