Ob ich für ein kurzes Video
zur Verfügung stünde, fragte eine Kollegin. Selbstverständlich
stünde ich, das tue ich schon deshalb, weil die Kollegin auch
sagt, dass das Video im Netz veröffentlicht werden soll. Ich
bin zwar kein Internetexperte und im festen Glauben an die Allmacht
des öffentlich-rechtlichen Fernsehen aufgewachsen, aber so viel
habe ich begriffen: Was im Netz steht, kann man auf der ganzen
Welt sehen, also auch in Bollywood und Hollywood.

Nichts
gegen die indische Küche, aber mich zieht es mehr nach Amerika.
Habe gelesen, dass den Studios seit diesem "Mee-too"-Geschichten
so langsam die männlichen Hauptdarsteller ausgehen. Wenn mich
mein Erinnerungsvermögen nicht trügt, habe ich mir gegenüber
Frauen noch nie etwas zuschulden kommen lassen, sieht man von
ein paar Zoten im Kreise von Geschlechtsgenossen ab. Aber was
kann ich dafür, dass ich damals einen sitzen hatte? Ausserdem
ist es mit sogenannten frauenfeindlichen Witzen so eine Sache.
Im Grunde zeigen die doch nur, wie wir Kerle ticken. Selbstentlarvung
ist der erste Schritt zur Besserung.
Auch
dass sich meine schwäbische Herkunft kaum verleugnen lässt,
sobald ich das Maul aufmache, spricht nicht zwangsläufig gegen
ein spätes Comingout als Hollywood-Star. Arni aus der Steiermark
haben die Amis auch mit Handkuss genommen.
Doch
nun zum Video-Dreh. Ich sollte in ein Smartphone sprechen und
Siri, der redegewandten Apple-Software, eine Frage stellen,
die mich gerade umtreibt. Da ich mir morgens beim Brötchen schmieren
in den Finger geschnitten hatte, musste ich nicht lang überlegen.
"Siri, werde ich das überleben?" Siri wollte wissen,
ob sie mich richtig verstanden habe und ich ein Bestatungsinstitut
suche. Mein Lachen schien sie zu verwirren. Sie bestrafte mich
mit Schweigen. Ich hasse das bei Frauen.
Sie
schwieg auch, als ich meine Brötchenschmierschilderung und die
Frage nach der Überlebenschance auf Wunsch der Kamerafrau wiederholte.
Aber immerhin erschien auf dem Display des Smartphones die Adressen
von drei Lokalitäten, in denen man frühstücken kann. Ich vermute,
es handelt sich um Läden, in denen sie einem die Brötchen belegt
servieren.

Die
Kamerafrau schien mein Talent zu erkennen. Sie liess mich die
Szene mehre Male wiederholen. Ich vermute, sie wollte alles
aus mir herausholen. Siri verlor aber die Lust. Sie sagte nur
noch "Ich habe dich nicht richtig verstanden." Unsere
Beziehung war nach wenigen Minuten auf einem Stand angekommen,
für den andere Paare Jahrzehnte brauchen.
Habe
ich eigentlich schon den Vornamen der Kamerafrau erwähnt? Sie
heisst auch Siri. Das ist praktisch, muss ich mir für meine
Dankesrede zur Oscar-Verleihung nur einen Namen merken.
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