Dinge der Woche: Wegen Ansteckungsgefahr müssen
viele Menschen von zu Hause aus verfolgen, wer gerade was gegen
Corona tut. Dabei gerät so manches durcheinander.
Homeoffice
ist so gar nicht mein Ding. Ich kann mich zu Hause nicht auf
die Arbeit konzentrieren. Vom Typ her bin ich eher ein Hausmann,
dem es reichen würde, den Haushalt zu schmeissen, wenn man denn
davon leben könnte. Überall sehe ich zu Hause Dinge, die man
tun müsste. Flecken, die entfernt gehören, Müll, der nach Abtransport
schreit, einen lahmenden Staubsauger.
Ich
habe meine Wochenkonferenz verpasst, weil ich damit beschäftigt
war, den Beutel im Staubsauger zu wechseln. Der Staubsauger
saugt wieder wunderbar, aber mein Chef war nicht amüsiert. Dass
es am Staubsauger lag, konnte ich ihm nicht erzählen, das war
mir doch zu peinlich. Wer verpasst denn wegen so was eine Konferenz?

Im
Büro wäre mir das nicht passiert, da wäre ich einfach den Kollegen
hinterher getrottet. Im Büro bekäme ich auch was zum Essen,
denn irgendeiner ruft immer: "Geht jemand mit in die Kantine?"
Jetzt
aber hat die Kantine geschlossen, ich sitze zu Hause, und dann
huschen da auch noch so komische Gestalten vorbei, die ich sonst
kaum zu Gesicht kriege. Ach ja, das sind ja meine Kinder, eigentlich
schon fast ausgezogen, jetzt aber auch wieder notgedrungen häuslich
geworden. Meine Tochter fängt vor lauter Langeweile an, Blumensamen
einzupflanzen. "Hundszungen" stand auf der einen Packung,
auf der anderen "Gartenkapiose". Schleppt die mir
doch tatsächlich Gartenkabiose in die Wohnung, das ist doch
bestimmt auch eine Krankheit!
Egal,
ich muss den Nachrichtenstrom verfolgen und schauen, wer gerade
was gegen Corona macht. Meine Frau sagt, Bayerns Ministerpräsident
Markus Söder könne sie sich inzwischen gut als Bundeskanzlerin
vorstellen. Und sogar all die kritischen Stimmen, die sonst
kein gutes Haar an der CSU lassen, sprechen von Söder voller
Hochachtung.
Beim Sortieren von Wäsche
denke ich darüber nach, ob das an Söder liegt, ob er also nach
links gerückt ist, ob er gemäss der traditionellen politischen
Farbenlehre überhaupt noch ein Schwarzer ist oder ob man ihn
eigentlich wenigstens zur Buntwäsche zählen muss. Nur gut, dass
mich keiner in der Redaktion hört, so kann ich dort nicht argumentieren.
Vielleicht ist es doch gut, dass ich die Wochenkonferenz verpasst
habe.

Das
Klopapier wurde diese Woche bei uns knapp, auch das ist im Homeoffice
eine Belastung. Über Klopapier könnte ich allerdings auch mit
den Kollegen reden, denn es ist mittlerweise ein Thema wie der
Vietnamkrieg oder der Fall der Mauer. Jeder, der schreibt, muss
sich dazu verhalten. Es wird künftig kein deutscher Schriftsteller
mehr ernst genommen, der nicht mindestens einen Klopapier-Roman
geschrieben hat.
Ich kann an dieser
Stelle an mein Frühwerk erinnern. Vor vielen Jahren schon berichtete
ich über meine Schlüsselfunktion bei der Versorgung meiner Familie
mit Klopapier ("Die Rolle meines Lebens"). Nun möchte
ich nur noch darauf hinweisen, dass es in der Krise immer noch
besser ist, Klopapier zu horten als Schusswaffen, wie es die
Amerikaner machen. Das ist das sympatische Deutschland 2020:
Grosse Klappe, aber nichts dahinter. Halt ein Klopapiertiger.
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