Dinge der Woche: Sie denken bei Mozart zuerst
an eine Süssware aus Schokolade, Pistazien und Nugat? Dann sind
Sie hier goldrichtig und dürfen sich, wenn's sein muss, sogar
kugeln.
In Zeiten wie diesen, da junge
Menschen auf die Strasse gehen, um uns alten Umweltschweinen
den Marsch zu blasen, wird man zwangsläufig auf die eigene Kindheit
zurückgeworfen. Hand aufs Herz, wissen Sie noch, was Sie als
Heranwachsender getan haben, sagen wir mal im Alter von acht
Jahren?

Also
ich weiss nicht, was Sie getan haben. Ich weiss ja auch nicht
mehr, was ich getan habe. Aber ich weiss seit ein paar Tagen,
dass Mozart im Alter von acht Jahren seine erste Sinfonie schrieb,
Es-Dur KV 16, wenn Sie es ganz genau wissen wollen. An einem
leicht regnerischen Sonntagvormittag habe ich mir das Werk im
Beethoven-Saal der Stuttgarter Liederhalle reingepfiffen - und
das war schon befremdlich. Da spielen Musiker des Staatsorchesters
unter der Leitung von Maestro Cornelius Meister mit grosser
Ernsthaftigkeit (und dem Anschein nach sogar mit Feuereifer)
das, was einem achtjährigen Rotzlöffel vor 255 Jahren eingefallen
ist.
Okay, Rotzlöffel trifft es vielleicht
nicht ganz. Mozart war damals bereits ein Wunderkind und samt
Schwester Nannerl unter elterlicher Aufsicht auf Europatour.
Wobei, unter uns gesagt, der Typ hatte auch wahnsinnig Dusel.
Hätte es damals 1764 schon eine Playstation gegeben, das Wolferl
hätte seine Winderkind-Karriere an die Wand gefahren, noch bevor
sie richtig in Fahrt gekommen war.
Aber
man muss natürlich froh sein, dass es nicht so kam. Zum einen
hätte Falco dann in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts
nicht "Rock me Amadeus" rappen können. Zum anderen
hätte ich in der Pause auf der Herrentoilette des schönen Konzerthauses
niemals folgenden Satz vernommen: "Da hatten die Flöten
aber gewaltig zu tun." Ich habe im Laufe meines Lebens
schon viele bemerkenswerte Sätze auf Klos gehört, vielleicht
auch welche, in denen Blasinstrumente vorkamen, aber noch nie
eine solche Begeisterungsbekundung. So viel freudige Erregung
ist mir zuletzt unter der Dusche des Leuze-Bades begegnet, als
sich drei hochgewachsene, gut aussehende Migranten über die
beste Methode der Körperenthaarung ausgetauscht haben.
Was
übrigens den Wunderkind-Nachschub anbelangt, für den ist gesorgt.
Im hinteren Teil des Beethoven-Saals sass eine junge Familie
mit einem männlichen Säugling. Der junge Mann schien bei Mozart
andächtig zu lauschen, wirkte bei den Werken der Herren Berg
und Mahler aber bisweilen unkonzentriert. Ich verwette meine
Vuvuzela darauf, dass der Sprössling spätestens in drei Jahren
auf Welttournee geht.

Ach
so, nach gründlicher Recherche nehme ich das eingangs Behauptete
zurück. Inzwischen weiss ich nämlich wieder, was ich im zarten
Alter von acht Jahren getrieben habe. Es fiel mir beim Blick
in mein Grundschulzeugnis ein. "Der Schüler hat erfolgreich
an der Blockflöten-AG teilgenommen", ist da vermerkt. Ich
will nicht angeben, aber das Mozart an einer Blockflöten-AG
teilgenommen hat, dazu erfolgreich, wäre mir nicht bekannt.
Vor diesem Hintergrund erlaube ich mir den Hinweis, dass nicht
nur Mozart in seiner Kindheit musikalische Spuren hinterlassen
hat.
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