Dinge der Woche. Früher haben die jungen Leute
irgandwas mit Medien machen wollen, heute irgendwas mit Umwelt.
Als Klima-Aktivist verdient man offenbar gar nicht so schlecht.
Ich
hätte nie gedacht, dass ich mal Reinhard Mey feiern würde. Mit
dem Liedermacher, inzwischen auch schon 76 Jahre alt, verband
ich bislang nur das mich mässig begeisternde Lied "Über
den Wolken".

Diese
Woche nun bin ich über "Die Ballade vom sozialen Aufstieg
des Fleischermeisters Fred Kasulzke" gestolpert, die Mey
im Jahre 1970, also vor knapp 50 Jahren, live in Berlin zum
Besten gab.
Das mit Berlin passt ganz
gut, denn dort haben kürzlich auch die "Aktivisten"
der Klimaschutz-Bewegung "Extinction Rebellion" tagelang
Strassenkreuzungen blockiert und dabei allerhand Müll hinterlassen.
Die Aktivisten glauben an die Auslöschung der Menschheit und
würden, um dies zu verhindern, die Auslöschung der Demokratie
in Kauf nehmen.
Nun ist es so, dass
Klimaschutz-Bewegungen kommen und gehen. Das Interessante an
"Extinction Rebellion" ist aber, dass bekannt wurde,
wie viel diese Gruppierung bereit ist, ihren Aktivisten zu zahlen.
Laut Medienberichten gibt es bis zu 450 Euro an Aufwandsentschädigung
pro Woche, wenn man einen Vertrag unterschreibt und von seiner
Aktivisten-Gruppe bescheinigt bekommt, dass man schwer dafür
schuftet, den Berufsverkehr lahmzulegen.
Womit
wir wieder bei Reinhard Mey wären und dem Jahr 1970. Seine Ballade
über Herrn Kasulzke handelt von einem Fleischermeister, der
aus Geldnot auf die Idee kommt, sich als Berufsdemonstrant zu
verdingen. Er gründet eine Firma, bietet Proteste aller Art
an und ist damit wirtschaftlich sehr erfolgreich. Einem Reporter
erklärt er sein Erfolgsrezept so: "Für die Meinung Freizeit
opfern, will doch heute kein Mensch mehr. Gar bei Regen demonstrieren
geh'n? Was, Mann wo kommen Sie denn her?"
Aus
heutiger Sicht wirkt dieser Text von Reinhard Mey visionär.
Man könnte allerdings auch sagen, alles schon mal da gewesen.
Vielleicht sollte man den jungen Menschen im Geschichtsunterricht
nicht nur erzählen, vor wie vielen Tausend Jahren die Pyramiden
gebaut wurden, sondern sie auch darüber informieren, dass der
Umweltschutzgedanke nicht erst mit Greta Thunberg in die Welt
kam und dass die grössten Schwarzmaler schon immer die stärkste
Anziehungskraft entwickelten. Als ich zum Beispiel in den achtziger
Jahren studierte, war ein Buch von Holmar von Dithfurth ein
Bestseller. Laut diesem Buch stand, statistisch betrachtet,
wegen der Überbevölkerung der Weltuntergang kurz bevor. In der
Zwischenzeit hat sich die Weltbevölkerung ein weiteres Mal fast
verdoppelt, die Ernährungslage ist aber deutlich besser geworden,
der Held meiner Studententage hat sich geirrt.

Alles
vergeben und vergessen. Mit dem Weltuntergang lassen sich in
jeder Generation aufs Neue gute Geschäfte machen. Aus irgendwelchen
Gründen gelten jene, die das Ende der Welt prophezeien, als
besonders klug. Warum gibt es keinen Aufstand gegen die ganzen
Schlaumeier, eine "Extinction Rebellion Rebellion"
gewissermassen? Und wer fordert endlich eine Besteuerung für
Besserwisser?
Dafür - und natürlich
für die 450 Euro pro Woche - würde ich dann auch mal eine Strassenkreuzung
blockieren.
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