Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (19. August 2018)
 
Nachhaltig sterben im "Tatort"
 

   Mal ehrlich, was sagt die Einschaltquote über die Qualität eines Fernsehfilmes aus? In Wahrheit verrät sie doch mehr übers Wetter. Ist es warm, wird gegrillt. Bei Regen wird geglotzt. Was wir brauchen, ist eine objektive Kennzahl, an der auch die Nachwelt erkennen kann, ob es sich um ein hochwertiges TV-Produkt handelt oder nicht - und da ist der SWR gerade auf einem guten Weg.



   In Karlsruhe-Durlach wurde in einer Klinik eine "Tatort"-Folge mit Frau Odenthal aus Ludwigshafen gedreht, die ungesehen in die TV-Geschichte eingehen dürfte. Statt Einwegbechern bekam die Crew Trinkflaschen in die Hand gedrückt. Statt mit dem Flieger aus Berlin reisten die Darsteller mit der Bahn an. Essensreste landeten nicht im Abfall, sondern wurden an eine Koch-Show im Dritten weitergereicht. Und MÜLLTRENNUNG wurde am Set grossgeschrieben.

   Ja, liebe Privatsender, Ihr habt richtig gelesen. MÜLLTRENNUNG. Bei euch bedeutet doch Mülltrennung: Die Premiumware läuft auf RTL, der Müll wird auf RTL-plus gesendet. Habt ihr Kommerzsender mal über den ökologischen Fingerabdruck von "Temptation Island" oder "Germany's Next Topmodel" nachgedacht? Was da allein an Flugmeilen zusammenkommt, das passt auf keine Kuhhaut. Green Shooting heisst das auf Neudeutsch, wenn der Nachhaltigkeitsfaktor zum Hauptdarsteller wird.

   Führende Bio-Ingwerzüchter und Jutetaschenfabrikanten sind der Meinung, der Öko-"Tatort" mit Frau Odenthal kann nur der Anfang sein. Wenn hinter den Kulissen Grünkernbratlinge vertilgt werden, rettet das zwar die Welt, der Zuschauer aber kriegt so gut wie nichts davon mit. Nur eingefleischten Insidern dürfte auffallen, wenn die Wurstesser unter den Darstellern bloss noch für übellaunige Rollen zu gebrauchen sind.

   Ein grüner "Tatort" schreit nach einer grünen Handlung. Fette Dienstwagen werden aus dem Drehbuch gestrichen. Mit einem 5er-BMW durch München kurven? Die spinnen, die Bayern. War ja mal eine nette Idee, dass die Kölner mit konfiszierten Zuhälterschlitten durch die Gegend schaukelten. Aber der beschlagnahmte Polo eines Studenten täte es auch.



   Verfolgungsjagden werden nur noch mit E-Mobilen ausgetragen, bis der Akku der Raserei ein natürliches Ende setzt. Oder mit Fahrrädern. Im Münster-"Tatort" gibt es da gute Ansätze. Der Saar-Bulle Palu - Gott hab ihn selig - wird posthum zum grünen Vorreiter geadelt. Auch Schiessereien (Feinstaubalarm!) kommen nicht mehr in die Tüte. Mit Mit Pfeil und Bogen aus heimischen Wäldern kann man auch einen Gangster zru Strecke bringen. Und weh tut das auch.

   Das oberste Gebot aber lautet: Keine Produktion verbraucht überhaupt keine Energie. Gerade aus Ludwigshafen waren schon Folgen zu sehen, da hätte man sich Grillwetter gewünscht.
 

 

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