Die Arten sterben aus. Die Einser-Abiturienten
protestieren. Und die Viel-Ehe ist auch nicht mehr das, was
sie einmal war. Wo soll das alles nur enden?
Auch
in dieser Woche ging es wieder einmal steil bergab mit dem Planeten
Erde. In einem dramatisch klingenden Bericht der Vereinten Nationen
war es zu lesen, dass rund eine Millionen Tier- und Pflanzenarten
derzeit akut vom Aussterben bedroht seien - und damit mehr als
jemals zuvor in der Menschheitsgeschichte. Nur wenige wussten,
dass überhaupt so viele Arten noch unter uns weilen.

Verantwortlich
für den Rückgang der Artenvielfalt sei natürlich der grösste
Bösewicht auf dem Planeten: Nein, nicht Kevin Kuhnert, wie viele
meinen, sondern der Mensch im Allgemeinen. Und eventuell ist
auch die Klimaufheizung in der SPD-Parteizentrale nach den jüngsten
Umfragewerten nicht zu vernachlässigen. Ein Testament der Angst.
Die
besagte Studie hätte unter anderen Umständen und zu anderen
Zeiten augenblicklich zu einer Massenpanik in der traditionell
recht ängstlichen deutschen Bevölkerung ausgelöst und damit
das Artensterben noch beschleunigt. Doch glücklicherweise können
einige Millionen Erwachsene in diesem Land weder richtig lesen
noch schreiben, weshalb sie unter dem Begriff der Biodiversität
nichts schlimmes, sondern nur eine radikale Häkelgruppe der
Berliner Grünen vermuten (elektrifizierte Impfgegner, feministische
Spargelverächterinnen, und rudeltanzende Habeck-Groupies) -
das ergab zumindestens irgendeine andere besorgniserregende
Studie.
Die meisten Mitbürger mit Leseschwäche
sind nicht einmal Ausländer oder deutsche Einser-Abiturienten,
was aber auch egal wäre. Denn die Hochschulreife ist wie die
Gelbbauchunke, das Zwergfaultier, die deutsch-amerikanische
Freundschaft oder auch die türkische Demokratie ebenfalls vom
Aussterben bedroht.
Seit Tagen beschweren
sich landauf, landab angehende Einser-Abiturienten mit und ohne
Biodiversiitätshintergrund über angeblich zu schwere Prüfungen
im Fach Mathematik und initiieren im Internet Petitionen, die
sie nur mit Mühe oder der Hilfe ihrer panisch-depressiven Eltern
lesen können. Möglicherweise hätten die Kultusministerien angesichts
der zeitintensiven freitäglichen Schülerstreiks zum Erhalt der
Artenvielfalt die Lehrer anweisen sollen, in diesem Jahr selbst
die Prüfungsbögen auszufüllen, um sie dann von den Schülern
und deren besorgten Eltern korrigieren zu lassen. Was unmittelbar
einleuchtet: Schliesslich sind Zweier-Abiturienten mittlerweise
so selten anzutreffen wie Deutsche, die in einer glücklichen
Vielehe leben.

Stattdessen
bestand eine Mathematik-Aufgabe darin, die riesige Schattenwurffläche
unter dem funktionslosen Wirtschaftsminister mittels Integralrechnung
zu bestimmen. Eigentlich ganz einfach. Man muss lediglich die
gestiegene Popularitätswerte der Kanzlerin mit der Anzahl der
abgeschriebenen Stellen in Franziska Giffeys Doktorarbeit multiplizieren
und den Wert vom durchschnittlichen Quadratmeterpreis für eine
sanierte Altbauwohnung in Berlin-Prenzlauer Berg abziehen. Doch
bis so ein Einser-Abiturient auf das Ergebnis kommt, können
schon mal ein Paar Arten aussterben. Da helfen dann auch ein
Elterntaxi oder eine CO²-Steuer nicht mehr weiter.
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