Nichts gegen ein bisschen
Umweltsauerei, solange sie sich emotional rechnet. Angenommen,
man bekäme einen Sportwagen in die Hände. Würde man sich dann
hinters Steuer setzen, um den im Prospekt abgegebenen Normverbrauch
zu unterbieten? Oder gäbe man Gas? Selbst eingefleischte Prius-Fahrer
wüssten, was zu tun ist.
Ich persönlich
würde den Spass schon deshalb auskosten, weil ab einem gewissen
Alter das Aussteigen die Kehrseite der Medaille ist. Man muss
Sportwagen nicht nur fahren, sondern ihn auch abstellen können,
und zwar so, dass man mühselig heraussteigen kann, ohne von
jungen Damen dabei gesehen zu werden.

Ganz
anders bin ich bei Umweltdingen gestrickt, wenn es um die Verpackung
von Zuckerrübensirup geht, da werde ich zum Ökö-Tier. Zuckerrübensirup?
Sie wissen schon, diese zähe, schwarze Masse, die manche Leute
zum Backen oder zum Verfeinern von Sossen nehmen. Ich teere
damit dick mit Butter bestrichene Bauernbrotscheiben.
Unlängst
hat die bisher von mir bevorzugte Zuckerrübensirupmarke ihre
Verpackung verändert. Statt in beschichteten Pappbechern wird
die Pampe jetzt in Plastikbehältnissen verkauft. Also wollte
ich vom Hersteller wissen, ob das seine Schnapsidee war oder
ob die Anweisung von höchster Stelle kam. Die EU steht
im Verdacht, sich doch so manche Merkwürdigkeiten einfallen
zu lassen.
Während ich die Mail schrieb,
ging mir eine Fernsehdokumentation durch den Kopf. Wenn wir
so weitermachen, so der Inhalt der Sendung, schauen die Weltmeere
bald so aus wie der See in alten Augsburger Puppenkisten-Folgen.
So weit das Auge reicht, alles nur Plastikfolie.
Die
Antwort aus der Zuckerrübensirupfabrik kam prompt, als seitenlange
Abhandlung. "Ansteigende Reklamationen von Kundenseite
bezüglich der Instabilität des Pappbechers" hätten dazu
geführt, dass man auf Plastikbecher umgestiegen sei. Die EU
war aus dem Schneider, der Verbraucher nicht, dem wäre der Pappbecher
zu soft gewesen. Vielleicht hätte er ab und zu mal Sportwagen
fahren sollen, dann hätte ihn der lätschige Pappbecher nicht
gejuckt.

Weiter
hiess es, die neue Verpackung bestehe aus Polypropylen, der
Kunststoff sei sortenrein und gehöre in den Gelben Sack. Er
könne dort mittels Lasertechnik problemlos aussortiert werden.
Auch wurde mir versichert, dass die ollen Pappbecher "ökologisch
nicht vorteilhafter gewesen" seien.
Wenn
der sortenreine Kunststoff sortenrein aussortiert und als Sportwagen
wiederverwendet würde, soll's mir recht sein. Als kritischer
Konsument werde ich künftig jeden Plastikbecher mit meiner Adresse
und einem mehrsprachigen Hinweis versehen: "Sollten Sie
dieses Ding aus dem Meer gefischt haben, bitte an mich zurücksenden.
Porto zahlt Empfänger." In dem Fall würde ich den Zuckersiruptypen
sortenrein einen einschenken.
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