Dinge der Woche: Sie wollen nichts mehr über
das leidige C-Thema hören? Da trifft es sich gut, dass unser
Autor nichts darüber schreiben will. Wie ihm das misslingt,
erfahren Sie hier.
Meine Mutter hat
an diesem Samstag Geburtstag. Keine Sorge, Sie müssen sich das
nicht merken. Es wird im Folgenden keine grosse Rolle spielen.
Und ich frage hinterher auch nicht ab. Sie können ganz entspannt
bleiben. Im Grunde schreibe ich das nur für mich auf, um dem
Vorwurf zu entgehen, dass ich ihn vergessen hätte, den Geburtstag
meiner MUtter. Könnte ja passieren in Zeiten, wo man gehalten
ist, von älteren Familienmitgliedern, mit denen man nicht mehr
unter einem Dach wohnt, Abstand zu halten.

Abstand
ist ein gutes Stichwort. Bei Abstand bist du sofort bei dem
Thema, um das derzeit niemand mehr herumkommt. Leider. Ich habe
es versucht, ehrlich, weil mir das C-Thema selbst zum seit Tagen
leicht trockenen Hals heraushängt. Aber nach 25 Anläufen zu
dieser Kolumne gebe ich es auf. Ich schaffe es einfach nicht
- und bringe also meine Verwunderung darüber zum Ausdruck, dass
bei all den Verschwörungstheorien zum Entstehen des Coronavirus
noch kein Mensch die Autoindustrie ins Spiel gebracht hat. Vielleicht
liegt es ja daran, dass unsere Zeitgeistdenker die Branche längst
abgeschrieben haben. Die jungen fahren eh nur noch auf Smartphones
ab. Folglich ist das Auto ein Auslaufmodell.
Für
Leute meiner Generation war das Automobil immer schon ein Auslaufmodell.
Ich hatte im Lauf der Jahrzehnte alle möglichen Kisten. Aber
ganz gleich, ob sie am Kühler einen Blitz oder auf der Haube
einen Stern trugen, nach hunderttausend Kilometern gehörten
sie zur Kategorie Auslaufmodell. Die Flecken auf dem Garagenboden
berichten davon.
Neulich habe ich im
Fernsehen den Bericht über einen Gottesdienst in einem amerikanischen
Autokino gesehen. Der Prediger stand auf einer Art Hebebühne,
die Gemeinde hockte in ihren Autos. Man mag sich darüber streiten,
ob man eine Messe mit einem Hupkonzert beenden muss. danach
sprang der eine oder andere Wagen vielleicht nicht mehr an und
der Fahrer musste orgeln. Den lieben Gott scheint es nicht gestört
zu haben, zumindestens meldete er sich nicht mit Blitz und Donner
zu Wort.

Zwei
Tage später erhielt ich von meinen irdischen Nachfahren per
Whatsapp eine Nachricht aus einem Autokino. Ich wusste garnicht,
dass diese Einrichtung noch existiert, die ich früher gern besuchte,
weil man sich von einer nahen Anhöhe aus mittels Feldstecher
gratis filmische Leckerbissen wie "Unterm Röckchen stösst
das Böckchen" und andere aufklärerische Werke reinpfeifen
konnte.
Das Autokino scheint in diesen
Tagen nicht nur wieder aufzuleben, es bietet auch die Blaupause
für ganz andere Events. In meiner schönen Stadt hirnen findige
Veranstalter darüber nach, ob man im Sommer nicht auch Konzerte
oder Filmfestivals über die Bühne gehen lassen könnte, wenn
das werte Publikum im Kraftfahrzeug anreist und dort auch hocken
bleibt. Selbst ein Grünen-Stadtrat hält "Autokonzerte für
eine kreative Übergangslösung". Es versteht sich von selbst,
dass Lastenräder keinen Zutritt oder besser Zufahrt hätten.
Erlauben
Sie mir bitte, die verbleibenen Zeilen für einen persönlichen
Gruss zu nutzen: Mama, alles Gute zum Geburtstag! Ich werde
gegen später vorbeifahren - und hupen. Sicher ist sicher.
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