Dinge der Woche: Boris Johnson ist der Mann
der Stunde. Seine Demokratie ist sehr britisch, sie ist blond
und schickt sich schon mal selbst in den Urlaub.

Seit
Tagen spricht die Welt vom jüngsten Meisterstück des englischen
Premiers, der sein Parlament zum zweiten Mal in die Ferien schicken
will, dorthin, wo der Pfeffer wächst und kein Weg zurück nach
Europa führt. Einfach genial, dieser Boris Johnson. Doch wie
ist dieser aufstrebende Jungdiktator eigentlich privat? Ein
Tag aus dem Leben des charismatischen Darlings.
7
Uhr: Boris Johnson wird von der Wucht eines detonierenden Weckers
aus Belfast aus dem Schlaf gerissen. Darufhin beschliesst er
den kompromisslosen Ausstieg aus dem Bett und tritt auf dem
Weg zur Dusche in drei Fettnäpfchen.
7.15
Uhr: Zum Trocknen und Frisieren der Haare steckt "BoJo"
üblicherweise zwei seiner Wurstfinger in die Steckdose. Kurzschluss!
Wie jeden Morgen sind weite Teile des maroden Londoner U-Bahn-Netzes
vom Stromausfall betroffen.
8.20 Uhr:
Hunger! In der Nähe der Downing Street frühstückt der Premier
opulent in einem Café mit kontinentaler Küche. Er verputzt ein
Dutzend französischer Croissants,unzählige Frankfurter Würstchen
und beisst in die Hand des polnischen Kellners, dessen Aufenhaltsgenehmigung
demnächst ausläuft. Johnson verlässt diabolisch kichernd das
Lokal, ohne die Rechnung zu bezahlen.
10
Uhr: Kurzer Abstecher ins Unterhaus. Boris Johnson verteilt
Gummitiere, seine ausgemusterten Jogging-Shorts (XXL), Probe-Abos
der "Sun" sowie gefakte Handelsstatistiken, dann schickt
er die Abgeordneten in den Zwangsurlaub. Der Brexit soll nicht
durch unnötige demokratische Prozesse gefährdet werden.
11.48:
Dringender Anruf aus Washington. Am Apparat Johnsons bester
Buddy. Grosse Freude. Im Hintergrund hört man Melanias Schreie,
offenbar ist sie wieder über ihre eigenen High Heels gestolpert
und als Frau tief gefallen.
11.49:
Trump erkundigt sich, ob das Pommes-Frites-Blond von Johnsons
Haar wirklich echt ist und eventuell die britische Insel zum
Verkauf anstünde. "No Deal", geifert Johnson. Stattdessen
bietet er Trump eine andere Schrott-Immobilie an, Westminster
Palace, den Sitz des Parlamentes, und zwar im Tausch gegen eine
Dose Haarspray. Trump willigt ein.
13.25:
Schwer verdaulicher altenglischer Lunch mit dem Oppositionsführer
Jeremy Corbyn. Der Labour-Chef versucht im Geheimen, Johnson
einen No-Deal-Brexit auszureden. Der vertilgt derweil einen
Schafsmagen so gross wie Irland. Nach dem Essen vermisst Corbyn
seine Geldbörse sowie seine Würde.
17.10:
Boris Johnson lockert seine Krawatte und zeugt gerüchteweise
auf dem Nachauseweg mit rutschenden Socken ein uneheliches Kind.
Nicht zum ersten Mal.

18
Uhr: Zurück in der Downing Street. Blick in den Spiegel. Good-Hair-Day!
Johnson ist immer noch sehr schwer verliebt in sich selbst.
Das Pfund stürzt ab. Die Queen lächelt. Die U-Bahn funktioniert
wieder.
22 Uhr: Feierabend. Noch ein
bisschen Musik zum Abchillen. Hauskater Larry muss als Schlafbrille
herhalten. Auf Johnsons Playlist: "Devil's Haircut"
von Beck und "Suicide Blonde" von INXS. Zum Schluss
dreht er noch "Rule, Britannia!" so laut auf, dass
man es auch in Brüssel hört. Ein ergebnisloser Tag geht zu Ende.
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