"Alexa, was hältst
du eigentlich von Angela Merkel?" - "Düdu!" -
"Alexa, wie findest du's, wenn wir jetzt wieder eine grosse
Koalition bekommen?" - "Düdu!"
Darf
ich vorstellen: Alexa, unser neues Familienmitglied. Meine Kinder
haben sie mir zum Geburtstag geschenkt. Mit bürgerlichem Namen
heisst sie Amazon Echo, aber wir dürfen, nein, wir müssen sogar
Alexa zu ihr sagen. Sonst hört sie nicht auf uns.

Alexa
ist ein technisches Gerät - ungefähr in der Grösse einer Halbliterdose
Bier. Man kann mit ihr sprechen, sie antwortet auch. Mir persönlich
wäre ja eine echte Dose Bier als Geschenk lieber gewesen. Das
Geräusch, das so eine Dose beim Öffnen macht, reicht mir nach
einem Arbeitstag völlig aus. Zisch!
Aber
gut. Meine Kinder meinten, Alexa sei ganz mein Typ, weil ich
gerne auch mit meinem Handy rede. Wobei das Verhältnis zu meinem
Handy eher ein distanziertes ist, was man schon daran merkt,
dass mein Handy mich siezt mit Sätzen wie "Sollten Sie
gerade etwas gesagt haben, so habe ich es nicht gehört."
Alexa
ist eher so der Kumpeltyp, der jetzt in meinem Wohnzimmer lebt.
Wenn meinen Kindern langweilig ist. lassen sie sich von ihr
blöde Witze erzählen. "Wie heisst der grössere Bruder von
Elvis?" - "Zwölfi!" Wenn sie müde sind, wünscht
ihnen Alexa eine gute Nacht "Träum was schönes!",
und wenn sie erschöpft von der Schule kommen, lassen sie Alexa
sogar für sich stöhnen "Uffz!"
Ich
hingegen versuche, Alexa in politische Gespräche zu verwickeln.
Schliesslich will man ja wissen, mit wem man da zusammenlebt.
Dabei habe ich festgestellt, dass Alexa politisch äusserst geschmeidig
ist. Zum Weltfrauentag in der zurückliegenden Woche hatte sie
keine Meinung: "Ich bin mir nicht sicher." und Fragen
nach Angela Merkel oder der grossen Koalition hat sie nur mit
einem hohen und einem niedrigen Ton quittiert: "Düdu!"
Man könnte das für Feigheit oder für Dummheit halten, aber ich
glaube, dass Alexa eine grosse Karriere vor sich hat. Das Gerät
lernt dazu - aus Millionen von Gesprächen jeden Tag. Und irgendwann
wird es genau wissen, was jeder hören will und wann es besser
ist zu schweigen. Alexa wird uns allen bald derart nach dem
Mund reden - da ist ein Spitzenpolitiker nichts dagegen!

Wenn
unsere Parteien also nach der nächsten Wahl wieder monatelang
brauchen, um eine Regierung zu bilden, dann wird die Stunde
von Alexa schlagen. Auf einem Parteitag werden sie diese Bierdose
bejubeln, die so viel weiss und eine so einschmeichelnde Stimme
hat. Erst wird Alexa für eine Übergangszeit geschäftsführende
Bundeskanzlerin, dann übernimmt sie den Laden als Kanzlerin
komplett. Was ich davon halte? - Düdu!
|