Das Erfolgsgeheimnis der
nächsten Bundeskanzlerin ist gelüftet. Die Deutschen hat dieses
Jahr aber eine ganz andere Frage umgetrieben, nämlich: Wo ist
der Mond?

Die
Welt bereitet sich auf die nächste deutsche Bundeskanzlerin
vor, Annagret Kramp-Karrenbauer. Mit der "nächsten Bundeskanzlerin"
meine ich nicht die übernächste, dies nur zur Klarstellung.
Meine Frau hat mich da kürzlich etwas verunsichert. Für sie
(und einige andere) ist das nächste Wochenende nämlich das übernächste,
das kommende Wochenende hingegen dieses. Verstanden?
Mit
der "nächsten" Bundeskanzlerin meine ich also die
kommende, vielleicht auch schon bald diese, denn ich habe in
der Zeitung gelesen, dass das mit dem Kanzlerinnen-Wechsel ganz
schnell gehen kann, wenn die SPD in Berlin plötzlich nicht mehr
mitregieren will.
In so einem Fall
würden zwar womöglich auch wieder andere CDU-Kandidaten ihren
Hut in den Ring werfen, denn wenn es um das Amt der Bundeskanzlerin
geht, ist sich jeder selbst der Nächste. Aber Kramp-Karrenbauer
dürfte auch dann nicht zu schlagen sein.
das
liegt an ihrem sperrigen, schwer aussprechbaren Namen. Für ausländische
Nachrichtensprecher ist ihre Wahl zur CDU-Chefin zwar schon
jetzt der härteste Schlag seit der Ernennung von Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
zur Bundesjustizministerin im Jahr 1992. Aber die Kanzlerwahl
wird in Deutschland gewonnen, und da hat ein derart langer Name
entscheidende Vorteile. Allein schon das Aussprechen des Namens
Kramp-Karrenbauer dauert in Radio und Fernsehen etwa doppelt
so lange wie das Erwähnen ihres Kontrahenten Friedrich Merz.
Kramp-Karrenbauer bekommt aber nicht nur mehr Sendezeit, sondern
auch mehr Platz in der Zeitung. Die Kollegen der "Saarbrücker
Zeitung", dem Heimatblatt der künftigen Kanzlerin, haben
jetzt eingeräumt, dass sie über Kramp-Karrenbauer stets möglichst
mehrspaltig berichtet haben, damit der Name in die Überschrift
passt. Die Politikerin habe sich nämlich verbeten, sie nur beim
Mädchen-Namen "Kramp" zu nennen, und das Kürzel "AKK"
schien der Redaktion zu distanzlos.
So
macht man also Karriere. Während Männer wie Merz aufgrund ihres
kurzen Namens in der Zeitung oft nur einen Einspalter bekommen,
ist Politikerinnen wie Kramp-Karrenbauer eine mehrspaltige Berichterstattung
sicher. Sollte sich das herumsprechen, werden wir in Zukunft
in der Politik öfter mit Zungenbrechern zu tun bekommen.

Politiker
mit langweiligen Namen können sich aber auch dadurch interessant
machen, in dem sie verschwinden - am besten öffentlich: "Wo
ist Martin Schulz?" - Diese Frage haben sich laut dem Suchmaschinen-Konzern
Google dieses Jahr auffällig viele Deutschen gestellt. Bei den
Wo-Fragen an Google landete sie auf Platz sechs. Schulz ist
demnach einer der Aufsteiger des Jahres - oder besser Aussteiger.
Bei einer Talkshow im Fernsehen verliess der frühere SPD-Chef
kürzlich für ein paar Minuten die Sendung. Alle witterten einen
Eklat, aber er nur kurz auf dem Klo.
Auf
Platz eins der Wo-ist-Fragen landete "Wo ist der Mond?".
Auch das lässt sich durch rätselhaftes Verschwinden erklären,
es gab dieses Jahr zwei Mondfinsternisse. Die nächste ist am
21. Januar 2019 - und die kommende übrigens auch.
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