In diesem schönen, sich
nach Ordnung sehnenden und leider auch latent hysterischen Land
werden Themen kontrovers diskutiert, die in anderen Ländern
Europas gang und gäbe sind. Die Abschaffung der Demokratie in
Zonenrandgebieten, die Helmpflicht für Ausländer und Journalisten
sowie die Umschulung höchster Verfassungsschützer zu topbezahlten
Frühstücksdirektoren. Viele kritisieren das narzisstische Postengeschacher,
beklagen einen Vertrauensverlust.
Doch
warum eigentlich? In der Politik gelten mittlerweise die gleichen
Prinzipien wie in der Wirtschaft. Wer verstehen will, was in
Berlin passiert, sollte nicht etwa Platons "Politeia"
aus dem Regal ziehen und über die Verwirklichung des idealen
Staates sinnieren. Nein, ein Handbuch für das mittlere Management
tut es auch.

Das
Horst-Prinzip zum Beispiel. Diese lustige Managementregel besagt,
dass in einer Organisation die Mitarbeiter so lange befördert
werden, bis sie auf einer Position angelangt sind, die sie überfordert.
Wo sie bis zum Ende des Berufsleben wie eine Panzerechse im
grünstichigen bayrischen Brackwasser verharren. Die Konsequenz?
Die Mehrzahl aller Mitarbeiter ist unfähig, ihre Funktion korrekt
auszuüben - oder rechtzeitig auszusterben. Was also für Hinz
und Kunz gilt, kann dem wechselwarmen Seehofer nicht angekreidet
werden: Erfolgreich sein ohne Erfolg. Geht doch.
Oder
das Bananenprinzip. Der etwas derespektierlich klingende Begriff
findet sich im Jargon von Projektmanagern. Er bezeichnet den
Verzicht auf kostspielige Qualitätssicherungen, kurzum das Projekt
reift beim Kunden. Was allerdings bei Bananen hinhaut, sie werden
grün geerntet, kommen unreif zum Verkauf und werden erst nach
der Reifezeit beim Kunden geniessbar, führt bei anderen liederlich
zusammengeklöppelten Dingen zu massiven Kundenreklamationen.
Kein Problem, heisst es dann bei der Telekom, bei Windows oder
Angela Merkel. Die ersten Versionen eines Softwareprodukts,
der Flüchtlingspolitik oder einer sinnfreien Versetzung werden
bald durch eine bessere alternativlosen Version abgelöst. Wann
genau? Unklar. Mit seiner Banane fault auch der Kunde.

Und
da wäre noch die Eier legende Wollmilchsau, von der Konzernmanager
träumen, deren Existenz bisher aber nie nachgewiesen werden
konnte. Nomalerweise sind die Anforderungen an die Eier legende
Wollmilchsau unrealistisch, das perfekte Produkt gibt es ja
nicht. Doch Robert Habeck von den Grünen widerlegt die These.
Allein wenn der mitreissende Habeck zwinkert, vibriert jedes
Wahltrendbarometer wie eine Fichte im ersten Herbststurm. Viele
Frauen wünschen sich mittlerweise ein Kind von ihm oder zumindestens
eine Plug-in-Fotovoltaikanlage. Habeck ist ein maskulines Biomassenkraftwerk
mit einem sexy Gesamtwirkungsgrad. Ein Spitzenprodukt.
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