Kann eine Woche eigentlich
noch schlechter beginnen? Am Montagmittag rief mich meine Tochter
(17) an, heulend vor Wut. Sie stehe irgendwo in Wien und könne
nicht heim nach Stuttgart. Der Flixbus-Fahrer habe ihre amerikanische
Freundin (18) aus dem Bus geworfen. Die Freundin, für zwei Wochen
bei uns zu Besuch, wollte auf ein Pop-Festival, auf dem die
beiden mit einer Gruppe waren, nicht ihren Ausweis verlieren.
Also hatte sie nur ein Foto des Ausweises auf ihrem Handy dabei.
In Texas kommt damit angeblich durch, bei Flixbus nicht.

Mein
erster Gedanke war, wenn US-Präsident Trump von dem Vorfall
erfährt, wird er Sanktionen gegen Bayern verhängen. Flixbus
hat seinen Firmensitz nämlich in München. Kein amerikanischer
Tourist darf dann mehr ins Hofbräuhaus, da können die dichtmachen.
Mein
zweiter Gedanker war, das ist alles nur wegen der Merkel. Hätte
die nicht die Flüchtlinge animiert, durch Europa zu ziehen und
nach Deutschland zu kommen, hätten wir heute nicht wieder Grenzkontrollen
und Flixbus würde oder müsste nicht so rigoros handeln. Raus
aus Deutschland kam die Freundin nämlich, auf der Hinfahrt nahm
der Flixbus-Fahrer das mit dem Ausweis nicht so genau. Nur rein
kam sie nicht mehr.
Sorry, aber das
waren halt die zornigen Gedanken eines Vaters, dessen Tochter
in Not ist. Sie hatte nicht nur kein Gepack mehr (dem Fahrer
war es zu anstrengend, die Koffer wieder aus dem Bauch des Busses
zu kramen), sondern auch nicht mehr genügend Geld, um auf anderem
Weg nach Hause zu kommen. Ausserdem - und das war das Allerschlimmste
- hatte ihr Handy nur noch 27 Prozent Akku. Ein niedriger Akkustand
ist bei jungen Menschen ähnlich problematisch wie bei älteren
hoher Blutdruck. Es droht der Herzkasper.
Ich
bin dann in die Rolle des Superdad geshlüpft, habe die Bahn
angerufen, ob die ein Problem hätten mit einer Mitreisenden
ohne Ausweis (die Antwort war nein), habe auf der Webseite der
Bahn zwei Tickets gekauft und sie auf das Handy meiner Tochter
schicken lassen. Die Tickets waren viermal so teuer wie der
Flixbus, aber billig ist halt nicht alles. Es lebe die Bahn!
Sogar ihr Handy konnte meine Tochter im Zug aufladen.

Flixbus
war immerhin so kulant, auf meine Beschwerde hin zu antworten.
Und zwei Freifahrten bot man mir auch an, was allerdings kein
Schuldeingeständnis sei. Denn laut dem Kleingedruckten können
die Fahrer von Flixbus gar nichts falsch machen, sondern immer
nur der Kunde. Man behält sich vor, man haftet nicht, man schliesst
ausdrücklich aus ...
Kann eine Woche
eigentlich noch schlechter beginnen? Ich hoffe nicht. Am Montag
muss ich nämlich zum Zahnarzt.
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