Dinge der Woche: Peter Handkes neues Meisterwerk
darf man nur mit Mundschutz lesen und eine kesse Boyband aus
Nordrhein-Westfalen will die Kanzlerin beerben. Kreisch!
Aus
einem Krankenhaus der Millionenstadt Wuhan in der chinesischen
Provinz Hubei erreichten uns ermutigende Bilder. Zu sehen waren
mit dem Coronavirus infizierte Patienten und Angestellte einer
Klinik, die gemeinsam mit Mundschutzmasken tanzten, angeblich,
um der geistigen Ödnis im Quarantäne-Alltag zu entkommen. Das
gibt Hoffnung. Das Kölner Gesundheitsamt empfahl daraufhin allen
Karnevalisten als prophylaktische Maßnahme das gemeinsame Schunkeln
in stacheligen Virus-Kostümen.

Tatsächlich
bestätigen das auch neurobiologische Studien im Privatfernsehen:
Tanzen mit Mundschutz hält gesund. Wer in seinem Dullkopp möglichst
lang fit bleiben möchte, der sollte lieber mit wildfremden Narren
schwofen gehen als Sudokus lösen, auf die fette Grundrente von
Hubertus Heil warten oder den neuesten Roman „Das zweite Schwert“
von Peter Handke lesen.
Der verwirrte
Nobelpreisträger und Suhrkamp-Kanonrentner aus Kärnten erzählt
darin die aufwühlende Geschichte eines alten, weißen Mannes
mit autoerotischen Kastrationsfantasien. Doch bevor der Anti-Held
im Bad seiner Pariser Dachmansarde Hand anlegt und Blut aus
Weichteilen fließt, klingelt es an der Tür, eine Belgrader Folkloregruppe
tippelt herein und der alte Zausel beginnt mit einem somnambulen
Schwerttanz vom Balkan. Ein Meisterwerk.
Peter
Handke ist seit Längerem auch wegen solcher moralisch ambivalenter
Introspektionen der Superstar auf deutschen Bücherverbrennungen.
Ihm gelingt das Kunststück, auf schlanken 1379 Seiten ganz ohne
Gendersternchen sowie die Worte „Klimawandel" und „Biozertifizierung“
auszukommen. Ein Solitär in der zeitgenössischen deutschen Belletristik!
Rückwärts gelesen ergibt der Roman übrigens ein kyrillisches
Kochrezept für eine deftige serbische Bohnensuppe mit Rauchfleisch.
Lecker.
Die CDU fordert die Republik
ebenfalls zum Volksparteitanz auf, weiß aber nicht, wer beim
Kandidaten-Cha-Cha-Cha führen soll und wie man beim Hüftschwung
in der bürgerlichen Mitte bleibt. Ihre Primaballerina Angela
Merkel, die bereits als Anna Pawlowa des anständigen Konservatismus
international gefeiert wurde, leidet schon seit Langem an einem
Linksdrall-Hospitalismus. Merkel läuft oft habeckgrün an, torkelt
mehr, als dass sie schwebt, und konnte ihre Compagnie letztlich
nicht davor bewahren, bei einem Erfurter Tanzabend mit Marschmusik
über die rechten Klumpfüße zu stolpern.

Trotzdem
geht man in diesem Land davon aus, dass man gute Politik auch
tanzen kann. In Nordrhein-Westfalen hat sich die Boyband „New
Dads on the Block“ formiert. Das sind vier jung gebliebene Tanzbären
der CDU, die vor allem choreografisch von der Luftsäge bis zum
Elbow-Shuffle einiges draufhaben, was an die 90er Jahre erinnert.
Und alle so: Kreisch! Gut möglich, dass dem Zappelquartett schon
bald Teddys, BHs und die Parteibücher um die Ohren fliegen,
während die FDP Stehblues mit sich selbst tanzt und für die
Grünen eine Eurythmie-Lehrerin die Wahl zum nächsten Stuttgarter
Oberbürgermeister gewinnen will. Let’s dance!
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