Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (10. Februar 2019)
 
Und dann ertönt ein leises "Gru"
 

Warum sich der Rebhahn im Februar dem Rebhuhn unterwirft und was das mit dem Badewannenrand zu tun hat.

   Meine Frau meinte, ich solle mal was über unseren Badewannenrand schreiben. Das interessiere die Leute. Ich sagte ihr, dass ich das nicht tun könne, definitiv nicht. Mir fällt zu unserem Badewannenrand nichts ein. Es ist ein ganz gewöhnlicher Badewannenrand. Da hängen Klamotten drüber, die einmal getragen wurden, aber noch nicht dreckig genug sind für die Wäsche. Diese Klamotten kommen und gehen, und manchmal liegen sie alle auf dem Boden. Dann hat jemand aus unserer Familie gebadet.



   Ich setzte mich auf den Badewannenrand - in der Hoffnung auf eine Eingebung. Aber da war nichts und da kam auch nichts. Erfinde halt was, dachte ich kurz, irgendeine lustige Gegebenheit am Badewannenrand. Was mit einer Quietscheente oder so.

   So entstehen Fake News. Ein Journalist wird unter Druck gesetzt und weiss sich nur noch mit Lügen zu helfen. Hat bei diesem verlogenen Reporter , der die vergangenen Jahre den "Spiegel" reingelegt hat, eigentlich mal jemand überprüft, ob der Mann verheiratet ist?

   Ich suchte im Internet nach Geschichten über Badewannenränder. Man muss ja nicht unbedingt lügen, man kann ja auch mal was abschreiben. Aber ich fand nichts. Der Badewannenrand scheint ein bislang unbesungenes Terrain zu sein. Wahrscheinlich haben sich schon grössere Geister wie mich daran versucht. Und es dann doch lieber bleiben gelassen.

   Ich kann beim besten Willen nichts über unseren Badewannenrand schreiben, sagte ich abschliessend zu meiner Frau. Punkt, Ende, aus. Das Thema sei auch belanglos, sagte ich. Von einem Kolumnisten einer grossen Tageszeitung wird erwartet, dass er Zusammenhänge herstellt, das Grosse im Kleinen entdeckt, kurzum: Dass er über den Badewannenrand schaut.

   Zudem ist es heutzutage heikel, sich als Besitzer einer Badewanne zu erkennen zu geben. So etwas schürt den Sozialneid. So eine Badewanne ist ja eigentlich Luxus, nimmt Wohnraum weg, verschwendet Energie. Man sollte die Politiker nicht auf solche Themen stossen. Sonst werden sie demnächst eine Badewannen-Abgabe erheben oder Badewannen gleich komplett verbieten.



   Andererseits habe ich meiner Frau schon so viele Geschichten zu verdanken - sie sieht die Welt einfach mit anderen Augen. Nächsten Donnerstag ist ausserdem Valentinstag, und die Woche darauf feiern wir den 20. Hochzeitstag. Könnte ich da nicht einfach ihr zuliebe ... ? Schliesslich ist sonst nicht viel los.

   Während ich so mit mir ringe, flattert mir eine Mitteilung der Deutschen Wildtier-Stiftung auf den Tisch, in der ich mich irgendwie wiedererkenne. In der Mitteilung steht, dass sich auch der Rebhahn auf den Valentinstag freut. Er kriegt nämlich schon im Februar Frühlingsgefühle. Dann plustert er sich auf, hat eine grosse Klappe und kämpft mit anderen Hähnen. Hat er die Konkurrenz aus dem Feld geschlagen, begibt er sich auf die Suche nach einem paarungswilligen Rebhuhn. Steht er endlich vor dem Huhn seiner Träume, baut er sich mit offenem Schnabel vor ihm auf und blickt ihm tief in die Augen. Und dann? Tja, dann ist komischerweise Schluss mit der Gockelei. Dann ertönt nur noch ein leises "Gru".
 

 

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