Würde man beim Bäcker, auf
dem Schulhof oder in den sozialen Netzwerken herumfragen, welche
Spezies die schlimmste ist, die Antwort käme im Chor: "Die
Datenkrake ist es! Wird höchste Zeit, dass es dieser Krake an
den Kragen geht!"

Wo
Einigkeit sich breitmacht, da werden wir von der auf Achtsamkeit
geeichten "Dinge der Woche"- Eingreiftruppe hellhörig,
schliesslich gehört unsere Aufmerksamkeit und Sympathie gerade
auch jenen Geschöpfen, die keiner so richtig mehr hören mag.
Aus diesem Grund fragen wir die Nutzer sozialer Medien: Habt
ihr euch eigentlich mal überlegt, was ihr Facebook, Twitter
und Co. jeden Tage so zumutet? Glaubt ihr, das geht spurlos
an einer Datenkrake vorbei, wenn ihr ständig Katzenvideos hinausposaunt
oder eine Facebook-Seite für euren prostatakranken Hamster aufmacht?
Zugegeben,
die Vorrede ist uns ein wenig lang geraten, fast so lang wie
die allgemeinen Geschäftsbedingungen von Facebook. Um was es
uns geht, ist dies: Wir haben in diesen Tagen einen Menschenversuch
gestartet, von dessen Ausgang wir selbst gespannt waren. Der
Testlauf nahm frühmorgens irgendwo in Stuttgart seinen Anfang.
Eine Testperson stieg auf ein Fahrrrad und machte sich auf den
Weg nach München, das sie am selben Tag noch zu erreichen gedachte.
Als
ob dies nicht schon Heldentat genug sei, sattelte unsere Testperson
noch eins obendrauf: Sie bekundete vor der Abfahrt, dass sie
diese Fahrt unternehmen werde, ohne sich von unterwegs zu melden.
Medienexperten hegten ihre Zweifel, ob dies in Zeiten von Social
Media Posing, dem digitalisierten Backenaufblasen, gelingen
könne.
Mit jedem Kilometer wurde unserem
Probanden klarer, was für eine Herkulesaufgabe er da auf sich
genommen hatte, denn selbstverständlich erlebte er Dinge, von
denen er überzeugt war, dass die Welt zeitnah davon erfahren
sollte. Also da wären:

1.
Beim Getränkeauffüllen in einem Supermarkt in Geislingen / Steige
von einem Herrn den Tipp bekommen, doch die angenehmere Weiler
Steige statt der Waldhauser Steige zu nehmen. 2. In Dillingen
/ Donau bei einem Grossbäcker eine Leberkäsesemmel bestellt,
die nur mit zwei dünnen Wurstscheiben belegt war (armes Bayern!).
3. In Augsburg an eine Strasse gekommen, die den Namen Gentner
trägt, also nach einem VfBler benannt ist (Wir Schwaben müssen
zusammenhalten). 4. Unterwegs keinen einzigen Platten gehabt,
obwohl die Bayern, diese Furzklemmer, um Asche zu sparen, Wald-
und Feldwege mit Vorliebe grob schottern.
Unser
Mann hat durchgehalten. Kein Tweet noch sonst eine digitale
Lebensäusserung ist ihm entfleucht. Leicht ist es ihm nicht
gefallen. Vielleicht schreibt er ein Buch darüber.
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