Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (19. Januar 2020)
 
Zwei Herzen und eine Krone
 

Dinge der Woche: Der Januar ist zu warm, Australien brennt und Siemens macht Luisa Neubauer ein heisses Angebot.Doch wen interessiert das Klima, wo es Meghan und Harry gibt?

   Vor dem Brexit gibt es den Megxit. Prinz Harry und seine Frau Meghan machen Schluss mit der Monarchie, die beiden haben angekündigt, sich aus der ersten Reihe des britischen Königshauses zurückzuziehen zu wollen. Ihre Fans sind begeistert. Endlich dürfen auch Harry und Meghan ihre Freiheit geniessen, ein kaputtes Leben wie du und ich führen, mit viel Transfettsäuren und noch mehr Sorgen, aber auch ohne lästige Diener und sinnfreie Titel. Der erste Tag in der satirischen Realität - hier ein Protokoll.



   7.00 Uhr: In einem heruntergekommenen Mehrfamilienhaus irgendwo in London. Der Big Ben klingelt, Archie schreit, Meghan schnarcht. Harry steht auf und erreicht nach einer halbstündigen Wanderung die Küche. Da er noch nie allein die Kaffeemaschine bedient hat und die Queen alle Angestellten freigestellt hat, ruft Harry lieber den Pizzaservice an und bestellt ein Frühstück für ein halbes Angestelltengehalt.

   8.35 Uhr: Königshausfrei! Meghan verzichtet aufs Duschen und Kämmen, wirft sich in Leggins aufs Sofa und glotzt erst einmal zwei Staffeln "Downtown Abbey" und "Suits". Archie schreit immer noch.

   9.30 Uhr: Harry muss jetzt ins Büro, zieht seine alte Nazi-Kostüm-Uniform an, bemerkt aber auf dem Weg zur Tiefgarage, dass er gar keinen Job hat. Er setzt sich auf den Rücksitz seines Bentley und wartet vergeblich auf den Chauffeur. Ein Nachbar weckt ihn.

   12.30 Uhr: Mittagessen. Der Teilzeit-Daddy torkelt zurück, verrät aber nichts. Das Glamour-Paar hat sich wenig zu sagen. Meghan trägt Birkenstock und telefoniert mit ihrem Ex-Mann. Es gibt kalte Spaghetti bolo aus dem Glas, Vorwürfe, dazu Fernsehmüll. Eine Vorstadtehe wie so viele in Sussex, Kanada oder Castrop-Rauxel.

   13.30 Uhr: Aus den BBC-Nachrichten erfährt Harry, dass ihm Oma Queen die Goldene Palastkreditkarte sperren liess. Harry weint und sehnt sich nach dem Leben als Baby-Herzog. Archie brüllt.

   16.35 Uhr: Harry will ein guter Vater sein und füttert seinen Sohn mit gebackenen Bohnen, Bratwürstchen und Speck. Archie lächelt selig.

   17.30 Uhr: Onkel Andrew, der alte Lustmolch, ruft an, hechelt ins Telefon und pumpt seinen Neffen an. Schlechter Scherz. Vor dem Haus demonstrieren aufgebrachte Royalisten. Eine Explosion ist zu hören. Die IRA? Der Bund der britischen Steuerzahler? Nein, es war nur eine Verpuffung aus Archies Windel.



   18.00 Uhr: Meghan packt die Koffer. Sie trägt wieder keine hautfarbenen Strumpfhosen. So geht Feminismus! Mit der Monarchie geht es weiter bergab.

   20.15 Uhr: Der Januar ist der Monat der gescheiterten Rebellionen und des Übergewichts. Harry stellt sich auf die Waage und zählt die Schwimmringe. Sechs Pfund zugenommen. Am ersten Tag der Freiheit. Geht eigentlich noch.

   22.00 Uhr: Wo ist Meghan? Und Archie? Und was sollen all die ganzen Rechnungen? Harry beschliesst, erst einen heben zu gehen. Ab in den Pub. Darts werfen, Snooker gucken. Wampe kratzen. Und auf den Brexit zu warten. God save the Queen!
 

 

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