Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (14. Juli 2019)
 
Wir brauchen eine neue Teflonpfanne
 

Dinge der Woche: Die Erinnerung an die erste Mondlandung lässt uns sogar den Rasenmäher des Nachbarn lieben. Es wird deshalb Zeit, wieder mal da oben vorbeizuschauen.



   Die Menschheit blickte mit feuchten Augen in den nächtlichen Himmel und sah den Mond auf seiner ewigen Bahn vorbeiziehen. Menschen wurden sich ihrer Winzigkeit bewusst und waren plötzlich zur Versöhnung mit dem verhassten Nachbarn und seinem zur Unzeit brüllenden Rasenmäher bereit. Medien und Wissenschaft überboten sich in Analysen der Beziehung von Mensch und Mond und erinnerten an jenen Moment vor 50 Jahren, als die erste Mondlandung in der Wüste von Nevada stattfand.

   Selbst nach so langer Zeit drangen noch immer brisante und faszinierende Details an die Öffentlichkeit. Der Schalter zum Starten des Triebwerks der Landefähre sei damals abgebrochen - man habe mit einem Filzstift so lange herumgepokelt, bis die Maschine ansprang. Beim ersten Rundgang auf dem Mond sei der Urinbeutel eines Astronauten geplatzt, was die erste Ordnungsstrafe auf einem Planeten ausserhalb der Erde auslöste. Natürlich verflog dieser Effekt rasch und man tauchte nach kurzem Innehalten wieder in die gewohnte Welt aus Missgunst, Stress, Alkoholismus und sorgsam kultivierter Abneigung gegen die Mitmenschen ein.

   Es blieb die Frage, ob man nicht noch einmal zum Mond ... Sein stoisches Dahinziehen am Firmament sei schliesslich eine Verhöhnung der menschlichen Zivilisation. Was habe dieser öde Planet denn schon zum Kulturerbe der Menschheit beigetragen? Zudem gebe es gute Gründe für eine weitere Mondlandung. Eine neue Teflonpfanne etwa werde dringend benötigt. Die alte, die Astronauten damals mitgebracht hatten, wurde wegen der abscheulichen Dämpfe nur einmal erhitzt und steht seitdem im Raumfahrtmuseum. Auch der von den Apollo-Missionen mitgebrachte Mondstaub gehe zur Neige. Als seltene Erde sei er für die Produktion von Smartphones und Fertiggerichten immens wichtig.

   Zudem sei immer noch nicht klar, wie es auf der dunklen Seite des Mondes aussieht. Vielleicht gebe es dort Parkplätze und billiger Wohnraum? Breite Strassen, sichere Grenzen und genderfreie Innenstädte? Oder doch nur eine von einem leutseligen Mondgesicht regierte Einöde wie in Nordkorea? Die Fantasien schlagen Purzelbäume.



   Der Mond selbst zeigt sich von all der Aufregung unbeeindruckt. Er zog seine Bahn am Firmament, umkreiste die Erde, schwoll zum Vollmond an, verschlankte sich wieder, leuchtete nachts in die Wohnstuben und auf die Kneipenheimgänger, steuerte Ebbe und Flut, schlechte Laune und Monatsdepressionen, wie es ihm gefiel. Mensch und Ringelwurm tanzten nach seiner Fassion. Bauern programmierten ihre GPS-gesteuerten Mähdrescher nach den Mondphasen und ernteten ihr Biogemüse.

   Doch als die Debatte um eine baldige Besiedelung des Planeten hitziger wurden, registrierten Sensoren schwache Protestsignale aus dem Mondinneren. Die Sichel des Planten habe sich stärker gekrümmt als sonst - möglicherweise uas Angst vor der anstehenden Heimsuchung durch griesgrämige, nörglerische und schlecht gekleidete Menschen. Sollten sie dem Beispiel des ersten Astronauten folgen und ihrem Hang zum Wildpinkeln nachgeben, werde es dort oben bald so aussehen wie auf der Erde.
 

 

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