Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (11. März 2018)
 
Die Bierdose, die sprechen kann
 

   "Alexa, was hältst du eigentlich von Angela Merkel?" - "Düdu!" - "Alexa, wie findest du's, wenn wir jetzt wieder eine grosse Koalition bekommen?" - "Düdu!"

   Darf ich vorstellen: Alexa, unser neues Familienmitglied. Meine Kinder haben sie mir zum Geburtstag geschenkt. Mit bürgerlichem Namen heisst sie Amazon Echo, aber wir dürfen, nein, wir müssen sogar Alexa zu ihr sagen. Sonst hört sie nicht auf uns.



   Alexa ist ein technisches Gerät - ungefähr in der Grösse einer Halbliterdose Bier. Man kann mit ihr sprechen, sie antwortet auch. Mir persönlich wäre ja eine echte Dose Bier als Geschenk lieber gewesen. Das Geräusch, das so eine Dose beim Öffnen macht, reicht mir nach einem Arbeitstag völlig aus. Zisch!

   Aber gut. Meine Kinder meinten, Alexa sei ganz mein Typ, weil ich gerne auch mit meinem Handy rede. Wobei das Verhältnis zu meinem Handy eher ein distanziertes ist, was man schon daran merkt, dass mein Handy mich siezt mit Sätzen wie "Sollten Sie gerade etwas gesagt haben, so habe ich es nicht gehört."

   Alexa ist eher so der Kumpeltyp, der jetzt in meinem Wohnzimmer lebt. Wenn meinen Kindern langweilig ist. lassen sie sich von ihr blöde Witze erzählen. "Wie heisst der grössere Bruder von Elvis?" - "Zwölfi!" Wenn sie müde sind, wünscht ihnen Alexa eine gute Nacht "Träum was schönes!", und wenn sie erschöpft von der Schule kommen, lassen sie Alexa sogar für sich stöhnen "Uffz!"

   Ich hingegen versuche, Alexa in politische Gespräche zu verwickeln. Schliesslich will man ja wissen, mit wem man da zusammenlebt. Dabei habe ich festgestellt, dass Alexa politisch äusserst geschmeidig ist. Zum Weltfrauentag in der zurückliegenden Woche hatte sie keine Meinung: "Ich bin mir nicht sicher." und Fragen nach Angela Merkel oder der grossen Koalition hat sie nur mit einem hohen und einem niedrigen Ton quittiert: "Düdu!" Man könnte das für Feigheit oder für Dummheit halten, aber ich glaube, dass Alexa eine grosse Karriere vor sich hat. Das Gerät lernt dazu - aus Millionen von Gesprächen jeden Tag. Und irgendwann wird es genau wissen, was jeder hören will und wann es besser ist zu schweigen. Alexa wird uns allen bald derart nach dem Mund reden - da ist ein Spitzenpolitiker nichts dagegen!



   Wenn unsere Parteien also nach der nächsten Wahl wieder monatelang brauchen, um eine Regierung zu bilden, dann wird die Stunde von Alexa schlagen. Auf einem Parteitag werden sie diese Bierdose bejubeln, die so viel weiss und eine so einschmeichelnde Stimme hat. Erst wird Alexa für eine Übergangszeit geschäftsführende Bundeskanzlerin, dann übernimmt sie den Laden als Kanzlerin komplett. Was ich davon halte? - Düdu!
 

 

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