Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (23. Februar 2020)
 
Die CDU kann man tanzen
 

Dinge der Woche: Peter Handkes neues Meisterwerk darf man nur mit Mundschutz lesen und eine kesse Boyband aus Nordrhein-Westfalen will die Kanzlerin beerben. Kreisch!

   Aus einem Krankenhaus der Millionenstadt Wuhan in der chinesischen Provinz Hubei erreichten uns ermutigende Bilder. Zu sehen waren mit dem Coronavirus infizierte Patienten und Angestellte einer Klinik, die gemeinsam mit Mundschutzmasken tanzten, angeblich, um der geistigen Ödnis im Quarantäne-Alltag zu entkommen. Das gibt Hoffnung. Das Kölner Gesundheitsamt empfahl daraufhin allen Karnevalisten als prophylaktische Maßnahme das gemeinsame Schunkeln in stacheligen Virus-Kostümen.



   Tatsächlich bestätigen das auch neurobiologische Studien im Privatfernsehen: Tanzen mit Mundschutz hält gesund. Wer in seinem Dullkopp möglichst lang fit bleiben möchte, der sollte lieber mit wildfremden Narren schwofen gehen als Sudokus lösen, auf die fette Grundrente von Hubertus Heil warten oder den neuesten Roman „Das zweite Schwert“ von Peter Handke lesen.

   Der verwirrte Nobelpreisträger und Suhrkamp-Kanonrentner aus Kärnten erzählt darin die aufwühlende Geschichte eines alten, weißen Mannes mit autoerotischen Kastrationsfantasien. Doch bevor der Anti-Held im Bad seiner Pariser Dachmansarde Hand anlegt und Blut aus Weichteilen fließt, klingelt es an der Tür, eine Belgrader Folkloregruppe tippelt herein und der alte Zausel beginnt mit einem somnambulen Schwerttanz vom Balkan. Ein Meisterwerk.

   Peter Handke ist seit Längerem auch wegen solcher moralisch ambivalenter Introspektionen der Superstar auf deutschen Bücherverbrennungen. Ihm gelingt das Kunststück, auf schlanken 1379 Seiten ganz ohne Gendersternchen sowie die Worte „Klimawandel" und „Biozertifizierung“ auszukommen. Ein Solitär in der zeitgenössischen deutschen Belletristik! Rückwärts gelesen ergibt der Roman übrigens ein kyrillisches Kochrezept für eine deftige serbische Bohnensuppe mit Rauchfleisch. Lecker.

   Die CDU fordert die Republik ebenfalls zum Volksparteitanz auf, weiß aber nicht, wer beim Kandidaten-Cha-Cha-Cha führen soll und wie man beim Hüftschwung in der bürgerlichen Mitte bleibt. Ihre Primaballerina Angela Merkel, die bereits als Anna Pawlowa des anständigen Konservatismus international gefeiert wurde, leidet schon seit Langem an einem Linksdrall-Hospitalismus. Merkel läuft oft habeckgrün an, torkelt mehr, als dass sie schwebt, und konnte ihre Compagnie letztlich nicht davor bewahren, bei einem Erfurter Tanzabend mit Marschmusik über die rechten Klumpfüße zu stolpern.



   Trotzdem geht man in diesem Land davon aus, dass man gute Politik auch tanzen kann. In Nordrhein-Westfalen hat sich die Boyband „New Dads on the Block“ formiert. Das sind vier jung gebliebene Tanzbären der CDU, die vor allem choreografisch von der Luftsäge bis zum Elbow-Shuffle einiges draufhaben, was an die 90er Jahre erinnert. Und alle so: Kreisch! Gut möglich, dass dem Zappelquartett schon bald Teddys, BHs und die Parteibücher um die Ohren fliegen, während die FDP Stehblues mit sich selbst tanzt und für die Grünen eine Eurythmie-Lehrerin die Wahl zum nächsten Stuttgarter Oberbürgermeister gewinnen will. Let’s dance!
 

 

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