Mal ehrlich, was sagt die
Einschaltquote über die Qualität eines Fernsehfilmes aus? In
Wahrheit verrät sie doch mehr übers Wetter. Ist es warm, wird
gegrillt. Bei Regen wird geglotzt. Was wir brauchen, ist eine
objektive Kennzahl, an der auch die Nachwelt erkennen kann,
ob es sich um ein hochwertiges TV-Produkt handelt oder nicht
- und da ist der SWR gerade auf einem guten Weg.

In
Karlsruhe-Durlach wurde in einer Klinik eine "Tatort"-Folge
mit Frau Odenthal aus Ludwigshafen gedreht, die ungesehen in
die TV-Geschichte eingehen dürfte. Statt Einwegbechern bekam
die Crew Trinkflaschen in die Hand gedrückt. Statt mit dem Flieger
aus Berlin reisten die Darsteller mit der Bahn an. Essensreste
landeten nicht im Abfall, sondern wurden an eine Koch-Show im
Dritten weitergereicht. Und MÜLLTRENNUNG wurde am Set grossgeschrieben.
Ja,
liebe Privatsender, Ihr habt richtig gelesen. MÜLLTRENNUNG.
Bei euch bedeutet doch Mülltrennung: Die Premiumware läuft auf
RTL, der Müll wird auf RTL-plus gesendet. Habt ihr Kommerzsender
mal über den ökologischen Fingerabdruck von "Temptation
Island" oder "Germany's Next Topmodel" nachgedacht?
Was da allein an Flugmeilen zusammenkommt, das passt auf keine
Kuhhaut. Green Shooting heisst das auf Neudeutsch, wenn der
Nachhaltigkeitsfaktor zum Hauptdarsteller wird.
Führende
Bio-Ingwerzüchter und Jutetaschenfabrikanten sind der Meinung,
der Öko-"Tatort" mit Frau Odenthal kann nur der Anfang
sein. Wenn hinter den Kulissen Grünkernbratlinge vertilgt werden,
rettet das zwar die Welt, der Zuschauer aber kriegt so gut wie
nichts davon mit. Nur eingefleischten Insidern dürfte auffallen,
wenn die Wurstesser unter den Darstellern bloss noch für übellaunige
Rollen zu gebrauchen sind.
Ein grüner
"Tatort" schreit nach einer grünen Handlung. Fette
Dienstwagen werden aus dem Drehbuch gestrichen. Mit einem 5er-BMW
durch München kurven? Die spinnen, die Bayern. War ja mal eine
nette Idee, dass die Kölner mit konfiszierten Zuhälterschlitten
durch die Gegend schaukelten. Aber der beschlagnahmte Polo eines
Studenten täte es auch.

Verfolgungsjagden
werden nur noch mit E-Mobilen ausgetragen, bis der Akku der
Raserei ein natürliches Ende setzt. Oder mit Fahrrädern. Im
Münster-"Tatort" gibt es da gute Ansätze. Der Saar-Bulle
Palu - Gott hab ihn selig - wird posthum zum grünen Vorreiter
geadelt. Auch Schiessereien (Feinstaubalarm!) kommen nicht mehr
in die Tüte. Mit Mit Pfeil und Bogen aus heimischen Wäldern
kann man auch einen Gangster zru Strecke bringen. Und weh tut
das auch.
Das oberste Gebot aber lautet:
Keine Produktion verbraucht überhaupt keine Energie. Gerade
aus Ludwigshafen waren schon Folgen zu sehen, da hätte man sich
Grillwetter gewünscht.
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