Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (05. August 2018)
 
Mathe für Hitzegeschädigte
 

   Überraschung! An der Spitze der beliebtesten Ausbildungsberufe in Deutschland hat es einen Wechsel gegeben. Vor Jahrzehnten träumten Jugendliche von einer Karriere als Gauleiter, Kampfpilot oder sonst irgendwas mit Uniform. Später erfreuten sich Jobs wie Beamter auf Lebenszeit, Curvey Supermodel oder irgendwas mit Youtube grosser Beliebtheit.

   Doch mit der Verleihung der Fields-Medaille - der Top-Auszeichnung für Mathematiker - an den Bonner Peter Scholze ist die Begeisterung bei Abiturienten mit Rechtschreibeschwäche (also alle) und Journalisten ohne Mathe-Leistungskurs (99,9 Prozent) so gross wie das Volumen des Sommerlochs, das das sonnenverbrannte Land zu verschlucken drohte.



   Die Formel für die Berechnung dieser kugelförmigen Mega-Ausstülpung im kollektiven Kurzzeitgedächtnis lautet übrigens V = 4/3 der geforderten Hitzehilfetrilliarden für erntegeschädigte Grossbauern * - * Özil³. Das rülpsende Loch lässt sich auch wahlweise mit vergorener Sonnenmilch, toxischem Achselschweiss oder heisser Talkshowluft abfüllen.

   Wer eine Fields-Medaille erringt, gehört in den Olymp der Mathematiker, auch wenn diese Ehrung noch vor Kurzem belächelte wurde. Mathematiker galten als weltfremde Dödel mit fettigen, zylinderförmigen Spaghettitopffrisuren, deren sexuelle Erfahrungen sich auf Pizzazungenküsse und intensive Kurvendiskussionen in verdunkelten Dachgeschosskammern beschränkten.

   Mit Peter Scholzes Erfolg ist das Klischee passé. Mathematiker mit Algorithmus im Blut sind auf einmal sexy. Sie sind der Inbegriff des von Feministinnen geforderten neuen weissen Mannes, der wie ein Mischwesen aus Karin Göring-Eckardt und Adam Riese aussieht und semierotisch wie ein Binärcode spricht. Mathematiker erscheinen wie die idealen Problemlöser in dieser immer komplexer werdenden Welt. Sie verstehen womöglich als einzige das Problem der Pflegereformgleichung des Gesundheitsministers Jans Spahn, nach der schon bald die armen Alten ihre hoch bezahlten Pflegekräfte pflegen werden, und kennen die Antwort auf die Frage, weshalb Männer in Flipflops in diesen Hitzezeiten ihre Zehennägel nur an Primzahltagen nachschneiden.



   Seit der Erfindung des Einmaleins hat nur ein Deutscher die Fields-Medaille gewonnen. 1986 erhielt Gerd Faltings vom Max-Planck-Institut den Preis für den spektakulären Beweis der Shavarevich-Vermutung mithilfe der Arakelov-Geometrie. Damit liess sich endlich die explosive Dichte eines serbischen Bohneneintopfs auf einem albanischen Gasherd exakt bestimmen. Mit dem diesjährigen Gewinner war auch ein weiterer Deutscher nominiert: Boris Becker. Doch seine Potenzfunktion mit imaginären Vermögenszahlen und unbekannter Menge von Frauen und Kindern hinterliess einen doch unwissenschaftlichen Eindruck.
 

 

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