Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (19. November 2017)
 
Dann bringe ich dein Hörnchen um
 

   Ich vergleiche die Politik immer mit dem wirklichen Leben und frage mich dann, warum der Staat so derart über seine Verhältnisse lebt, das Geld zum Fenster rauswirft und zugleich sein Zuhause verkommen lässt. Dann wird mir regelmässig erklärt, dass ich keine Ahnung hätte. Für einen Staat würden ganz andere Regeln gelten als für einen Privathaushalt. Mag schon sein, denke ich mir, aber vernünftig können diese Regeln nicht sein.

 

   Als derart schlichtes Gemüt ist bei mir von den Koalitionsverhandlungen in Berlin nur ein Satz von FDP-Chef Christian Lindner haften geblieben. Gefragt, was für ein Typ Bewohner die Liberalen in der angestrebten Wohngemeinschaft mit Union und Grünen denn wären, entgegnete er: ""Wir gehen nicht an den Kühlschrank und nehmen von den anderen die Sachen weg, und wir spülen unser Geschirr auch ab, wenn wir es benutzt haben!" Ich finde, dieser Satz gehört ganz an den Anfang eines Koalitionsvertrages. Man müsste da allerdings noch einiges schriftlich ergänzen, damit es nicht noch Ärger gibt.



   Meine Frau zum Beispiel ergänzt unseren persönlichen Koalitionsvertrag jeden Tag durch kleine Zettel. "Bitte stehen lassen!", steht da drauf oder "Bitte sorgfältig behandeln". Gemeint sind damit zum anderen Formulare, die ich mit unterschreiben muss. Das hat Mann davon, dass man sich im gemeinsamen Haushalt einbringt. Konsequentes Aufräumen ist nicht erwünscht.

   Wäre meine Famile  eine Jamaika-Koalition, würde ich meine Frau der Union zuschreiben. Immer schön doppelt die Wohungstür zuschliessen, damit kein Einbrecher reinkommt. Ich hingegen bin der pedantische Grüne, der überall sinnlos brennende Lichter ausschaltet und die Heizung herunterdreht. Meine Kinder wiederum sind eher Liberale. Warum denn Regeln aufstellen, wenn Paps und Mama sowieso hinter uns herräumen? Für den Koalitionsvertrag empfehle ich im Bereich der Küche ein Verbot des Einweichens. Wer seine Pfanne nicht putzt, sondern nur voll mit Wasser in die Spüle stellt, muss mindestens einmal extra den Müll runtertragen. Einweichen ist das, was man in der Politik Aussitzen nennt. Man täuscht Arbeit nur vor.



   Und dann war da noch dieses Dinkel-Nackenhörnchen, das meine Frau eines Morgens in der Mikrowelle liegen liess. Meine halb volle Teetasse aber - die hat sie vor der Arbeit schnell noch vom Tisch geräumt. Ich schrieb ihr eine Nachricht: "Wenn Du noch einmal meinen Tee wegschüttest, dann bringe ich Dein Nackenhörnchen um!" Meine Frau antwortete mir mit einem Lachen und einem Kuss. Was ich sagen will: Wer keinen Humor hat, der sollte keine Koalition eingehen.

 

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