Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (13. Januar 2019)
 
Schau, wie gut der Junge klaut
 

Ein junger Datendieb wird für seine Straftat von der Bürgermeisterin gelobt. Gäbe es ein "Dumme-Gedanken-Gesetz", wäre alles nicht passiert. Während Politiker Meister im Verkaufen fragwürdiger Gesetze sind.

   Ich bin ganz froh, dass sich meine Kinder nicht für Politik interessieren. Die innenpolitische Debatte in Deutschalnd entfernt sich immer mehr von dem, was man das wirkliche Leben nennt. Jenes soll noch staatlich gefördert, dieses darf nichts mehr kosten - die Politik erweckt immer stärker den Eindruck, es gäbe tatsächlich den "anstrengungslosen Wohlstand", wie das der verstorbene FDP-Chef Guido Westerwelle einst in einem Anfall von Wahrhafttigkeit angeprangert hat. Dabei verdichten sich gerade weltweit die Anzeichen, dass es wirtschaftlich bergab gehen könnte. Die Politiker aber werfen weiter mit beiden Händen das Geld aus dem Fenster, als gäbe es kein Morgen. Und sie verpackt ihr fragwürdiges Tun immer dreister.



   Am Mittwoch hat die Bundesregierung ein "Starke-Familien-Gesetz" auf den Weg gebracht. Das ist nach dem "Gute-Kita-Gesetz" innerhalb kurzer Zeit die zweite Meisterleistung im Verkaufen von Massnahmen, die vor allem die Bürokräfte stärken und dem Steuerzahler weiteres Geld aus der Tasche zu ziehen. Bald fördern sie noch den erholsamen Schlaf und nennen es "Gute-Nacht-Gesetz". Sorry, aber das musste jetzt raus.

   Führend bei den Freibier-Parolen ist inzwischen die SPD. Die einst stolze Arbeiterpartei ist inwischen auf dem Weg zur "Bloss-nicht-arbeiten-Partei". Es ist wahrscheinlich kein Zufall, dass dieser Partei auch die Bürgermeisterin des hessischen Ortes Homberg angehört. In diesem Ort wohnt der 20-jährige Hacker, der massenhaft private Daten von Politikern und Prominente geklaut haben soll und sie ins Internet gestellt hat. Begründung: Es habe sich über deren Äusserungen geärgert und wollte sie blossstellen.

   Glaubt man der Bürgermeisterin, einer gewissen Claudia Blum, sind im Heimatort des Hackers alle aus dem Häuschen. "Es gibt einen gewissen Stolz, dass es jemand war, der von hier kommt", sagte sie. Der junge Mann habe gezeigt, was ein 20-jähriger alles schaffen könne. Dazu muss man wissen, dass sich der junge Mann die Kenntnisse für seine Straftat alle selbst auf dem Computer angeeignet hat. Darauf kann man schon stolz sein. Andererseits hätte er in der Zeit auch für die Schule lernen können, dann würde er vielleicht nicht immer noch auf die Schule gehen, aber was weiss ich schon? Ich weiss nur, dass der junge Mann noch bei seinen Eltern wohnt - so wie meine beiden, gerade erwachsen gewordenen Kinder auch.



   Deshalb erlaube ich mir noch eine Anmerkung. Es gibt im Bürgerlichen Gesetzbuch den Paragrafen 1619. Demnach ist ein Kind, das bei seinen Eltern wohnt, verpflichtet, im Haushalt mit zu helfen. Leider hat der Paragraf in der Praxis so gut wie keine Bedeutung mehr, wie meine Frau und ich aus bitterer Erfahrung wissen. Jaja, stimmt schon: Sonntags schwinge ich grosse Reden über Eigenverantwortung und Fleiss. Werktags bin ich so hilflos und nachgiebig wie die SPD. Wenn die Gesetzgeber aber diese Pflicht noch einmal präzisieren würde, dann täten die Kinder vielleicht eher die Spülmaschine ausräumen und kämen im Hotel Mama nicht so auf dumme Gedanken. Als Name für das Gesetz schlage ich "Dumme-Gedanken-Gesetz" vor.
 

 

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