Das beste am Sommer ist
die Zeit danach. Und auch sonst spricht vieles für den Melancholiker
unter den Jahreszeiten. Zeit der Kastanien und rotgolden gefärbten
Blätter. Zwischen September und Dezember schmückt sich die Natur
mit einem Goldrand. Auch wir Menschen werden ruhiger, drohte
da nicht Weihnachten ...

Endlich
Ruhe vor Sommerhits
Der Sommer,
diese frivole Mitmach-Veranstaltung unter den Jahreszeiten,
bringt immer auch die passende Bespassungsmusik mit - stumpf,
trumpf, tätärä. Der Herbst dagegen ist der Schöngeist unter
den Jahreszeiten mit leichtem Hang zur Melancholie und Tranfunzeligkeit.
Von nun an herrscht kein Gute-Laune-Zwang mehr. Und es passt
schon. Denn schliesslich weiss fast jeder wie "November
Rain" von Guns 'N' Roses klingt, doch an den Namen des
Sommerhit-Sängers vom Vorjahr erinnert sich kein Mensch mehr.
Es
hat sich ausgeschwitzt
Wissen Sie
noch in diesem heissen Sommer? Drei Schritte laufen, Schweissausbruch.
Mit der Bahn fahren war auch nicht viel besser. Da sassen oft
müffelnde Mensche, mutmasslich waren das Forscher, die ein für
alle Mal die Wirksamkeit von 48-Stunden-Deos widerlegen wollten.
Auch deshalb riecht der Herbst mit seinen moderaten Temperaturen
immer ein bisschen angenehmer. Und manchmal natürlich auch,
weil die Jungs jetzt ja Jacken drüberziehen.
Keine
freigelegten Pobacken mehr
Im Sommer
sieht man mit hin Dinge, von denen man am liebsten nichts wissen
will. Hühneraugen an Zehen, Krampfadern in allen Regenbogenfarben,
mit Speckwülsten deformierte Körperteile, haariger Wildwuchs
an kurzbehosten Männerbeinen, ganz zu schweigen von vergilbten
Tennissocken in Treckingsandalen. Endlich stecken die Füsse
wieder da drin, wo sie niemand mehr ankucken muss, In geschlossenen
Schuhwerken! Auch sonst werden im Herbst endlich wieder Körperteile
bedeckt, die man in der Hitze nur allzu oft unfreiwillig betrachten
musste, zum Beispiel freigelegte Pobacken in allzu knappen Hotpants.
Ungestört
Zeit zum Serien kucken
Der 27.
Grillabend, das 49. Biergarten-Date, die vierte Zehnerkarte
für das Freibad bald aufgebraucht - nun ist Schluss mit diesem
Schönwetter-Druck. Die Binge-Watching-Saison ist eröffnet. Abendelang
zügellos und ohne schlechtes Gewissen vor der Fernsehglotze
in der Couch einsinken und harte Entscheidungen darüber treffen
müssen, mit welcher der zahllosen Serien man nun auf Netflix
oder Amazon beginnen soll. Wenn man am Ende wieder bei "The
Big Bang Theory" oder "How I met your mother"
landet, ist es auch egal. Schliesslich könnte man, wenn man
denn wollte, jederzeit bei der ersten Staffel von "Disenchantement",
der zweiten von "Atypical" oder der vierten von "Better
call Saul" einsteigen. Streaming-Dienst-Betreiber müssen
den Sommer hassen.
Die Kehrwoche lohnt wieder
Endlich
weiss man wieder, wofür eine Kutterschaufel gut ist! Während
die Kehrwoche im Sommer eher eine Alibi-Veranstaltung ist (das
bisschen Blütenstaub), wird es nun wieder maximal ergebnisorientiert.
Herbstlaub, verfaulte Nüsse, Kastanien - da geht was auf dem
Trottoir! Und wenn erst Matschspuren das Treppenhaus zieren,
erwacht der Putzteufel aus der Sommerdepression. Das Wischwasser
muss dunkelstbraun sein! Dieses ziellose Herumputzen im Sommer
- Wischwasserfarbe hellgrau - macht einen doch mürbe!

Weihnachten
steht vor der Türe
Mit dem Herbst
startet offiziell die Saison, in der zwangsläufig alles auf
Weihnachten zuläuft. Die ersten Lebkuchen und Spekulatius im
Supermarkt. Sogenannte Freunde prahlen Anfang Oktober vereinzelt
damit, dass sie bereits alle Geschenke besammen hätten. In der
Whatsapp-Familiengruppe drohen erste Streitereien darüber, wer
denn nun über die Feiertage wann, wo und wie lange zum Essen
bleiben wird. In der Fussgängerzone singt ein Strassenmusiker
"I still haven't found I'm looking for" von U2. Die
Zeit wird knapp.
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