Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (18. August 2019)
 
Möge sie in keinen Shitstorm geraten
 

Unser Autor leidet mit der "Umweltaktivistin" Greta Thunberg aus Schweden, die in diesen Tagen in einer Nusschale aus Carbon zum UN-Klimagipfel in die USA segelt.

   Natürlich mache ich beim Weltretten mit: Ich tu's schon deshalb, damit ich meinen noch ungeborenen Enkeln später erzählen kann; "Sorry, Woodstock und die Anti-Vietnamkrieg-Demos in Übersee mussten ohne mich stattfinden. Die Amis hatten mir die Einreise verweigert, weil sie dachten, in meiner Schultüte sei Gras. Aber sonst war ich überall dabei, wo's darum ging, die Welt in eine bessere Zukunft zu führen. 11981 bei der Friedensdemonstration im Bonner Hofgarten genauso wie bei den Freitagsaufmärschen." Muss den Kleinen ja nicht auf die Nase binden, dass ich freitags eh frei hatte wegen Überstundenabbaus.



   Wiewohl ich ein eingefleischter Öko bin, mit meinen Freunden, den Bäumen, fühle, und von Schuhgrösse 47 zur Verminderung meines ökologischen Fussabdrucks auf 42 umgestiegen bin, quält mich schon manchmal die Frage, gibt es eigentlich nur noch Umweltdebatte? Sollten wir unsere Gedanken nicht auch mal frei machen von CO²-Steuer und Flugscham, und sie schweifen lassen, über die Weltmeere etwa? Aber auf was stossen wir da mitten auf dem Atlantischen Ozean? Auf eine Nussschale aus Carbon, die mit Greta Thunberg an Bord, von einem Schwarm Thunfischen in Dosen begleitet, zum UN-Klimagipfel in Trumps own Country segelt.

   Ich bin der letzte, der über eine junge "Umweltaktivistin" blöde Wortspiele machen würde, und verkneife mir den Kalauer, ob das Schiff mehr Knoten macht, weil seine Passagierin Zöpfe trägt. Aber weil in einer Redaktionskonferenz ein Kollege die Frage aufwarf: Haben die eigentlich ein Klo an Bord? Haben die nicht, ruft ein erfahrener Einhandsegler dazwischen, mit einer Packung Tempotaschentüchern in der Rechten über unsere Köpfe wedelnd.

   Mag sein, dass dem so ist, wende ich ein, aber das schmälere die globale Aussagekraft von Gretas Segeltörn keinesfalls. Ein anderer Kollege, mit Bodenseeschifferpatent ausgestattet, schildert daraufhin, wie die Notdurft an Bord zu verrichten sei. Ich erspare Ihnen die Details, nur so viel: Der Profi hängt sich ins Trapez und behält die Windrichtung im Blick.

   Jaja, ich hör schon die Greta-Hasser die Messer wetzen. Bevor über die Gute ein Shitstorm hereinbricht, nehmen wir den Typen den Wind aus den Segeln: Natürlich gehen die menschlichen Hinterlassenschaften ungeklärt ins Meer. Aber bei einer Handvoll Nasen an Bord der Segeljacht "Malizia II" fällt das nicht ins Gewicht (den eingedosten Thunfischen ist es eh wurscht). Problematisch würde es erst, stiegen alle fünf Millionen Flugpassagiere, die jedes Jahr von Deutschland aus über den grossen Teich fliegen, aufs Segelboot um. Insofern, liebe Kinder, taugt Greta kaum als Vorbild.



   Eine Massenbewegung wird das eh nicht, zumal die 18-Meter-Jacht, die dem Stuttgarter Immobilienunternehmer Gerhard Senft gehört, als Rennboot kaum für eine komfortable Überfahrt ausgelegt ist. Ein Dieselmotor ist zwar an Bord, aber der ist versiegelt und wird nur eingeschaltet, wenn's gar nicht anders geht. Vielleicht ist das die wichtigste CO²-einsparende Message dieser ungewöhnlichen Seefahrt an uns automobilen Landratten: Schmeisst eure Maschine nur an, wenn's garnicht anders geht.
 

 

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