Dinge der Woche: Erst der Aschermittwoch.
Dann die bittere Erkenntnis, dass der Februar ein Auslaufmodell
ist. Der eine Tag mehr nützt ihm gar nichts. Alle Welt redet
nur über den Merz.

Ganz gleich, ob man
es Fasnet oder Karneval nennt, der kalendarisch festgelegte
Frohsinn ist nicht so mein Ding. Gleichwohl war ich bei einem
Umzug. Ehe ich michs versah, hatte mir jemand eine Flasche Bier
in die Hand gedrückt. Eigentlich trinke ich derzeit keinen Alkohol.
Sie wissen schon: Ranzenreduktion und um sich zu beweisen, dass
man auch ohne lustig sein kann. Aber wo das Bier schon mal in
meiner Hand war, dachte ich, nimm ’nen Schluck. Vielleicht hilft’s.
Es
hat auch geholfen, aber erst, nachdem ich zwei Hexen gefragt
hatte, ob sie zufällig einen Flaschenöffner dabeihätten. Beide
griffen sie unter ihr Häs und hielten mir eine Sekunde später
einen Öffner unter meine Clownsnase. Auch im Alter wird mir
beim Anblick dieser Fratzen mulmig, aber an den beiden hatte
ich einen Narren gefressen.
So, genug
mit der fünften Jahreszeit, wenden wir uns einem wirklich lustigen
Thema zu, der Frage, wer künftig der Union vorstehen soll. Dass
sich leidenschaftliche CDU-Wähler darüber das Hirn zermartern
und womöglich auch das Maul zerreißen, geschenkt. Spaßig wird’s,
wenn Leute, die mit der Union so viel am Hut haben wie ich mit
der Fasnet, gegen Friedrich Merz wettern, als sei der der Teufel
in Menschengestalt.
Mir scheint, so
mancher Genosse erkennt nicht das Potenzial, das in dem Mann
steckt. Wer anders, bitte, soll die marode SPD aus der Krise
führen als der potenzielle Rechtsausleger? In der SPD sehe ich
da keinen, der das Zeug dazu hätte. Außerdem sollte man als
mündiger Bürger schon auch die Karikaturisten im Blick haben.
Denen bietet der schmalgesichtige Merz mit seinem spaßigen Haarkranz
oberhalb der Stirn allein schon optisch eine wunderbare Angriffsfläche.
Doch
im Grunde kann mir der Herr, der die Politik wieder für sich
entdeckt haben will, ja egal sein. Ich leide eher mit dem Februar,
dem ich im Schaltjahr einen schöneren Abgang gegönnt hätte.
Aber alle reden sie nur vom Merz. Einzig das Coronavirus kann
da Schritt halten, das jede zweite Schlagzeile infiziert hat.

Am
späten Dienstagabend, als die Fasnet in den letzten Zügen lag
und auf fast allen TV-Kanälen noch mal auf Teufel komm raus
geschunkelt wurde, bin ich in meiner Verzweiflung beim „heute-journal"
gelandet. Ein Kommentator war gerade dabei, der Kanzlerin zu
erklären, warum sie auf keinen Fall bis zum Ende der Legislaturperiode
im Amt bleiben dürfe. Sie möge vorher abdanken, so seine Logik,
damit die Union im Kanzleramt einen Nachfolger aufbauen könne.
Als ich den Blick von ZDF-Moderator Claus
Kleber sah, war ich beruhigt. Dem schien das genauso wenig einzuleuchten
wie mir. In der Nacht auf Aschermittwoch hatte ich einen Traum:
Kanzlergatte Joachim Sauer sitzt gerade vor dem Fernseher, sie
ist in der Küche mit der Zubereitung einer Pommerschen Kartoffelsuppe
beschäftigt, als besagter Kommentator im „heute-journal“ auftritt.
Sauer: „Schatz, im Fernsehen ist gerade von dir die Rede.“ Sie:
„Und was sagen sie?" Er: „Da meint einer, du sollst als
Kanzlerin früher zurücktreten, damit die Union in Ruhe deinen
Nachfolger aufbauen kann." Sie: „Okay, danke. Guckst du
schon wieder .Mainz bleibt Mainz’?“
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