Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (10. November 2019)
 
Elf Ladesäulen müsst ihr sein!
 

Dinge der Woche: Ein grüner Druck geht durch die Gesellschaft. Das Autoland braucht einen neuen Akku. Und bei den Bayern suchen sie einen neuen Cheftrainer, der auch Kanzler kann.



   Noch wichtiger als die Klimakatastrophe, die Kanzlerinnendämmerung, der Abschwung und der Rechtsextremismus war in dieser Woche lediglich die Frage, wer künftig Cheftrainer beim FC Bayern München sein wird. Nach der Entlassung von Niko Kovac ist die Suche nach einem geeigneten Opfer beim Rekordmeister in vollem Gange. Aus gut unterrichteten Kreisen wurden uns die Namen von drei Top-Favoriten für dieses wichtige Regierungsamt zugespielt.

   Friedrich Merz: Noch-Trainer beim New-Yorker Börsenverein Blackrock Union. Scheinriese. Trägt am Spielfeldrand meist einen Massanzug mit Geldweste. Merz hat bewiesen, dass er von der Seite aus nicht nur Schiedsrichter, sondern auch schwedische Klimaschützerinnen und deutsche Kanzlerinnen erfolgreich anpöbeln kann. Besitzt eine Villa im oberen Tabellendrittel.

   Merz gilt als Diamantenschleifer und kalter Kabinenprediger ohne emotionaler Bindung zu den Ultras auf den billigen Rängen. Taktisch lehnt Merz die Raute ab, forciert ein opportunes Umschaltspiel mit einem Sechser als Rechtsaussen und falschen Fuffzigern im Mittelfeld. Hat angeblich schon mal in der Maximilianstrasse mit Franck Ribéry ein vergoldetes Steak verputzt. Verkörpert als Chefcoach den gefragten Managertypus, der beim FC Bayern insbesondere in Steuerhinterziehungsfragen und bei der Anschaffung neuer, verstellter Rolex-Wanduhren hohes Ansehen geniesst.

   Olaf Schulz: Bezeichnet sich selbst als The Supernormal One. Scholz hat oft bewiesen, dass er ein akribischer Arbeiter und Statistikfresser ist, der gegnerische Spieler besser machen kann und dessen Teams bekannt für ihren selbstzerfleischenden Fussball sind.

   Scholz bevorzugt eine defensive Spielweise, ein 4-6-0 ohne echten Stürmer, dafür mit zwei Vollpfosten hinter einer Unionsspitze und einer schwarzen Null ganz hinten. Wirkt harmlos, versteht sich aber auch auf verbale Blutgrätschen und lässt gerne mauern. Eine Pressekonferenz mit ihm fühlt sich deshalb oft an wie ein abgerissenes Syndesmoseband. Derzeit versucht Scholz den Rekordabsteiger SPD mit einer namentlich unbekannten Co-Trainerin in die Bundesliga zurückzuführen.



   Robert Habeck: Die Trainer- und Mädchenlegende steht nach dem Aus von Niko Kovac ganz vorn in der Auslage an der Säbener Strasse. Habeck wird neuerdings von Rasengott Winfried Kretschmann empfohlen, auch weil der Publikumsliebling ein angelernter Linksaussen und Strafraumschleicher ist, der in jeder Talkshow und Kabinendusche den richtigen Ton trifft. Coacht zurzeit eine talentierte Berliner Gurkentruppe namens Green Stars, die ausschliesslich mit zentnerschweren, aus Allgäuer Rindshäuten produzierten, lohgegerbten Medizinlederbällen von Manufactum trainiert und Fair-Play-Pokale in Serie gewinnt.

   Gegenpressing und Ballbesitzfussball? Habeck hält wenig davon und steigt mit seinen Kickern lieber in die authentischere Stuhlkreisliga ab. Der Mann steht für klimaneutralen, kompostierbaren Fussball mit veganer Stadionswurst. Sein Traum: Eine elektrisiert aufspielende Top-Mannschaft aus elf Ladesäulen.
 

 

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