Das Weihnachtsfest naht.
Und mit ihm die leidliche Frage nach dem richtigen Rezept. Angela
Merkel, Theresa May und Helene Fischer haben vorgekocht.
Die
Uhr tickt, der Baum steht, das Herz pumpt. Über den geschmückten
Metropolen hängt ein Appetit anregender Nebel aus Zimtduft,
Feinstaub und vergorenem Glühwein. Alles ist wie immer, die
Menschen sehen rot, suchen Parkplätze zwischen Pollern, Absperrgittern
und Betonsteinen der Weihnachtsmärkte und wünschen sich gegenseitig
was.

Denn
die Adventzeit war wieder einmal eine einzige Kauf- und Kalorienschlacht.
Der Festtagsbraten schlummert noch sanft in der Tiefkühltruhe,
da schafft man es schon kaum mehr aus dem Sofa. Die Hosennähte
ächzen wie die Weltbörsen, aus den Speckrollen bröseln eingeklemmte
Vanillekipferl, die Integrationsbeauftragte verschickt Weihnachtsgrüsse
ohne Lametta. Der eigene Body-Mass-Index übertrifft erstmalig
das Brutto-Inlandsprodukt von Tadschikistan.
Doch
wie lässt sich diese Völlerei noch überbieten? Damit die
kommende Festtagsschlemmerei ein kulinarisches Glanzlicht wird,
haben uns prominente Küchenprofis ihre besten Rezepte zu Weihnachten
verraten. Die hochdekorierte Meisterwirtin Angela Merkel etwa
hat in ihrem Berliner Gourmettempel ein spezielles Heilfastgericht
für wertkonserative Gaumen vorgestellt.
Die
strenge Diät basiert auf heisser Luft, saisonellem Parteigemüse
und einem grosskoalitionären Magerquark. In Merkels rhetorischen
Vakuumverdampfer kommt nichts, was schwarz leuchtet, braun riecht,
nach oben schwimmt oder entfernt an Friedrich Merz oder
Wolfgang Schäuble erinnert. Zu guter Letzt träufelt man in das
laue Einerlei ein paar Tropfen eines alten, bitter gereiften
CDU-Essigs. Was für ein Rache-Aroma! Zum Zähneknirschend gut.
Und
da wäre auch die für ihre neu interpretierten englischen Klassiker
bekannte Meisterköchin Theresa May, die in London eine Peinlichkeit
nach der anderen zusammen manscht. Die Britin verzichtet in
ihrer menschlich eiskalten Schnellküche auf jegliche Menüfolge
und Haushaltsdisziplin. Dieses Henkersfestmahl ist nichts für
entgrenzte Vegetarier. In Mays nationalistischem Fleischwolf
landen nämlich nostalgische Fish-and-Chips-Reste, eine populistische
Vorstadtladung Schweiss und Ale, Millionen nervöse schottische
Schafsmägen und europafreundliche Herzen sowie knotig geplapperte
Kritikerzungen. Optisch erinnert die unverdauliche Masse an
eine irische Grützwurst. Wer mag, kann fein geraspelte Brüsseler
Fingernägel darüber streuen und hernach in seinem knurrenden
Magen ein Purcell'sches Untergangsmotiv heraushören. Ein Gedicht.

Eine
ganz andere Herdphilosphie zelebrieren hingegen in diesem Jahr
die unverzichtbaren Geschmacksverstärker jeder deutschen Gerüchteküche,
Florian Silbereisen und Helene Fischer. Statt eines fetten,
krustig gesungenen Schlagerbraten mit glänzendem Schenkelfleisch,
tauben Ohren, erigierten Strähnchen und weiteren erotischen
Knödelbeilagen empfehlen sie fürs romantische Dinner neuerdings
eine medienwirksame Trennkost.
Als
Zwischengang gibt es eine dünne Buchstabensuppe für die gierigen
Fans, gefolgt von einem fettreduzierten piéce de résistance:
Ein Gockel mit Dreitagebart aus regionaler Haltung. Schon beim
Zugucken läuft einem das Wasser im Schosse zusammen. Bon appétit!
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