Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (21. Januar 2018)
 
Der Speck muss weg
 

   Es ist kaum mehr auszuhalten, überall hört man ein Ächzen und Stöhnen. Ein Anpassungsdruck geht durch das Land. Weniger war mal mehr. Jetzt heisst es, nichts ist alles. Dortmund ohne Aubameyang - warum nicht? Ein Kleiderschrank ohne ein einziges Teil von H&M? Noch vor Kurzem undenkbar. Und wer braucht eigentlich noch weisse, männliche Regisseure? Oder weisse Hotelbademäntel? Oder weisse Männer überhaupt?



   Man muss auch mal Nein sagen können, sagen jetzt viele. Zum Schweinehund, dem inneren und dem äusseren. Das gilt aber auch für Schweinshaxen. Meterwürste. Hornochsenschwänze. Presssäcke. All diese fiesen Herrenpralinen. Und so rinnen Schweiss und Galle in Sturzbächen aus den Schwarten und Poren der Talksshows und unsozialen Netzwerke und hinterlassen eine Spur der Leere. In den hunrigen Mägen der Republik gluckert es wie im aufgewühlten Wasserbett des Bachelors. Nach der Mästerei an den Festtagen drehen die Laufbänder nun völlig durch. Rappelvoll sind die Fitnessbuden, manch einer wähnt sich in einer Polithirnverstopfung oder dampfenden Detox-Brühe, übrigens ein Tip aus dem aktuellen Abnehmheft der "Brigitte". Oder war es in der "Emma"? Einerlei. Halb Deutschland sehnt sich jedenfalls nach der Traumfigur im realogrünen Badeschurz mit schwarzen Blockstreifen.

   Endlich schlank durch Kohlgemüse. Fit ohne Fun. Ein Klassiker der Harz-IV-Trennkostliteratur. Statt Kohl geht aber auch Merkel. Ein schwer verdauliches Winterkraut, gegen das immer noch keine Sozialdemokratenplauze gewachsen ist, und nicht nur die. Der Neo-Flexitarier Christian Lindner hat sich kürzlich daran den Magen verdorben und rührt das blähende Zeug aus dem bürgerlichen Bioladen nicht mehr an. Souschef Martin Schulz aus dem Groko-Kochstudio wagt es dennoch und gart im dünnflüssigen Eintopf ein fettfreies und ungerupftes Sondierungshühnchen für den kleinen Hunger zwischendurch und gegen das bittere Aufstossen aus der Basis.



   Leckerschmecker. Ein superflacher Bauch in 48 Monaten und Body-Mass-Index weit unter 20 Prozent! Kein Problem mit der Mutti aller Mitregierungsdiäten. Aber Vorsicht: Gerade beim rituellen Intervallfasten unter strenger unionstischen Aufsicht besteht die Gefahr der Selbstabschaffung durch Substanzverlust und Auszehrung, siehe Magermodell Sigmar "Ziggy" Gabriel. Der arme Mann lebt ja nur noch vom türkischen Tee!

   Ernährungswissenschaftler haben festgestellt, dass Linke nur dann erfolgreich abspecken, wenn sie drei Strategien beherzigen: Entweder weniger essen, konvertieren oder noch schneller hinterherhecheln. Nach der letzten entschlackenden Koalition im Schnellkochtopf mit Merkel sah der Sixpack der SPD aus wie das Gesicht von Ralf Stegner. Irgendwie unsexy.
 

 

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