Dinge der Woche: Die UNESCO hat eine neue
Liste mit bedrohten kulturellen Traditionen veröffentlicht:
Betrifft das bald auch die Weihnachtskarte, die immer öfter
gefälscht wird?

Und
wieder ist ein Jahr vergangen - mit diesem Satz fangen sie gerne
an, die ganz persönlichen Weihnachtskarten, auf die ich mich
jetzt schon freue. Es gibt Verwandte und Freunde, die schreiben
jedes Jahr mehrere Seiten lang Jahresrückblicke. Wo sie in Urlaub
waren, was die Kinder studieren, eben solche Sachen. Möge diese
Art der Weihnachtskarte nicht enden wie der Seperu-Volkstanz,
den man früher im südafrikanischen Botsuana zu Anlässen wie
Hochzeiten getanzt hat, der aber laut einer Mitteilung der UNESCO
von dieser Woche als immaterielles Weltkulturerbe inzwischen
vom Aussterben bedroht ist. Wenn die UNESCO dich auf so eine
Liste setzt, dann weisst du, dass du erledigt bist und sich
alle "Frohe Weihnachten" nur noch per Whatsapp wünschen.
Als
unsere Kinder noch klein waren, habe ich mir jedes Jahr bei
der Weihnachtskarte was Originelles ausgedacht. Selbst als meine
Tochter in einem Anfall von Pubertät auf dem gemeinsamen Foto
aus Protest den Kopf senkte und das Bild dadurch furchtbar trostlos
wirkte, versuchte ich das ganze noch zu retten mit dem Spruch:
"Bitte keine Spenden! Dieser Familie ist nicht mehr zu
helfen."
Mittlerweise habe ich
meinen merkwürdigen Humor an meinen Sohn übergeben, der unser
diesjähriges Familienfoto zu Weihnachten optisch zu verantworten
hat. Die jungen Leute bearbeiten so ein Foto so lange elektronisch,
bis gar nichts mehr stimmt. Nach aktuellem Diskussionsstand
habe ich eine blöde Weihnachtsmütze auf dem Kopf, und in dem
Vordergrund des Bildes hat mein Sohn einen Hund geschoben. Ein
Spass auf meine Kosten, denn ich mag generell keine Haustiere
und gedenke, gemeinsam mit meiner Frau diesen haustierlosen
Zustand bis zu meinem Lebensende beizubehalten. Da dies jeder
weiss, der uns kennt, fällt mir als Überschrift für die Weihnchtskarte
ausser "Frohes Fest!" nur noch "Finde den Fehler!"
ein.
Was die Suche nach Geschenken
angeht, so ist mir aufgefallen, dass immer mehr Firmen Geschenke
für "Eigentlich-nichts-Wünscher" anbieten, also für
Menschen, die schon alles haben. Mir würde ein Buch gefallen,
über das ich gelesen habe und das Anekdoten über Menschen jenseits
der 50 erzählt. Darin wird angeblich empfohlen, dass ich in
meinem Alter anfangen soll, das Kauzige und Schrullige an mir
zu pflegen, denn das mache mich unverwechselbar und liebenswert.
Ob meine Frau das ähnlich sieht, muss bezweifelt werden. Allerdings
hat unsere Ehe inzwischen eine Stufe erreicht, auf der wir die
Eigenheiten des anderen mit einer gewissen Altersmilde betrachten.

Unser
grosses Ding im Moment sind die Geschirrhandtücher, die ich
ihrer Ansicht nach in der Küche nicht so zum Trocknen aufhänge,
wie es sich gehört. Ich "stopfe" sie vielmehr über
dem Halter. Was sie nicht weiss: Ich "stopfe" die
Dinger inzwischen absichtlich - eine Finte, um sie zum Bruddeln
zu bringen, ich mag das. Ich sagte ja schon, ich habe einen
merkwürdigen Humor.
Ist aber alles
besser, als über Politik zu diskutieren. Diskussionen über Politik
sind der Stimmungskiller, da habe ich gelesen, auch zwischen
Paaren. Was ich damit sagen will? Eigentlich nichts.
|