Welche Spieler sollte Jogi
Löw mit zur Fussball-WM nehmen? Über solche Fragen kann ich
bis tief in die Nacht diskutieren. So ein Mannschaftsgefüge
ist ein kompliziertes Gebilde, mir raucht dabei der Kopf, und
vom vielen Nachdenken habe ich am nächsten Tag einen Kater.
Oder lag es doch am Bier?

In
Frankfurt erforschen sie gerade, was im Kopf eines Mannes vorgeht,
wenn er Fussball schaut. Meine Frau glaubt, dass da garnichts
vorgeht. Zumindestens nichts, was mit normalen Massstäben zu
messen wäre. Das viele Fussballgucken von mir und meinem Sohn
nennt sie schlicht "verhaltensgestört".
Wir
werden sehen! In Frankfurt wollen sie, wie sie am Montag bekannt
gaben, im Senckenberg-Naturmuseum ein begehbares Gehirn errichten.
Da kann man dann gucken, welche Hirnareale aufleuchten, wenn
der Schiedsrichter abseits pfeift. Ich persönlich glaube ja,
dass die Reaktion auch davon abhängt, ob der Schiedsrichter-Pfiff
zu Recht erfolgte, es also tatsächlich auch abseits war. Nicht
berücksichtigt wird leider auch die neueste Erfindung der Fussballfunktionäre,
dem Video-Schiedsrichter. Er sorgt dafür, dass man zum Teil
minutenlang nicht weiss, ob man sich über ein Tor wirklich freuen
kann oder nicht. Für das männliche Gehirn doch eine extreme
Belastung.
Den Kopf hingehalten für
das Projekt hat übrigens Charly Körbel. Das ist eine Frankfurter
Fussballlegende, kein Spieler hatte mehr Einsätze in der Fussball-Bundesliga.
Bei einer Online-Abstimmung über die Frage, welches Gehirn man
für das Projekt nehmen soll, landete Körbel übrigens vor dem
Physik-Genie und Nobelpreisträger Albert Einstein. Mir leuchtet
das ein, denn Einstein ist schon tot. Wie hätte mann dem noch
Fussballspiele zeigen sollen?

Fussballgucken
erfordert "höggschde Konzentration", wie Jogi Löw
sagt. Man muss alles um sich vergessen können. Mein Ziel ist,
nicht einmal mehr zu bemerken, wenn meine Frau mal wieder durchs
Fernsehbild läuft. Das wäre die höchste Stufe der Versenkung,
dann wäre ich ein Fussball-Buddha.
Eine
besondere Herausforderung stellt diesbezüglich die Fussball-WM
dar, die ja in zwei Wochen beginnt und auch vom Fussball-Laien
zum Anlass genommen wird, einen zu deutschen Gruppenspielen
einzuladen. Es gibt Mexikanisches vom Grill, weil der Gegner
Mexiko heisst, aber leider funktioniert der Fernseher auf der
Gartenterasse nicht. "Egal, Hauptsache zusammen, ist doch
ein schöner Abend", sagt sie dann, während ich panisch
darüber nachdenke, wie ich von hier weg und zu einem funktionierenden
Fernseher komme. In solchen Momenten schaue ich fassungslos
meine Frau an und denke an ... ach, an nichts.
|