Nur aus dem Weltall ist
die Erde in ihrem vollen Umfang sichtbar und erträglich. Oft
berichten Astronauten von überwältigenden Gefühlen angesichts
der Erhabenheit ihres Heimatplaneten. Scheinbar unlösbare Probleme,
die uns auf der Erde quälen, wirken aus dem kosmischen Blickpunkt
mit einem Mal winzig, ja geradezu lächerlich.

Asche
spuckende Vulkane, Plastikmüllgebirge auf schlierigen Meeresoberflächen
oder irisierende Haarspraywolken über dem Weissen Haus, Umweltzerstörung
und Menschenwahnsinn verwandeln sich in faszinierende Naturschauspiele.
Selbst Alexander Gaulands irritierend mächtige und wegen ihres
braun karierten Designs hochumstrittende Badehose erscheint
aus dem Orbit wie ein unscheinbarer Vogelschiss.
Kein
Wunder also, dass die von Unwetterwarnungen und Starkregen durchweichten
Deutschen bis zum Kurzschluss elektrisiert sind vom Rockerboy
Alexander Gerst. Der Weltmeister der Herzen lässt auch Physikdeppen
vom schwerelosen Zustand in der interstellaren Obdachlosigkeit
träumen, wo die Freiheit grenzenlos sein muss. Anders als in
Europa, im Welthandel oder in der Liebe von Lilly und Boris
Becker.
Bei all dieser Euphorie ignorierten
viele Astro-Fans, wie anstrengend so ein Flug mit einer Trägerrakete
ist. Bis zur Ankunft in der Internationalen Raumstation ISS
musste die Crew die Erde 34 mal umrunden. So oft umkreist allabendlich
ein garagenloser Stuttgarter seinen Wohnblock auf der Suche
nach einem regulären Parkplatz. Auch die Tatsache, dass es in
der Raumkapsel keine Toilette gibt und die Männer tagelang mit
vollen Windeln aus russischem Teflon an ihren Joysticks sitzen,
erinnert doch atmosphärisch eher an eine Wohngemeinschaft voller
Computernerds an einem frauenlosen PC-Spielerwochende. Da hilft
auch keine Duftkerze mit Lavendel mehr.

Trotzdem:
Seit Tagen sind glutenfreie Astronomenriegel und mobile Startrampen
für den Garten ausverkauft. Frauen mit empfängnisbereiten Kupplungsadapter
verlangen von Männern immer öfter feuerfeste Reizwäsche mit
vibrierenden Sauerstoffschläuchen zu tragen. Die beliebtesten
Jungennamen der Woche sind Alex, Booster und Baikonur.
Medienberichten
zufolge versucht Jogi Löw für Leroy Sané einen Platz für den
nächsten Abschuss zum Mond zu buchen. Auf Platz eins der "Spiegel"-Bestsellerliste
steht das solarbetriebene kyrrilische Handbuch der Sojus-Rakete.
Die Kanzlerin erklärt den Mars, Afghanistan sowie das Bamf zu
sicheren Herkunftsplaneten, während Commander Seehofer plant,
die Raumstation zu einem kreuzförmigen Ankerzentrum umzubauen.
Lediglich die AfD will sich nicht von der kosmischen Dauerbestrahlung
blenden lassen und warnt stattdessen vor Anschlägen des ISS.
Echt überirdisch.
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