Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (08. Juli 2018)
 
Deutsche Würste
 

   Der Legende nach wurde die Currywurst in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg in Berlin erfunden. Mit dem nahrhaften Schnellimbiss aus frisch gebrühten Trümmerresten, fein gemahlenen Wehrmachtsunterhosen und Tomatenmarkkriegskonserven von 1871 wollte man seinerzeit den Hunger bekämpfen.

   Mit grossem Erfolg. Heute ist die leckere Currywurst das beliebteste Essen in deutschen Kantinen. Und nach einer aktuellen AOK-Studie sind mehr als die Hälfte aller Eltern übergewichtig. Das betrifft vor allem die vielen jungen Väter mit stockendem Blutkreislauf, welche Fernbedienungen für Fitnessgeräte halten und bald ihr gesamtes Baukindergeld in die nächste Frittenbude tragen werden.



   Aber Wurscht. Hauptsache, Deutschland und dem DAX geht es gut. Das Land hat einen robusten Volksmagen, grenzenlos dehnbar, unendlich aufnahmefähig, elastisch wir die Hüpfburg vor dem überschuldeten Eigenheim. Selbst der Verzehr von WM-Gammelwürstchen aus Lagerbeständen des Deutschen Fussball-Bundes ist kein Problem. Nach so einer invasiven Schmerbauchgrätsche wirft man sich schreiend auf den Boden, wälzt sich wie Neymar oder ein Innenminister siebenmal um die eigene Körperachse, tritt zurück und noch mal zurück - und steht dann wie vom Kamerablitz getroffen wieder auf. Wie neugeboren.

   Wunderheilungen im Strafraum sind an der Tagesordnung. Angela Merkel zum Beispiel holt nach jedem Eins-gegen-Eins-Gespräch mit frechen CSU-Dripplern ein Eisspray aus dem Beautycase, um die Schmerzen nach der Migrationsattacke wegzusprühen. Wenn es nicht hilft, verschleppt sie Özil-mässig das Tempo bis zur völligen Darmträgheit in der eigenen Abwehrreihe. Kummerspeck und Jogi-Effekt inklusive.

   Zuletzt hat sich die Kanzlerin im gastropolitischen Endspiel gar mit einer leistungsschwächenden Substanz gedopt. Und zwar mit einer typisch bayrischen Spezialität: Der beleidigten Weisswurst aus der Metzgerei Seehofer. Jeder Metzger hat sein wohlgehütetes Rezept. In die Seehofersche kommt paranoides Sitzfleisch, abgehangener Unionsspeck sowie eine Handvoll Import-Gewürze mit gültigen Ausweispapieren. Manchmal werden dem Brät noch wirkungsgleiche Innereien beigemischt, ein wenig irres Politikerhirn oder gespaltene Zungen.



   Wichtig: Das Schmankerl wird nicht gekocht, sondern zieht drei Jahre im schlierigen AfD-Sud. Schliesslich wird das arme Weisswürstchen kurz vor dem Platzen oder - wie in bayrischen Biergärten und Transitzentren üblich - fünf vor zwölf aus dem Topf genommen und in aller Öffentlichkeit mit süsslich-angesäuerten Politsenf aus der SPD-Zentrale ausgezuzelt. Innerhalb von wenigen Wochen ist von der Wurst nur noch die lasche graue Hülle übrig. Ein Genuss!
 

 

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