Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (01. September 2019)
 
Boris, der Schreckliche
 

Dinge der Woche: Boris Johnson ist der Mann der Stunde. Seine Demokratie ist sehr britisch, sie ist blond und schickt sich schon mal selbst in den Urlaub.



   Seit Tagen spricht die Welt vom jüngsten Meisterstück des englischen Premiers, der sein Parlament zum zweiten Mal in die Ferien schicken will, dorthin, wo der Pfeffer wächst und kein Weg zurück nach Europa führt. Einfach genial, dieser Boris Johnson. Doch wie ist dieser aufstrebende Jungdiktator eigentlich privat? Ein Tag aus dem Leben des charismatischen Darlings.

   7 Uhr: Boris Johnson wird von der Wucht eines detonierenden Weckers aus Belfast aus dem Schlaf gerissen. Darufhin beschliesst er den kompromisslosen Ausstieg aus dem Bett und tritt auf dem Weg zur Dusche in drei Fettnäpfchen.

   7.15 Uhr: Zum Trocknen und Frisieren der Haare steckt "BoJo" üblicherweise zwei seiner Wurstfinger in die Steckdose. Kurzschluss! Wie jeden Morgen sind weite Teile des maroden Londoner U-Bahn-Netzes vom Stromausfall betroffen.

   8.20 Uhr: Hunger! In der Nähe der Downing Street frühstückt der Premier opulent in einem Café mit kontinentaler Küche. Er verputzt ein Dutzend französischer Croissants,unzählige Frankfurter Würstchen und beisst in die Hand des polnischen Kellners, dessen Aufenhaltsgenehmigung demnächst ausläuft. Johnson verlässt diabolisch kichernd das Lokal, ohne die Rechnung zu bezahlen.

   10 Uhr: Kurzer Abstecher ins Unterhaus. Boris Johnson verteilt Gummitiere, seine ausgemusterten Jogging-Shorts (XXL), Probe-Abos der "Sun" sowie gefakte Handelsstatistiken, dann schickt er die Abgeordneten in den Zwangsurlaub. Der Brexit soll nicht durch unnötige demokratische Prozesse gefährdet werden.

   11.48: Dringender Anruf aus Washington. Am Apparat Johnsons bester Buddy. Grosse Freude. Im Hintergrund hört man Melanias Schreie, offenbar ist sie wieder über ihre eigenen High Heels gestolpert und als Frau tief gefallen.

   11.49: Trump erkundigt sich, ob das Pommes-Frites-Blond von Johnsons Haar wirklich echt ist und eventuell die britische Insel zum Verkauf anstünde. "No Deal", geifert Johnson. Stattdessen bietet er Trump eine andere Schrott-Immobilie an, Westminster Palace, den Sitz des Parlamentes, und zwar im Tausch gegen eine Dose Haarspray. Trump willigt ein.

   13.25: Schwer verdaulicher altenglischer Lunch mit dem Oppositionsführer Jeremy Corbyn. Der Labour-Chef versucht im Geheimen, Johnson einen No-Deal-Brexit auszureden. Der vertilgt derweil einen Schafsmagen so gross wie Irland. Nach dem Essen vermisst Corbyn seine Geldbörse sowie seine Würde.

   17.10: Boris Johnson lockert seine Krawatte und zeugt gerüchteweise auf dem Nachauseweg mit rutschenden Socken ein uneheliches Kind. Nicht zum ersten Mal.



   18 Uhr: Zurück in der Downing Street. Blick in den Spiegel. Good-Hair-Day! Johnson ist immer noch sehr schwer verliebt in sich selbst. Das Pfund stürzt ab. Die Queen lächelt. Die U-Bahn funktioniert wieder.

   22 Uhr: Feierabend. Noch ein bisschen Musik zum Abchillen. Hauskater Larry muss als Schlafbrille herhalten. Auf Johnsons Playlist: "Devil's Haircut" von Beck und "Suicide Blonde" von INXS. Zum Schluss dreht er noch "Rule, Britannia!" so laut auf, dass man es auch in Brüssel hört. Ein ergebnisloser Tag geht zu Ende.
 

 

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