Das Land trocknet sich den
Schweiss ab, blinzelt in die müde gewordene Sonne und nimmt
die zweite Jahreshälfte in Angriff. Die Rückkehr der letzten
Trecks aus den Urlaubsregionen überstrahlt noch einmal die Tristesse
der ranzigen Eisportionen und der Schaufenster, in denen graue
Rollkragenpullover ein humorfreies Regime errichtet haben. Da
die Deutschen aber Weltmeister im Tourismus sind und diese Position
gegen die anstürmenden Chinesen verteidigen müssen, gab es diese
Woche noch einmal eine grosse Leistungsschau der Erholung in
den Bürofluchten, sozialen Netzwerken, den Regierungsetagen
und Vereinsheimen.

Hören
wir doch mal rein. "Also wir kennen es ja nur vom Durchfahren,
aber diese Touristenhorden an der Adria, bin immer wieder froh,
wenn ich in unser verschwiegenes Ferienhaus komme und die Küchenschürze
umbinde. Haben uns dieses Jahr für das Kochseminar "Umbrischer
Ferkeleintopf mit Renaissance-Pesto" entschieden. Wieder
bei Enzo. Waren leider Leute dabei, die eine Nudelmaschine nicht
von einer Blechstanze unterscheiden konnten. Und ihre Tortellini
sahen aus, als ob sie von der Post abgestempelt worden wären."
(Traudel G. aus München). "Alder, Malle isch nur noch was
für Honks. Die spanischen Bullen verstehen keinen Spass mehr.
Musste nach dem Kadavern das Erbrochene im Sangriaeimer zu Fuss
in die Müllverbrennungsanlage nach Sa Pobla bringen. Nächstes
Jahr buche isch Goldstrand. Da bringt dir die Polizei das Bier
ans Bett." (Fred C. aus Offenbach). "Christian war
leider bei politischen Fototerminen in Mallorca. Ich habe solange
mit einem seiner FDP-Feinripp-Unterhemden gekuschelt."
(Neue und aufsehenerregende Freundin eines FDP-Politikers).
"Weiss auch nicht warum, aber ich bin voll aggro. Letzte
Woche wieder drei Ausflügler direkt in der Sonnenbank gestochen.
Tut mir auch leid, aber ich fühle mich danach einfach besser."
(Anonyme Wespe in einem sozialen Netzwerk). "Zwischen Oberfranken
und dem Gardasee bin ich mir in diesem Sommer mehrfach selbst
begegnet. Ein Anblick, den ich keinem Asyltouristen wünsche."
(Markus Söder).

Nachdem
das Erinnerungsgezwittscher langsam verhallt war, ging man wieder
zur Tagesordnung über. Im Südwesten legt die Regierung Pläne
für 45 neue Tunnel vor, der Arbeitskreis Rasse und Siedlung
der AfD legt Pläne für eine pigmentbereinigte Umvolkung Deutschland
vor, die Kanzlerin legte Pläne für die Neuordnung Europas vor,
die aber zu keiner Mehrbelastung des deutschen Steuerzahlers
führen dürfte, und die linke Sammlungsbewegung trifft sich im
Nebenraum einer thüringischen Vereinsgaststätte und legt Pläne
für einen Kapitalismus ohne Gier vor. Allerdings hat bisher
niemand Pläne vorgelegt, wie wir nach diesem Sommer den Herbst
und Winter überstehen sollen.
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