Dinge der Woche: Die Erinnerung an die erste
Mondlandung lässt uns sogar den Rasenmäher des Nachbarn lieben.
Es wird deshalb Zeit, wieder mal da oben vorbeizuschauen.

Die
Menschheit blickte mit feuchten Augen in den nächtlichen Himmel
und sah den Mond auf seiner ewigen Bahn vorbeiziehen. Menschen
wurden sich ihrer Winzigkeit bewusst und waren plötzlich zur
Versöhnung mit dem verhassten Nachbarn und seinem zur Unzeit
brüllenden Rasenmäher bereit. Medien und Wissenschaft überboten
sich in Analysen der Beziehung von Mensch und Mond und erinnerten
an jenen Moment vor 50 Jahren, als die erste Mondlandung in
der Wüste von Nevada stattfand.
Selbst
nach so langer Zeit drangen noch immer brisante und faszinierende
Details an die Öffentlichkeit. Der Schalter zum Starten des
Triebwerks der Landefähre sei damals abgebrochen - man habe
mit einem Filzstift so lange herumgepokelt, bis die Maschine
ansprang. Beim ersten Rundgang auf dem Mond sei der Urinbeutel
eines Astronauten geplatzt, was die erste Ordnungsstrafe auf
einem Planeten ausserhalb der Erde auslöste. Natürlich verflog
dieser Effekt rasch und man tauchte nach kurzem Innehalten wieder
in die gewohnte Welt aus Missgunst, Stress, Alkoholismus und
sorgsam kultivierter Abneigung gegen die Mitmenschen ein.
Es
blieb die Frage, ob man nicht noch einmal zum Mond ... Sein
stoisches Dahinziehen am Firmament sei schliesslich eine Verhöhnung
der menschlichen Zivilisation. Was habe dieser öde Planet denn
schon zum Kulturerbe der Menschheit beigetragen? Zudem gebe
es gute Gründe für eine weitere Mondlandung. Eine neue Teflonpfanne
etwa werde dringend benötigt. Die alte, die Astronauten damals
mitgebracht hatten, wurde wegen der abscheulichen Dämpfe nur
einmal erhitzt und steht seitdem im Raumfahrtmuseum. Auch der
von den Apollo-Missionen mitgebrachte Mondstaub gehe zur Neige.
Als seltene Erde sei er für die Produktion von Smartphones und
Fertiggerichten immens wichtig.
Zudem
sei immer noch nicht klar, wie es auf der dunklen Seite des
Mondes aussieht. Vielleicht gebe es dort Parkplätze und billiger
Wohnraum? Breite Strassen, sichere Grenzen und genderfreie Innenstädte?
Oder doch nur eine von einem leutseligen Mondgesicht regierte
Einöde wie in Nordkorea? Die Fantasien schlagen Purzelbäume.

Der
Mond selbst zeigt sich von all der Aufregung unbeeindruckt.
Er zog seine Bahn am Firmament, umkreiste die Erde, schwoll
zum Vollmond an, verschlankte sich wieder, leuchtete nachts
in die Wohnstuben und auf die Kneipenheimgänger, steuerte Ebbe
und Flut, schlechte Laune und Monatsdepressionen, wie es ihm
gefiel. Mensch und Ringelwurm tanzten nach seiner Fassion. Bauern
programmierten ihre GPS-gesteuerten Mähdrescher nach den Mondphasen
und ernteten ihr Biogemüse.
Doch als
die Debatte um eine baldige Besiedelung des Planeten hitziger
wurden, registrierten Sensoren schwache Protestsignale aus dem
Mondinneren. Die Sichel des Planten habe sich stärker gekrümmt
als sonst - möglicherweise uas Angst vor der anstehenden Heimsuchung
durch griesgrämige, nörglerische und schlecht gekleidete Menschen.
Sollten sie dem Beispiel des ersten Astronauten folgen und ihrem
Hang zum Wildpinkeln nachgeben, werde es dort oben bald so aussehen
wie auf der Erde.
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