Der erste politische Herbststurm
ist überstanden. Jetzt freuen wir uns auf den "Parlamentskreis
Pferd". Und Horst Seehofer braucht ein Aussteiger-Programm.
Nach
der bayerischen Landtagswahl wurden diese Woche Schuldige gesucht.
Wer trägt Verantwortung für den Absturz der SPD. die Verluste
der CSU, den Aufstieg der Grünen und den Parlamentseinzug der
AfD? Die Antwort auf all diese Fragen war hinreissend einfach:
Horst Seehofer!

Fasst
man alle Wortbeiträge aus der Politik zusammen, so hat ein einziger
Mann aus dem fernen Berlin die bayerische Landtagswahl entschieden.
Zwar dürfte man in der SPD auch darüber nachgedacht haben, dass
man vielleicht selbst ein bisschen schuld an der Wahlschlappe
ist, aber in etwas mehr als einer Woche ist schon wieder Landtagswahl,
diesmal in Hessen. Bis dahin stellt man besser die eigene Parteiführung
nicht in Frage. Stattdessen lautet die Parole: Der Seehofer
muss weg!
Jaja, der Herbst. Wie schrieb
einst der Dichter Rainer Maria Rilke: "Herr, es ist Zeit.
Der Sommer war sehr gross. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los." Das war jetzt also
der erste Herbststurm in den Fluren der Parteizentralen, Parlamente
und Ministerien. Aber einer wie Horst Seehofer hat schon alles
erlebt. Beim letzten Koalitionskrach war er quasi zurückgetreten,
eine Art politisches Nahtod-Erlebnis, und machte dann doch munter
weiter. So einer wie er steht über den Dingen, sagt er zumindest,
Machtfragen würden ihn nicht mehr interessieren. "Ich werde
jetzt 70", erklärte Seehofer den Journalisten, "ich
bin froh, wenn ich mich daheim durchsetzen kann."
Offenbar
schreckt Seehofer die Aussicht, als Polit-Rentner von seiner
Frau in den Keller verbannt zu werden, wo seine berühmte Modelleisenbahn
steht. Vielleicht müsste man irgendeine Art von Aussteiger-Programm
auflegen, das Vollblutpolitikern wie Seehofer eine Perspektive
bietet.
Womit wir bei Andrea Nahles
und ihrem Friesen-Wallach Sibby wären. Die SPD-Chefin reitet
für ihr Leben gern, was ihr gegönnt sei. Sie hätte aber vielleicht
dieses Hobby, das sich der kleine Mann eher selten leisten kann,
nicht in den Bundestag tragen sollen. Es herrschte diese Woche
jedenfalls Befremden unter den Genossen darüber, dass Nahles
zusammen mit Abgeordneten aus anderen Fraktionen im Bundestag
einen "Parlamentskreis Pferd" gründen will. Hat die
SPD-Chefin keine anderen Sorgen? Was hat sie da bloss geritten?

Für
den Steuerzahler ist es gar nicht so schlecht, wenn sich die
Politik mit solchen Dingen beschäftigt. Die Ankündigung, "zur
Sacharbeit zurückzukehren" zu wollen, muss angesichts der
Erfahrungen mit der grossen Koalition jedenfalls als Drohung
aufgefasst werden. Bislang wurde meist nur Steuergeld sinnfrei
verplempert und der Staat weiter aufgebläht.
Und
ausgerechnet der Bundesfinanzminister geht dabei mit schlechtem
Beispiel voran. Diese Woche wurde bekannt, dass Olaf Scholz
(SPD) mit Frankreich einen europäischen "Arbeitslosen-Stabilisierungs-Fond"
schaffen will. Dadurch soll zusätzliches Geld in die Länder
geschaufelt werden, damit die Bürger dort weniger Rechtspopulisten
wählen. Da sollte Scholz erst mal erklären, warum rund zehn
Prozent der Bayern AfD wählten - bei einer rekordverdächtig
niedrigen Arbeitslosenquote von nur 2,8 Prozent.
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