Ja ... Nein ... Ich kann
sie schlecht hören. Wie? ... Störgeräusch! Melde mich! ..."
Ein Gesprächsfetzen wie viele andere in dieser Woche. Die Deutschen
hörten schlecht, weil sich ein heiserer Ton in ihre Ohren gefräst
hatt - so stark, dass Waschbecken über die Ufer traten, in den
Alpen Lawinen abgingen und Hundebesitzer ihren Schützlingen
Anti-Migräne-Tabletten ins Futter mischten.

Das
Phänomen hing natürlich irgendwie mit dem Niedergang der SPD
zusammen. Doch diesmal war nicht der Parteivorsitzende schuld,
jener tragikomische Don Quijote der Arbeiterbewegung. Die Rückverfolgung
der Störgeräusche endete nicht weit von ihm entfernt. Laut HNO-Experten
handelte es sich um Morbus Nahles, eine Krankheit mit diffuser
Symptomatik: Schwerhörigkeit, Lippenstift-Kraftmeierei und berstendem
Temperament. Sie wird von der SPD-Fraktionschefin viral bei
Parteitagsreden und in Talkrunden verbreitet und kann sogar
zu Meteoriteneinschlägen und Seebeben in küstennahen Gewässern
führen.
In den Reihen der künftigen
Koalitionspartner wappnet man sich mit Metallkrawatten und dem
erflehten Schutz der Mutter Gottes gegen die Gallionsfrau der
Sozialdemokraten. Diese hatte angekündigt, so lange zu krächzen,
bis alle quietschen. Kaum ein Konservativer konnte sich daran
erinnern, wann er zuletzt gequietscht hatte. Als die Mutti den
Pullunder der jungen Union zu heiss gewaschen hatte? Als er
beim Neujahrsempfang den sechsten Liter Augustiner an sich herunterlaufen
liess? Als er zum ersten Mal einem Parteifreund den Dolch in
den Rücken rammte und das Gefühl von Macht und Todesnähe verspürte?
Die
Verhandlungen werden jedenfalls zu einem Golgotha der modernen
Demokratie. Die SPD will alles aufbieten, was noch in den Arsenalen
lagert. Hunderttausende Parteizwerge sollen in Berlin aufmarschieren,
der Parteichef hat genügend nadelscharfe Spiegelstriche in seiner
Herrenhandtasche, mit denen er den Verhandlungsgegnern unerträgliche
Schmerzen zufügen kann. Man munkelt, er werde beim Punkt namens
"Sachgrundfreie Kassen-Beitragsbeimischung" zwei Unionspolitiker
gleichzeitig in seinen gefürchteten Schwitzkasten (den sogenannten
Schäfer-Gümpel) nehmen.

Klar
ist: Das Kreischen und Quietschen, das Ächzen und Poltern aus
Berlin wird die Republik nachhaltig verändern. Laut WHO wird
der Bedarf an Schmerztabletten um das Dreihundertfache ansteigen
- ein Problem, das die Zweiklassenmedizin herausfordert. Während
sich die Vermögenden in verschwiegenen Fachkliniken einer Entnahlisierungstherapie
unterwerfen, stieren die Kassenpatienten fiebernd auf ihr TV-Flachschirmgerät,
um sich abzulenken. Dort, im Selektionsdrama des Dschungelcamps,
herrschen Anmut, Raffinesse und gegenseitige Wertschätzung.
Und, es wird weder gewürgt noch gequietscht.
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