Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (29. Februar 2020)
 
Herz, Merz und dies und das
 

Dinge der Woche: Erst der Aschermittwoch. Dann die bittere Erkenntnis, dass der Februar ein Auslaufmodell ist. Der eine Tag mehr nützt ihm gar nichts. Alle Welt redet nur über den Merz.



   Ganz gleich, ob man es Fasnet oder Karneval nennt, der kalendarisch festgelegte Frohsinn ist nicht so mein Ding. Gleichwohl war ich bei einem Umzug. Ehe ich michs versah, hatte mir jemand eine Flasche Bier in die Hand gedrückt. Eigentlich trinke ich derzeit keinen Alkohol. Sie wissen schon: Ranzenreduktion und um sich zu beweisen, dass man auch ohne lustig sein kann. Aber wo das Bier schon mal in meiner Hand war, dachte ich, nimm ’nen Schluck. Vielleicht hilft’s.

   Es hat auch geholfen, aber erst, nachdem ich zwei Hexen gefragt hatte, ob sie zufällig einen Flaschenöffner dabeihätten. Beide griffen sie unter ihr Häs und hielten mir eine Sekunde später einen Öffner unter meine Clownsnase. Auch im Alter wird mir beim Anblick dieser Fratzen mulmig, aber an den beiden hatte ich einen Narren gefressen.

   So, genug mit der fünften Jahreszeit, wenden wir uns einem wirklich lustigen Thema zu, der Frage, wer künftig der Union vorstehen soll. Dass sich leidenschaftliche CDU-Wähler darüber das Hirn zermartern und womöglich auch das Maul zerreißen, geschenkt. Spaßig wird’s, wenn Leute, die mit der Union so viel am Hut haben wie ich mit der Fasnet, gegen Friedrich Merz wettern, als sei der der Teufel in Menschengestalt.

   Mir scheint, so mancher Genosse erkennt nicht das Potenzial, das in dem Mann steckt. Wer anders, bitte, soll die marode SPD aus der Krise führen als der potenzielle Rechtsausleger? In der SPD sehe ich da keinen, der das Zeug dazu hätte. Außerdem sollte man als mündiger Bürger schon auch die Karikaturisten im Blick haben. Denen bietet der schmalgesichtige Merz mit seinem spaßigen Haarkranz oberhalb der Stirn allein schon optisch eine wunderbare Angriffsfläche.

   Doch im Grunde kann mir der Herr, der die Politik wieder für sich entdeckt haben will, ja egal sein. Ich leide eher mit dem Februar, dem ich im Schaltjahr einen schöneren Abgang gegönnt hätte. Aber alle reden sie nur vom Merz. Einzig das Coronavirus kann da Schritt halten, das jede zweite Schlagzeile infiziert hat.



   Am späten Dienstagabend, als die Fasnet in den letzten Zügen lag und auf fast allen TV-Kanälen noch mal auf Teufel komm raus geschunkelt wurde, bin ich in meiner Verzweiflung beim „heute-journal" gelandet. Ein Kommentator war gerade dabei, der Kanzlerin zu erklären, warum sie auf keinen Fall bis zum Ende der Legislaturperiode im Amt bleiben dürfe. Sie möge vorher abdanken, so seine Logik, damit die Union im Kanzleramt einen Nachfolger aufbauen könne.

   Als ich den Blick von ZDF-Moderator Claus Kleber sah, war ich beruhigt. Dem schien das genauso wenig einzuleuchten wie mir. In der Nacht auf Aschermittwoch hatte ich einen Traum: Kanzlergatte Joachim Sauer sitzt gerade vor dem Fernseher, sie ist in der Küche mit der Zubereitung einer Pommerschen Kartoffelsuppe beschäftigt, als besagter Kommentator im „heute-journal“ auftritt. Sauer: „Schatz, im Fernsehen ist gerade von dir die Rede.“ Sie: „Und was sagen sie?" Er: „Da meint einer, du sollst als Kanzlerin früher zurücktreten, damit die Union in Ruhe deinen Nachfolger aufbauen kann." Sie: „Okay, danke. Guckst du schon wieder .Mainz bleibt Mainz’?“
 

 

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