Nur die Harten kommen in den, äh, Garten.
Oder sie gehen eben krank zur Arbeit.
1 Sind Sie wirklich
krank? Die Deutungshoheit, wo „krank"
überhaupt anfängt, möchte wohlüberlegt sein und obliegt deshalb
meist Fachkräften, die das in der Schule gelernt haben. Ärzten
zum Beispiel. Die Wartezeiten beim Hausarzt an der Ecke sind
mittlerweile allerdings derart lang - bis Sie endlich an der
Reihe sind, kann es gut sein, dass Sie schon wieder gesund sind
und der Arzt Sie nun für einen Simulanten hält. Allenfalls mit
etwas Glück fangen Sie sich im Wartezimmer irgendein anderes
Malheur ein. Dann hätte sich die Warterei natürlich gelohnt.
2
Rache! Angerotzt und angehustet,
Ihre letzte Erkältung - Sie wissen das - ging damals auf das
Konto des am Arbeitsplatz kränkelnden Kollegen. Jetzt schlägt
Ihre Stunde, der Arbeitsgemeinschaft auch mal etwas zurückzugeben:
Sie niesen, Sie husten und gebrauchte Taschentücher werden so
lange am Arbeitsplatz verteilt, bis es dort aussieht wie bei
einem Vierzehnjährigen, der zum ersten Mal schnelles Internet
bekommen hat. Manche finden das eklig und meiden es, Ihnen zu
nahe zu kommen. Super, jetzt können Sie endlich ungestört arbeiten.

3
Das Martyrium für Anfänger Loyalität
schreiben Sie mit großem „L“, weil das richtig ist und weil
Sie es für loyal gegenüber dem Team halten, wenn es nicht auf
Sie verzichten muss. Sie beißen sich durch und husten in der
Nähe vom Chef. Der soll ruhig sehen, welche Strapazen Sie für
Konjunktur und Team auf sich nehmen. Streber wird übrigens mit
„S“ geschrieben, groß.
4 Die Ausreden! Inkompetenz
war gestern und zumindest das wissen Sie ganz genau - trotz
leichtem Fieber. Manchmal ist es eben an der Zeit, ehrenhaft
für die eigenen Fehler einzustehen: „Ärgerlich, tut mir leid.
Der Kollege hatte mich angesteckt. Aber was hätte ich tun sollen?
Zu Hause bleiben?“ Teambuildingmäßig ist das dennoch geschickt.
Den Kollegen wird lästige Mehrarbeit erspart: Die müssen erst
mal Ihre Fehler ausbügeln, bevor sie etwas anderes machen können.
5
Kennen Sie Neymar? Neymar spielt
Fußball in Frankreich - wenn er sich nicht gerade bei der kleinsten
Berührung zu Boden wirft, theatralisch über den Rasen rollt
und leidet. Von dessen Gehalt mal abgesehen: So wollen Sie nicht
sein.
6 Den Weltuntergang verhindern. Die
Apokalypse ist eine ernste Angelegenheit. Besonders gewissenhaft
sollte vorgegangen werden, wenn man täglich in einer Doppelfunktion
als Arbeitnehmer und Stütze der Zivilisation unterwegs ist.
Da geht’s um Verantwortung! Nicht nur Statiker wissen, was passiert,
wenn Grundpfeiler der öffentlichen Ordnung plötzlich wegbrechen.
Mal im Ernst: Superman, Batman und Co. sind sicherlich nicht
wegen ihrer Fehltage berühmt geworden.

7 Merkt doch eh keiner. Ihre
Familie zu Hause will auch nicht angesteckt werden. Was soll’s?
Die Kollegen wissen weder Ihren Namen, noch was Sie hier täglich
machen. Solange Sie bei der Arbeit nicht alles vollbluten oder
mit einen rosafarbenen Elefanten im Büro aufkreuzen, fällt eh
niemandem auf, dass Sie überhaupt hier - oder ein bisschen krank
sind.
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