Dinge der Woche: Die Tage werden kürzer, die
Wirtschaft schwächer. Jetzt gilt es, das Klima zu retten, den
Gürtel enger zu schnallen und Winfried Kretschmann um Erlösung
zu bitten.
Der kaltschnäuzige Herbst
hämmert gegen die Tür, die Konjunkturkurven leiden unter Erektionsstörungen,
Boris Johnson hat immer noch keinen Plan und aus den Notenbanken
erklingt Chopins Trauermarsch. Kurzum: Es herrscht Rezession
in Deutschland. Wieder einmal regieren Angst, Schrecken - und
Schreckensangst. Wer sich kein finanzielles Polster aufbauen
konnte, dem stehen womöglich "bockelharte Jahre" bevor
(Cem Özdemir). Hier der Auszug aus dem Rezessionstagebuch eines
unbekannten Mittelschichtlers aus dem Südwesten, einer Republik
am Abgrund:

Montag.
Ab sofort kostet der Liter Diesel so viel wie zwei Veggie-Burger.
Banktermin. Der Kredit für den Kauf von zwei Extra-Zentnern
Bio-Rübenstrünken für den bevorstehenden Hungerwinter wurde
nicht bewilligt. Schade. Auf dem Parkplatz spontan das Auto
für einen angenagten Veggie-Burger verkauft. An einen Usbeken!
Zu Fuss nach Hause. Sparschwein geschlachtet und an den Scherben
satt gelutscht.
Dienstag. Der Nachbar
hat sich wieder beschwert wegen des infernalisch knurrenden
Magens. Also den Gürtel enger geschnallt, dann melancholisch
aus dem Fenster geblickt. Die Schulanfänger torkeln orientierungslos
auf der praktisch autofreien Stadtautobahn herum. Sie müssen
nach dem Verbot von SUV's auf eigenen Beinen zur Schule finden,
was sie erst noch lernen müssen. Grausame Kindheit. Danach ins
Home Office gegangen und ausgiebig geweint.
Mittwoch.
Die hervorragenden Umfragewerte für den grünen Ministerpräsidenten
sind neben der 200-prozentigen Erhöhung des Gaspreises das Thema
der Woche. Zur Seligsprechung von Winfried Kretschmann auf dem
Stuttgarter Marktplatz haben sich zahlreiche prominente Klima-Aktivisten
angekündigt, darunter Greta Thunberg, Markus Söder und der Papst.
Die Party fällt aber ins Wasser, weil seit Neuestem auch Konfetti
(toxische Farben), Luftballons (Plastikmüll, Vogelkiller) wie
auch Spass (heisse Luft) im Allgemeinen streng verboten sind.
Donnerstag.
Post von der Wohngesellschaft. Die Miete steigt um 50 Prozent
wegen des Austauschs der Ölheizung gegen einen windkraftbetriebenen
Warmluftföhn. Nach abermaliger Lektüre der Beschlüsse aus dem
Klimaschutzpaket ein letztes Mal die liebe Heizung gestreichelt.
Danach ins Bett gelegt und auf den baldigen Kältetod gewartet.
Vom Klingeln an der Tür geweckt. Ein Care-Paket aus Somalia.
Gott sein Dank!

Freitag.
Die schmackhafte Rübenstrunkpfanne auf Altölresten fällt wegen
der Erhöhung der Strompreise aus. Wie dunkel und öd alles ist.
Deswegen im Hof mit dem ebenfalls ausgemergelten Nachbarn ein
Lagerfeuer mit Büchern (Short List) und Parteibüchern (SPD)
organisiert und den angenagten Veggie-Burger vom Usbeken gegrillt.
Lecker! Ein Flüchtlingstreck aus England rollt am Haus vorbei.
Die lassen auch wirklich jeden ins Land.
Samstag.
Diese Bettler! Einen arbeitslosen Banker (Commerzbank) von der
Tür verscheucht. Den letzten Rübenstrunk aus regionalen Anbau
geknabbert, im Anschluss den Atem angehalten und CO²-neutral
auf den baldigen Aufschwung gewartet.
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