Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (30. September 2018)
 
Politik ist auch nur ein Produkt
 

   In diesem schönen, sich nach Ordnung sehnenden und leider auch latent hysterischen Land werden Themen kontrovers diskutiert, die in anderen Ländern Europas gang und gäbe sind. Die Abschaffung der Demokratie in Zonenrandgebieten, die Helmpflicht für Ausländer und Journalisten sowie die Umschulung höchster Verfassungsschützer zu topbezahlten Frühstücksdirektoren. Viele kritisieren das narzisstische Postengeschacher, beklagen einen Vertrauensverlust.

   Doch warum eigentlich? In der Politik gelten mittlerweise die gleichen Prinzipien wie in der Wirtschaft. Wer verstehen will, was in Berlin passiert, sollte nicht etwa Platons "Politeia" aus dem Regal ziehen und über die Verwirklichung des idealen Staates sinnieren. Nein, ein Handbuch für das mittlere Management tut es auch.



   Das Horst-Prinzip zum Beispiel. Diese lustige Managementregel besagt, dass in einer Organisation die Mitarbeiter so lange befördert werden, bis sie auf einer Position angelangt sind, die sie überfordert. Wo sie bis zum Ende des Berufsleben wie eine Panzerechse im grünstichigen bayrischen Brackwasser verharren. Die Konsequenz? Die Mehrzahl aller Mitarbeiter ist unfähig, ihre Funktion korrekt auszuüben - oder rechtzeitig auszusterben. Was also für Hinz und Kunz gilt, kann dem wechselwarmen Seehofer nicht angekreidet werden: Erfolgreich sein ohne Erfolg. Geht doch.

   Oder das Bananenprinzip. Der etwas derespektierlich klingende Begriff findet sich im Jargon von Projektmanagern. Er bezeichnet den Verzicht auf kostspielige Qualitätssicherungen, kurzum das Projekt reift beim Kunden. Was allerdings bei Bananen hinhaut, sie werden grün geerntet, kommen unreif zum Verkauf und werden erst nach der Reifezeit beim Kunden geniessbar, führt bei anderen liederlich zusammengeklöppelten Dingen zu massiven Kundenreklamationen. Kein Problem, heisst es dann bei der Telekom, bei Windows oder Angela Merkel. Die ersten Versionen eines Softwareprodukts, der Flüchtlingspolitik oder einer sinnfreien Versetzung werden bald durch eine bessere alternativlosen Version abgelöst. Wann genau? Unklar. Mit seiner Banane fault auch der Kunde.



   Und da wäre noch die Eier legende Wollmilchsau, von der Konzernmanager träumen, deren Existenz bisher aber nie nachgewiesen werden konnte. Nomalerweise sind die Anforderungen an die Eier legende Wollmilchsau unrealistisch, das perfekte Produkt gibt es ja nicht. Doch Robert Habeck von den Grünen widerlegt die These. Allein wenn der mitreissende Habeck zwinkert, vibriert jedes Wahltrendbarometer wie eine Fichte im ersten Herbststurm. Viele Frauen wünschen sich mittlerweise ein Kind von ihm oder zumindestens eine Plug-in-Fotovoltaikanlage. Habeck ist ein maskulines Biomassenkraftwerk mit einem sexy Gesamtwirkungsgrad. Ein Spitzenprodukt.
 

 

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