Dinge der Woche: Die deutsche Industrie lahmt,
das Abendland scheint ratlos. Das müsste nicht sein, würden
sich Verkaufsprofis Inspirationen aus dem Morgenland holen.

Von
einer Massenbewegung zu sprechen, wäre zu früh. Aber erste hoffnungsvolle
Pflänzchen treiben im marokkanischen Wüstensand aus. Dort bin
ich in den vergangenen Wochen deutschen Touristengruppen begegnet,
die bei einem Ausflug in die Sahara auf spritfressende Geländeboliden
verzichteten und sich stattdessen von Kamelen in die Sahara
tragen liessen.
Ein toller Ansatz,
der für mich aus ideologischen Gründen aber nicht infrage kam.
Als leidenschaftlicher Nichtraucher möchte ich mich ungern von
einem Lasttier verschaukeln lassen, das als Aushängeschild für
eine US-amerikanische Zigarettenmarke herhalten muss. Gleichwohl
habe ich mich auf meinem Orienttrip eines tierischen Fortbewegungsmittels
bedient. Ich fuhr in einem Panda durch den Süden Marokkos.
Aus
Öko-Sicht ist der Fiat durchaus eine Alternative zum Trampeltier.
Sein Spritverbrauch war moderat, und auf einer Strecke von 3000
Kilometern musste ich nur einmal drei Liter Spritzwasser für
die Scheibenwischanlage nachfüllen. Keinen Dunst, was ein Kamel
auf die Distanz schluckt, aber drei Liter Wasser scheinen mir
eher knapp bemessen.
Wie jeder brave
Tourist bereise ich vor allem deshalb hin und wieder die Welt,
damit ich mir nach drei Wochen sagen kann, dass es daheim am
schönsten ist. Gleichwohl habe ich von dieser Reise ausser zwei
Berberteppichen auch die Erkenntnis mitgebracht, dass wir, also
genau genommen die deutsche Wirtschaft, von unseren marokkanischen
Freunden einiges lernen können. Wenn ich hierzulande einen Laden
betrete, beschleicht mich oft das Gefühl, dass ich als Störfaktor
wahrgenommen werde, vor allem, wenn ich das kundige Personal
mit Fragen zu den Produkten belästige. Anders in Marokko. Da
werden Verkaufsräume und -stände von Magiern bevölkert.
In
deutschen Landen jedenfalls ist es mir noch nie passiert, dass
ich auf der Suche nach einer Kneipe in einem Teppichladen gelandet
bin und diesen eine Stunde später mit zwei Berberteppichen unterm
Arm verliess. Wie der Verkäufer das gemacht hat! Ich weiss es
nicht. Ich erinnere mich nur noch daran, dass er glänzendes
Deutsch sprach, obwohl er unser wunderbares Land angeblich noch
nie besucht hat. Und dass er von einer "schicksalhafter
Begegnung" sprach und davon, dass man manchmal einfach
einen schönen Teppich kaufen müsse, auch wenn man der Meinung
sei, dass man keinen brauche. Gern auch zwei.

Genau
das habe ich dann auch getan. Dem Mann ist es gelungen, mich
in Kaufrausch zu versetzen - ohne Alkohol, nur ein Kännchen
zuckersüsser Pfefferminztee wurde gereicht. Deshalb, liebe Wirtschaftsbosse,
wenn der Verkauf stockt, schickt eure Verkäufer zum Anschauungsunterricht
einfach mal in die Wüste.
Am Ende der
Reise habe ich ganz ohne fremdes Zutun auf dem Flughafen von
Makaresch mehrere Tafeln sündhaft teure Schokolade aus Kamelmilch
gekauft, 70 Gramm für 7,50 Euro. Ohne fremdes Zutun trifft es
vielleicht nicht ganz. Ich liess mich von einem Herrn animieren,
der im Duty-free-Shop eine Stange Camel-Zigaretten erstand.
Ganz ohne Kamel geht es wohl doch nicht.
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